Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Wut

Blinde Wut

Titel: Blinde Wut
Autoren: Peter Scheibler
Vom Netzwerk:
beobachtet?« wollte der Arzt jetzt von dem Streifenpolizisten wissen, aber der schüttelte nur den Kopf.
    »Keine Bewegung? Gar nichts?« insistierte der Arzt.
    »Nein, nichts.«
    »Dann hat es auch keinen Sinn, weitere Reanimierungsmaßnahmen durchzuführen. Kümmern wir uns lieber um die anderen«, meinte der Arzt, der offensichtlich überfordert war. Drei Tote oder Halbtote waren einfach zuviel für ihn. Eigentlich müßte er das Kind jetzt abtransportieren lassen, aber da war ja auch noch der Mann, um den er sich noch gar nicht gekümmert hatte.
    »Darf ich Sie bitten, für den Abtransport noch einen zweiten Rettungswagen zu bestellen?« wandte der Arzt sich an den anderen Streifenbeamten und fügte hinzu: »Sie sollen mit Notsignal kommen.«
    Der Mann nickte und stürzte zum Telefon. Erleichtert über die Aussicht, bald Unterstützung zu bekommen, wandte der Arzt sich jetzt dem Mann zu, der bäuchlings auf dem Boden lag.
    »So, dann wollen wir mal gucken, wie es hier aussieht.« Er drehte den Kopf des Mannes ein wenig zur Seite. »Ja, das scheint eine Schußverletzung zu sein. Hier ist der Einschuß, wollen wir mal gucken… ja, da ist die zweite Wunde, da scheint es rausgekommen zu sein. Vielleicht hat er Glück gehabt. Aber den müssen wir mal umdrehen, damit wir sehen können, was wirklich mit ihm los ist.«
    »Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein, Herr Doktor?« erkundigte sich Lutz, der für heute genug Blut gesehen hatte und dem es langsam mulmig zu werden drohte.
    »Ich glaube nicht«, war die Antwort. »Danke schön.«
    »Wagner!« rief Lutz und gab seinem Assistenten ein Zeichen, ihm zu folgen. So sehr Wagner diesen Befehlston ansonsten auch haßte, war es ihm jetzt doch ganz lieb, diesen Ort des Schreckens verlassen zu können. Auch ihm war die Sache auf den Magen geschlagen.
     
     
    Lutz und Wagner traten aus der Wohnung. Die Hausbewohner, deren Zahl sich inzwischen nicht verringert hatte, standen in Gruppen auf der Galerie herum und unterhielten sich. Wahrscheinlich ging es um Theorien über den Vorfall, der eigentlich für alle noch offen war wie das berühmte ungeschriebene Buch.
    »Darf ich mal kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten?« ließ Lutz sich jetzt vernehmen und blickte in die Runde. Die Leute unterbrachen ihre Gespräche und sahen zu ihm hin.
    »In diesem Haus ist heute nacht ein Verbrechen verübt worden. Ist jemand unter Ihnen, der sachdienliche Hinweise geben kann?«
    Die Leute sahen sich an, einige schüttelten den Kopf, keiner meldete sich zu Wort.
    »Ist niemandem irgend etwas aufgefallen?« Noch bevor Lutz die Frage ausgesprochen hatte, war ihm klar, daß er so nicht weiterkommen würde. Er müßte sich einen von den Leuten herauspicken und direkt ansprechen. »Wer hat denn die Polizei gerufen?« hakte er nach. Und tatsächlich, da meldete sich schon einer!
    »Das war ich. Kronbeck ist mein Name. Max Kronbeck.« Max trat aus der schützenden Nähe der Gruppe hervor.
    Lutz nickte ihm freundlich zu und stellte sich vor: »Kommissar Lutz.« Mit einer Geste zu seinem jungen Kollegen hin fügte er noch hinzu: »Mein Assistent Wagner. Sagen Sie…«
    Lutz hielt inne, weil er sich plötzlich der neugierigen Blicke der Hausbewohner bewußt wurde, die auf ihm und mehr noch auf Herrn Kronbeck ruhten. Vor so vielen Zeugen würde der Mann ihm nicht spontan antworten und möglicherweise wichtige Informationen für sich behalten. »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?« erkundigte er sich deshalb leise.
    »Ich wohne gleich nebenan«, gab Kronbeck zurück und ging auf seine Wohnungstür zu. Lutz und Wagner wollten ihm schon folgen, als unten bei der Haustür ein Tumult entstand. Lutz trat an das Geländer heran und blickte hinab. Herr Rösch, der Leiter des Erkennungsdienstes, war mit drei seiner Spezialisten eingetroffen. Die Männer stürmten die Treppe hinauf und stießen auf Lutz, der sie anfeixte.
    »Guten Abend, Herr Rösch«, grüßte Lutz und nickte seinen Leuten zu. Rösch, der mit irgendeiner Häme rechnete, begnügte sich damit, Lutz knapp zuzunicken.
    »Da geht’s lang«, erklärte Lutz und wies auf die Wohnungstür der Däublers hin. Als ob das nicht auch so klar gewesen wäre! Rösch verdrehte die Augen und beschleunigte seine Schritte. Und dann kam sie doch noch, die gefürchtete Häme: »Warum seid ihr vom Erkennungsdienst eigentlich immer die letzten, die am Tatort erscheinen?« wollte Lutz wissen.
    Rösch blieb stehen und sah zu Lutz hin. Sollte er jetzt und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher