Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
Autoren: Jutta Profijt
Vom Netzwerk:
wie der Espresso, den Sie mir angeboten haben, aber er ist erträglich.
     Besonders die Sorte Cappuccino.«
    »Gern«, sagte ich, um das Unabwendbare noch ein wenig hinauszuzögern.
    Stahl sprang auf, eilte mit langen Schritten an mir vorbei und erschien zwei Minuten später mit zwei Plastikbechern. Er stellte
     einen vor mich hin, setzte sich auf seinen Stuhl, drehte seinen Becher zwischen den Händen und blickte mir endlich ins Gesicht.
     »Erst mal möchte ich mich entschuldigen, dass ich bei unserem letzten Treffen so unhöflich zu Ihnen war.«
    Wie bitte?
    »Ich war sehr frustriert, weil Funk mir schon wieder entwischt war und   …«
    »Aber Sie hatten allen Grund, sauer zu sein. Ich hätte Sie nicht anlügen und das Foto nicht an meinen Vater schicken sollen.«
    Zum Teufel, was lief hier ab? Jetzt hatte ich mich selbst entschuldigt, obwohl ich doch eigentlich rasend wütend auf den blöden
     Kommissar war. Lag das an dem Kaffee? Allerdings war die Vorstellung, der Kaffee im LKA würde mit bewusstseinsverändernden
     Drogen aufgepeppt, wirklich zu lächerlich. Ich musste ein Grinsen unterdrücken. War das ein beginnender hysterischer Anfall?
     Der ging doch oft mit unangemessener Heiterkeit einher, oder? Ich räusperte mich.
    Stahl räusperte sich ebenfalls. »Das war sicher nicht sehr hilfreich, aber doch verständlich. Vorausgesetzt, Siekannten die besondere Beziehung zwischen Herrn Funk und Ihrem Vater nicht«, sagte Stahl. Dabei sah er mich mit einem durchdringenden
     Blick aus seinen braunen Augen an.
    »Besondere Beziehung?«
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Beziehung zu Ihrem Vater.«
    Ich trank noch einen Schluck Cappuccino. Er schmeckte wirklich nicht schlecht. »Es gibt eigentlich keine, das habe ich Ihnen
     ja schon bei unserem letzten Gespräch gesagt. Dieses Telefongespräch und das Foto waren der erste und letzte direkte Kontakt,
     den ich zu ihm hatte.«
    Stahl nickte langsam. »Dann wissen Sie auch nicht, dass Ihr Vater und Funk, äh, Geschäftspartner waren?«
    »Geschäftspartner?« Ich kapierte nicht, was er damit sagen wollte.
    »Ihr Vater hat Funk in die bessere Gesellschaft eingeführt und dafür Provision kassiert.«
    »Provision?« Langsam kam ich mir wie ein lächerlicher Papagei vor, aber noch immer hatte ich nicht verstanden, worauf diese
     Sache hinauslief.
    »Ihr Vater hat mit dem Betrüger Werner Funk gemeinsame Sache gemacht. Die spanischen Kollegen haben ihn festgenommen. Er und
     Funk belasten sich gegenseitig. Was für uns ganz prima ist, weil jeder detailliert auspackt. In der Schnittmenge der beiden
     Aussagen liegt dann irgendwo die Wahrheit über diese sehr lohnende Zusammenarbeit.«
    Mir fiel der Unterkiefer herunter. Mein Vater war ein Betrüger? Das glaubte ich nicht. Er war reich, gut aussehend und verkehrte
     in den besten Kreisen. Verdammt noch mal, er war doch ein Mitglied des Hochadels!
    »Ihr Vater hatte sich verspekuliert«, sagte Stahl, der meinen vermutlich absolut dämlichen Gesichtsausdruckoffenbar richtig deutete. »Mit diversen Immobilien, an der Börse, das ganze klassische Programm. Sein Lebensstil war wahnsinnig
     teuer, seine Unternehmen kämpften genau wie alle anderen mit der Krise, er brauchte Geld. Da kam ihm Funk gerade recht.«
    Ich war unfähig, etwas zu erwidern. Meine ganze Welt fiel in sich zusammen. Jahrelang hatte ich davon geträumt, Kontakt zu
     meinem Vater aufzunehmen, und als es endlich so weit war, stellte er sich als Betrüger heraus.
    »Es tut mir leid«, sagte Stahl zum wiederholten Mal.
    Er legte mir ein Blatt Papier vor, auf dem meine Aussage bereits vorformuliert war. Alles, was er nicht unbedingt für seine
     Ermittlungsberichte benötigte, hatte er weggelassen, sodass es kein Geständnis über eine gefälschte Identität oder meine unablässigen
     Lügen war, sondern nur die Aussage über das Foto, auf dem ich den Ring meines Vaters erkannt und an ihn weitergeleitet hatte.
     Ich nahm den angebotenen Kugelschreiber und unterschrieb.
    »Danke.«
    Ich nickte.
    »Übrigens, sehr schade, was mit Ihrem Blog passiert ist.«
    Ich starrte ihn an.
    Stahl wurde rot. »Ich habe den Blog natürlich verfolgt, nachdem das Foto von Funk dort aufgetaucht war. Aus beruflichem Interesse.
     Es hat mir aber wirklich sehr gefallen. Schade, dass Sie ihn nicht mehr weiterführen.«
    Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Stahl hatte meine Identität verraten. Ob bewusst oder unbewusst, wusste ich nicht,
     aber die Sache lag eindeutig auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher