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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2
Autoren: Alexey Pehov
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der Dunkelheit.
    »Yumi sagwat, du sollst die Angweln nehmen. Die sind nicht so solide. Eine würde schon reichen. Versuch es, Magwier.«
    Shen nickte. Während er sich der Befreiung der beiden annahm, rannte ich schon zum Ausgang und trat gegen die stählerne Tür, allerdings ohne mir im Grunde etwas davon zu versprechen. Und in der Tat: Sie war verschlossen, vermutlich sogar mit einem Riegel. Der Stahl war zwar nicht sehr dick, von eher minderer Qualität und schon ziemlich verrostet, trotzdem gelang es mir nicht, ihn zu durchschlagen. Und durch das kleine Fenster über der Tür könnte nur eine Katze kriechen, kein Mensch.
    »Shen? Wie weit bist du?«
    »Ich stecke fest. Mein Funke bockt. Ich habe bis jetzt erst eine Angel ein wenig angeschmolzen. Letzten Endes ist Feuer einfach nicht mein Element.«
    Ich dachte bloß an das abgeschmurgelte Gitter seiner Zelle und verkniff mir jede Bemerkung.
    »Tut mir leid, Blasge«, sagte ich, als ich noch einmal zur Zelle der beiden zurückging. »Anscheinend können wir euch nicht helfen. Wir kommen selbst nicht raus. Die Tür ist zu.«
    Statt mir zu antworten, rammte Ghbabakh jedoch bloß seinen massigen Leib gegen das Gitter. Die Angel – von Shens Magie bereits angegriffen – gab tatsächlich nach.
    »Ihr solltet jetzt besser zur Seite gwehen«, sagte er und verzog das Froschmaul zu einem Grinsen. Dann nahm er Anlauf und preschte mit aller Kraft gegen das Gitter. Die Tür fiel krachend wie ein aus einer Schleuder abgefeuerter Stein in den Gang.
    »Alle Achtung!«, presste Shen erstaunt heraus.
    »Jetzt war das nur ein Kwinderspiel. Man müsste schon gwebrechlich sein, um zu scheitern«, sagte Ghbabakh. »Das ist Yumi.«
    Der Waiya saß im Widerrist des Blasgen, ohne die giftigen Stacheln des Kamms zu fürchten. Er war nicht sehr groß, vielleicht etwas größer als eine gut genährte Katze. Mit den spitzen Zähnen, den listigen schwarzen Augen und den riesigen Ohren ähnelte er am ehesten einem Fuchs.
    Da der Körper bis auf den rosafarbenen Bauch mit einem kurzen dunkelgrünen Fell bedeckt war, konnte er auf Kleidung verzichten. Die schmalen Finger und Zehen glichen denen von uns Menschen und hatten spitze schwarze Nägel. Ein elastischer Schwanz war mit spärlichem Haarwuchs bedeckt.
    »Aus, du Hund!«, murmelte Yumi leise und senkte den Blick.
    »Er schämt sich«, erklärte der Blasge.
    »Kannst du die Tür vorn eintreten?«, wollte ich wissen, ohne länger auf das Begrüßungsritual Rücksicht zu nehmen. Seit über uns alles verstummt war, waren bereits zehn Minuten verstrichen. Ich fürchtete immer mehr um Lahen. Wieder und wieder hatte ich versucht, sie in Gedankensprache zu rufen, bisher stets vergeblich.
    »Muss mir das Dingwa mal angwukwen«, sagte Ghbabakh und ging zur Tür.
    »Was glaubst du, was da oben geschehen ist?«, wollte Shen von mir wissen.
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist das ja Lepras besonderer Sinn für Humor. Oder eine Prüfung: Die alte Hexe möchte gern sehen, wie du dich jetzt verhältst.«
    »Also …«
    »Was erwartest du für Antworten, wenn du mir solche Fragen stellst? Solange wir nicht aus diesem Loch heraus sind, werden wir’s nicht wissen. Wie sieht’s aus, Ghbabakh?«
    »Es würde langwe dauern und viel Kwaraft kwosten. Aber Yumi sagwat, er öffnet den Riegwel auf der anderen Seite.«
    Der Waiya sprang geschmeidig wie eine Katze von der Schulter des Blasgen zu Boden, klammerte sich mit den Nägeln an kaum sichtbaren Unebenheiten in der Mauer fest und kletterte flink zu dem Fenster hinauf, zwängte sich hindurch – und war auf der anderen Seite.
    Etwas rumpelte, Yumi schnaufte, dann legte er den Riegel zurück.
    »Yumi sagwat, die Tür ist offen.«
    Ich stürmte die Treppe hoch, trat gegen die Tür – und sofort stieg mir Brandgeruch in die Nase. Es war früher Abend, die untergehende Sonne verschmolz mit den Flammen, die aus den brennenden Pferdeställen aufstiegen. Die Tiere, die in ihnen gefangen saßen, wieherten panisch. Der Himmel im Westen prangte in schierem Violett: Ein Unwetter rückte heran.
    Neben der Tür lehnte eine Sense an der Wand. In Ermangelung einer besseren Waffe nahm ich sie an mich. Shen schnappte sich kurzerhand eine Sichel.
    »Ich glaube, hier trennen sich unsere Wege, Blasge. Vielen Dank für eure Hilfe.«
    »O nein, wir gwehen noch nicht wegwa«, sagte er. »Wir retten erst mal die Pferde!«, erklärte der Blasge und rannte zu den Ställen hinüber, Yumi auf der Schulter.
    Ich zuckte bloß mit den
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