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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
Autoren: Jutta Profijt
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hast«, schrie ich mit überschnappender
     Stimme.
    »Das ist nicht wahr.« Jetzt klang selbst Jasmins Stimme ein bisschen ärgerlich. »Jake ist absolut vertrauenswürdig. Besonders
     in dieser Beziehung   …«
    »Erzähl den Scheiß jemand anderem.«
    Ich legte auf.
     
    Stefan war bei seiner Hörgeräteakustikerin, konnte mich also auch nicht trösten, daher starrte ich noch eine Stunde lang in
     die Glotze, ohne etwas wahrzunehmen, und wankte dann ins Bett. Aus reiner Erschöpfung schlief ich diese Nacht besser, fühlte
     mich aber am Samstagmorgen beim Aufwachen wieder nicht erholt. Ich ging mit Sergeant Pepper spazieren, holte Croissants und
     frühstückte ausgiebig. Zum ersten Mal seit der Gehirnerschütterung hatte ich wieder Appetit. Immerhin etwas.
    Alle zehn Minuten kontrollierte ich mein Handy. Es war eingeschaltet, der Akku hatte volle Leistung, und es hatte Empfang,
     aber Thomas rief nicht an. Warum nicht? Hatte er keine Zeit? Oder keine Lust? Oder doch irgendwie erfahren, dass ich Millie
     war?
    Sollte ich abwarten? Oder ihn anrufen? Was sagte denn Vanessa Goodheart dazu? Ich suchte den Ratgeber und blätterte darin
     herum. Ich war sicher, dass darin auch das Wer-ruft-wen-an-Thema kommentiert werden würde, und ich hatte recht.
     
    Frage von Sandra O.: Ich habe einen Mann kennengelernt, und wir sind mehrmals ausgegangen, aber jetzt meldet er sich nicht
     mehr. Was soll ich tun?
    Antwort von Vanessa Goodheart: Das kommt darauf an, was Sie erreichen wollen. Wenn Sie wissen wollen, wie wichtig Sie ihm
     sind, rufen Sie nicht an. Wenn Sie ihn sehen wollen, rufen Sie ihn an. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Frauen
     dürfen Berufe ausüben, Eigentum besitzen, wählen gehen, ihren Ehepartner auswählen, die Pille nehmen und Schwangerschaften
     abbrechen. Was soll im Gegensatz dazu die Ziererei, wenn es darum geht, wer anruft, wer eine Einladung ausspricht oder wer
     den ersten Schritt zum Sex macht? Wollen Sie
eine partnerschaftliche Beziehung auf gleicher Augenhöhe? Dann benehmen Sie sich so.
     
    Jawoll, dachte ich. Recht hat sie. Warum soll ich wie Rapunzel in meinem Turm sitzen und darauf warten, dass mich jemand erhört?
    Ich wählte Thomas’ Handynummer. Er meldete sich nicht. Ich schrieb ihm eine SMS, dass ich ihn gern sehen würde. Heute oder
     morgen, wann immer es ihm passte. Dann machte ich mir noch einen Milchkaffee in der Hoffnung, bald eine Nachricht zu bekommen,
     mit einer Uhrzeit und einem Treffpunkt. Aber nichts geschah.
    Irgendwann sah ich ein, dass ich es mir nicht leisten konnte, hier untätig herumzusitzen. Meine Wohnung war nach dem Einbruch
     noch nicht aufgeräumt, dabei würde ich bald wieder dort wohnen, denn ich nahm an, dass Sabines Rückkehr unmittelbar bevorstand.
     Ich sollte also meine Bude in Ordnung bringen, damit ich jederzeit Sabines Penthouse verlassen konnte. Eine tolle Beschäftigung
     für das schlimmste Wochenende meines Lebens.
     
    Sabine kam am Montagmorgen um neun Uhr dreißig in Düsseldorf an. Stefan und ich standen am Ankunftsgate. Er hatte dunkle Ringe
     unter den Augen von seinem Liebeswochenende mit der Akustikerin, ich hatte immer noch ein Veilchen, das inzwischen in allen
     möglichen Grüntönen schillerte. Die anderen Wartenden hatten uns interessierte Blicke zugeworfen, sich mit den Ellbogen angestoßen
     und gegrinst. Irgendwann wurde es Stefan zu blöd. Er wies auf mein Veilchen und sagte laut: »Das habe ich ihr verpasst. Wer
     will noch eins?« Nach einigen gezischten Verwünschungen war dann endlich Ruhe. Stefan grinste zu mir hinunter, ich zu ihm
     hinauf.
    Er war schon ganz okay. Er würde mir fehlen.
    »Lulu!«, gellte es plötzlich durch die Halle.
    Da stand sie: Sabine. Sie war abgemagert, die Klamotten schlotterten um ihre klapprigen Schultern und die dünnen Beine. Die
     Haut war tief gebräunt, das Haar an den Spitzen platinblond, am Ansatz halb dunkel, halb grau (!) nachgewachsen und verfilzt.
     Ihre Augen schwammen in Tränen.
    »Und Stefan!«
    Sie fiel uns beiden gleichzeitig um den Hals, ließ ihren Gepäckwagen einfach mitten im Weg stehen, die anderen Reisenden mussten
     ihn zur Seite schieben, um durchzukommen.
    »Mein Gott, ist das schön, endlich wieder zu Hause zu sein«, schluchzte sie.
    Stefan schulterte ihren Rucksack, der vor zehn Wochen brandneu gewesen war und jetzt aussah, als wäre er die letzten zwei
     Wochen an einem langen Strick hinter einem Trecker hergezogen worden. Wir packten sie links und
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