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Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen

Titel: Blood Lily Chronicles 02 - Zerrissen
Autoren: Julie Kenner
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machen. Noch knallhärter. Noch böser.
    Und offenbar hatte das geklappt. Denn die Dunkelheit tobte in mir. Und ich konnte an gar nichts anderes mehr denken, als sie alle fertigzumachen.
    »Wir können da nicht einfach reinschneien und Clarence umbringen«, stellte Deacon fest.
    »Wir?«, fragte ich zurück. »Nein, nein, nein! Das ist eine persönliche Angelegenheit. Die betrifft nur mich.«
    »Das ist mir scheißegal.«
    »Und mir bist du scheißegal«, konterte ich und stellte so meine Fähigkeit zum geschliffenen Diskurs unter Beweis. »Er ist mein Betreuer. Ich komme an ihn ran. So nah, dass ich ihm das Schwert ins Herz stoßen kann.« Mein Plan bestand darin, in Alice’ Wohnung zurückzufahren, Clarence anzurufen und so zu tun, als wäre ich ein folgsamer Fußsoldat. Ob er mir glaubte, spielte keine große Rolle, Hauptsache, er kam. Aber wenn er zur Tür reinspazierte und Deacon neben mir stehen sah, war das Überraschungsmoment dahin. Und aus einem hübschen, sauberen Mord würde ein Blutbad werden.
    So sehr mir die Vorstellung gefiel, Clarence in einer Lache seines Bluts den Geist aufgeben zu sehen, so bevorzugte ich für diese Aufgabe doch die feinsinnige Herangehensweise: ihn bei den kurzen Zotteln zu packen und ihm die Klinge quer über den fetten Hals zu ziehen.
    »Abgesehen davon«, fuhr ich fort, »muss ich ihm möglichst nah kommen. Das weißt du ganz genau. Wenn ich nicht in seine Gedanken eindringen kann, ist die Sache gelaufen, bevor sie überhaupt begonnen hat.«
    Ich hatte bei allem, was mir heilig war, geschworen, ich würde sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um die Pforte zu schließen. Doch dabei gab es ein sehr grundlegendes Problem: Für Türen braucht man Schlüssel. Und wenn wir nicht in Erfahrung bringen würden, wo sich dieser spezielle Schlüssel befand, wären wir ziemlich aufgeschmissen.
    Deacon und ich wussten genau, dass Clarence nie und nimmer die Beschwörungsformel verraten würde, mit deren Hilfe wir den legendären Schlüssel finden könnten, der die Neun Pforten der Hölle endgültig schließen würde.
    Ehrlich gesagt: Wir wussten nicht einmal, ob Clarence diese Formel überhaupt kannte. Aber genau das musste ich eben herausfinden, indem ich in seinen Gedanken herumstocherte. Wenn er sie kannte, könnten wir den Zauberspruch anwenden, um auf meiner Haut eine Landkarte mit dem Standort zu erzeugen. Eine zwar praktische, aber auch irgendwie abartige Nebenwirkung, wenn man die Frau aus einer Prophezeiung ist.
    »Sobald er spitzkriegt, dass du in seinem Kopf unterwegs bist, nimmt er dich aus wie eine Weihnachtsgans«, warnte Deacon. »Und er mag ja aussehen wie ein Frosch, aber ich gehe jede Wette ein, dass er über blitzschnelle Reaktionen verfügt. Es kann gut sein, dass er dich in Stücke reißt und du auf ewig in einer Holzkiste landest.«
    »Ich glaube, mit Clarence werde ich fertig«, entgegnete ich, obwohl er natürlich recht hatte. Ein weiterer Bonus meiner Existenz als Superbraut war Unsterblichkeit. Und die Vorstellung, die Ewigkeit zwar bei Bewusstsein, aber sechs Fuß unter der Erde zu verbringen, war der Stoff, aus dem meine Albträume waren.
    Außerdem: Wenn ich auf einen Dämon mit telepathischen Kräften träfe, könnte mein Hirn irreparable Schäden erleiden. Und da Clarence just diese Fähigkeit hatte, musste ich die Möglichkeit einkalkulieren, dass er mir einen Arschtritt verpasste, ohne auch nur einen Zeh zu rühren.
    »Du bist wichtig, Lily! Setz dein Leben nicht aufs Spiel.«
    Die Ironie war unüberhörbar, und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
    »Wichtig«, wiederholte ich. »Das Gleiche hat mir Clarence auch schon mal gesagt.«
    »Ich bin nicht er. Ich nutze dich nicht aus.«
    Ich wollte schon widersprechen, ließ es aber dann doch. Tatsache war, dass ich Deacon immer noch nicht traute, trotz dieses unerklärlichen Bandes, das ich zwischen uns spürte. Ich traute überhaupt niemandem. Die Lektion mit Clarence hatte ich gelernt, und ehe ich nicht in jemandes Hirn schauen konnte, ging ich davon aus, dass der Betreffende seine eigenen Ziele verfolgte und ich nur ein Bauer in seinem Spiel war.
    Überflüssig zu erwähnen, dass mir diese Rolle nicht sonderlich lag.
    »Irgendwann musst du jemandem vertrauen«, sagte Deacon. Er blickte mir direkt in die Augen, und ich sah mein Spiegelbild in den schwarzen Gläsern seiner Brille.
    »Nein«, widersprach ich. »Muss ich eben nicht.« Ich hatte schon mit ihm zusammengearbeitet. Ich hätte mit ihm auch noch ganz
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