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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller
Autoren: Stuart MacBride
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gut.« Wee Hamish hielt einen fabrikneuen Klauenhammer hoch. »Nun, wir haben ja keine Eile, also lasst euch ruhig Zeit. Möchtet ihr, dass Reuben und ich draußen warten?« Er deutete auf den dicken Mann, der zurückwinkte. Sein Gesicht war eine unförmige Masse aus Narbengewebe und einem lückenhaften Bart.
    »Nein, nein, ihr stört uns nicht.« Sie nahm den Hammer, und Wee Hamish nickte.
    »Gut, also dann – er wartet auf euch.«
    In der Mitte des betonierten Mittelgangs hatten sie auf einer Unterlage aus Stroh ein paar Holzpaletten platziert. Ein Mann war mit ausgebreiteten Armen und Beinen an das Holz gebunden. Eine Seite seines Kopfs war geschwollen und aufgeplatzt, bedeckt mit einer rotbraunen Maske aus getrocknetem Blut. Er war groß und kräftig, mit beginnender Stirnglatze, das lange Haar im Nacken verfilzt und glänzend.
    Er murmelte etwas in seinen Knebel und funkelte sie mit einem Auge an, als Hilary Simon McLeod über den Betonboden führte. Eine breite Sonnenbrille verbarg Simons vernarbte Augenhöhlen.
    Wee Hamish hüstelte. »Es tut mir leid, dass wir den anderen nicht heranschaffen konnten. Ich fürchte, der Polizist, der an der Aktion beteiligt war, war … Nun, wie dem auch sei. Ich bin sicher, dass wir das später noch nachholen können.«
    Hilary drückte Simon den Hammer in die Hand. »Er gehört dir.«
    Simon bleckte die Zähne und tastete sich am Bein des übel zugerichteten Mannes entlang, bis er zum Knie kam.
    Das Opfer wand sich und zerrte an seinen Fesseln, doch die Seile waren schön fest gespannt. Er konnte sich nicht vom Fleck rühren.
    Simons erste drei Hammerschläge verfehlten das Ziel und krachten auf die Holzpalette. Der vierte streifte das Bein des Mannes, der fünfte landete krachend auf seinem eigenen Handrücken. »SCHEISSE, VERFICKTE GOTTVERDAMMTE SCHEISSE!« Er schleuderte den Hammer von sich, ging in die Hocke und lutschte an seinen Knöcheln.
    »Bist du okay, Schatz?«
    »Nein, bin ich nicht, verdammt! Ich bin blind! Ich kann nicht mal mehr jemanden zum Krüppel schlagen!«
    Hilary stand auf und ging hinüber, um den Hammer vom Boden aufzulesen. Ein paar Strohhalme hatten sich zwischen den Zinken verfangen; sie zupfte sie heraus und ließ sie auf den Boden fallen. »Ich mache es.«
    Wee Hamish legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ist schon in Ordnung, Hilary, meine Liebe; Reuben wird sich um alles kümmern. Nicht wahr, Reuben?«
    »Wär mir ein Vergnügen, Miss Brander.«
    »Geh nur ins Haus und sag Mrs. Williamson, sie soll dir eine schöne Tasse Tee machen.«
    Hilary wog den Hammer in der Hand. »Danke, aber es sollte jemand aus der Familie sein. Und Colin kann es nicht machen – nicht, solange die Polizei ihn auf Schritt und Tritt überwacht. Ich bin es Simon schuldig …«
    Der erste Schlag war noch zögerlich. Der zweite schon fester. Der dritte so hart, dass der Knorpel riss und der kräftige Mann hinter seinem Knebel schrie. Immer weiter und weiter drosch sie auf das Kniegelenk ein, dass das Blut nur so spritzte und das Geräusch nasser und nasser wurde, bis der Hammer auf den blanken Knochen traf. Dann war es Zeit für Knie Nummer zwei.
    Sie blickte auf. Fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, um die kleinen roten Tropfen von Wangen und Stirn zu wischen, doch es gelang ihr nur, sie noch mehr zu verschmieren.
    Simon lächelte sein Schlafzimmerlächeln und lauschte, als das Krachen und Knirschen wieder einsetzte. Sie konnte sehen, wie seine Hose sich ausbeulte. Das erste Mal seit Jahren …
    Das würde eine ganz besondere Nacht werden.
    Sie grinste und machte sich daran, die Ellbogen des kräftigen Polen zu bearbeiten.
    Detective Sergeant Pirie kniff die Augen fest zu und versuchte sich einzubilden, er sei irgendwo anders. Irgendwo, ganz gleich wo, nur nicht hier, wo er auf der Seite in einem leeren Schweinekoben lag, klatschnass von seinem eigenen Blut. Handschellen an den Händen, einen Knebel im Mund. Zitternd vor Kälte. Schwankend zwischen Wachen und Bewusstlosigkeit. Weinend. Und betend.
    Dann hörte das Hämmern auf, und der polnische Hüne wurde fortgeschleift.
    Die Stalltür schwang knarrend auf.
    Pirie konnte hören, wie sich die Schweine quiekend um irgendetwas balgten. Und dann war Reuben wieder da, sein großes vernarbtes Gesicht zu einem Grinsen verzerrt.
    »Du bist dran.«

II Präsidium der Grampian Police – Montag
    DI Steel wartete vor DCI Finnies Büro auf ihn, lässig an die Wand gelehnt, die Hände tief unter die Achseln geklemmt. Sie zog
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