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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang
Autoren: Carter Brown
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werde ich hier doch willkommen sein,
stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte er ohne jede
Begeisterung.
    Ich drehte mich um und ging,
ehe er an dem Wort noch ersticken konnte.
     
     
     

4
     
    »Geht es Ihnen auch bestimmt
gut, Rick?« fragte Angela ängstlich.
    »Habe mich nie besser gefühlt«,
knirschte ich.
    »Ihr Gesicht sieht schrecklich
aus!« sagte sie.
    »Das haben Sie mir schon gesagt«,
antwortete ich. »Und zwar mindestens viermal.«
    »Tino war mir immer widerlich«,
sagte sie. »Schon als ich noch im Haus wohnte. Er ist ein Sadist!«
    »Und außerdem eine Art
Leibwächter?«
    »Das nehme ich an.« Sie erhob
sich von der Couch, ging zur Bar hinüber und machte sich einen Drink. »Wenn
Benny zu Hause war, hielt er sich immer in seiner Nähe auf, und wenn Benny
ausging, ging Tino mit ihm.«
    »Wie lange haben Sie dort
gewohnt?«
    »Etwa drei Wochen.« Sie zuckte
die Schultern. »Benny wollte mich groß ins Geschäft bringen, verstehen Sie?
Wollte mir den richtigen Agenten suchen und so weiter. Nach zwei Wochen brachte
er dann Heiskell an.« Sie kicherte. »Wenn sich ein
Mädchen erst mit Sam Heiskell abgegeben hat, dann
landet es als Stripperin in irgendeinem miesen Klub oder als Schlimmeres. Es
war ungefähr zu dieser Zeit, daß ich meine Illusionen verlor.«
    »Und Sie verließen Langan ?«
    »Im gegenseitigen
Einverständnis. Eines Nachts sagte ich ihm, daß er mich zu Tode langweile und im Bett ungefähr so tüchtig sei wie ein
Eunuch. Deshalb ließ er mich von Tino hinauswerfen. Aber hinterher schickte er
mir Blumen und einen hübschen kleinen Scheck, damit ich ihm keine
Unannehmlichkeiten machte.«
    Sie trug ihr Glas zur Couch
zurück und ließ sich neben mir nieder: ein blauäugiger, Rotschopf mit einer
Menge Sex-Appeal. Plötzlich tat mein Gesicht gleich nicht mehr so weh.
    »War auch Victor Bonetto auf der Party?« erkundigte ich mich leichthin.
    »War das der Mann, der mit Art Stillman kam?« fragte sie ebenso beiläufig dagegen.
    »Sie kennen ihn?«
    »Er kam ein paarmal vorbei, als
ich noch im Haus wohnte«, berichtete sie. »Benny verlor keine Zeit mit
Belanglosigkeiten, wenn Bonetto zu Besuch war. Er
schien richtig Angst vor ihm zu haben.«
    »Victor Bonetto ist oberste Schublade«, zitierte ich. »Oder das behauptet Benny jedenfalls.«
    »Für mich war er einfach ein
Schleimer«, sagte sie. »Wie ein Reptil.«
    »Benny behauptet, Art Stillman hätte mit Drogen gehandelt.«
    »Das kann ich nicht glauben«,
sagte sie. »Auf der Party schien er mir ein richtig netter Kerl zu sein.«
    »Das war ein langer Abend für
mich«, seufzte ich. »Würden Sie mir auch einen Drink bringen?«
    »Bourbon brauchen Sie nicht«,
sagte sie leise. »Sondern eine andere Art Entspannung. Soll ich Ihnen zeigen,
welche?«
    Meine Antwort wartete sie erst
gar nicht ab. Sie rückte nahe an mich heran, legte mir die Hand aufs Knie und
hob mir das Gesicht einladend entgegen. Ich küßte sie. Doch gerade, als ich auf Skorpionjagd gehen wollte, löste sie sich von mir und
stand auf.
    »Tut mir leid, Rick.« Um
Entschuldigung bittend verzog sie das Näschen, und wieder tanzten die
Sommersprossen. »Ich brauche dabei Musik.«
    »Musik?« staunte ich.
    »Stereomusik«, fuhr sie fort.
»Ganz gleich welche, Hauptsache, sie ist laut genug.«
    »Warum laut?«
    »Wenn ich mich aufrege«, sagte
sie fast verschämt, »dann schreie ich immer so.«
    »Von mir aus kannst du ruhig
schreien«, beruhigte ich sie.
    »Aber dann bekomme ich
Hemmungen«, erläuterte sie. »Wenn die Musik jedoch laut genug ist...«
    »Hemmungen können wir nicht
gebrauchen«, murmelte ich, erhob mich von der Couch und ging zum Plattenspieler
hinüber. Ich suchte die erstbeste Platte aus und drehte die Lautstärke voll
auf. Erst als ich wieder bei Angela auf der Couch war, merkte ich, daß ich die
Ouvertüre zu Wilhelm Teil aufgelegt hatte. Aber das spielte keine Rolle mehr.
    Ich ließ mir Zeit. Ich ließ mir
Zeit und konzentrierte mich so stark, daß ich mehrere Sekunden brauchte, um zu
merken, daß Angela sich die Seele aus dem Leib schrie. Als mein Verstand mir
sagte, daß jemand die Musik abgestellt haben mußte, war es zu spät.
    »Das war eine ganz erstklassige
Vorstellung«, sagte eine bewundernde Stimme.
    »Stimmt, Earl«, antwortete eine
andere. »Ich sage ja schon immer, es ist der einzige Sport, bei dem die
Amateure besser sind als die Profis.«
    Ich wandte ruckartig den Kopf:
da standen sie und lächelten wohlwollend. Mit einem schnellen Satz kam ich
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