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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman
Autoren: Tamara Wernli
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ihn unheimlich attraktiv. Nur einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, schon kam er zu ihr und setzte sich auf den Barhocker neben sie. Als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. Das war es gewesen. Liebe auf den ersten Blick! Es gab sie tatsächlich und sie war so schön wie im Märchen. Nur endeten Märchen mit einem Happy End, im Märchen bekam die Prinzessin ihren Prinzen. Immer.
     
    Maira lächelte, doch bereits einen Augenblick später wurde ihr Herz wieder schwer. Sie hatte immer geglaubt, sie sei über den Tod von Yaron hinweg. Und vielleicht war sie das auch, doch das Gefühl, nie mehr wieder so etwas Vollendetes wie die Beziehung mit Yaron erleben zu können, zeriss sie fast. ›Once in a lifetime‹ – einmal in einem Leben – das hatten sie sich immer wieder gesagt, wenn sie über ihre Liebe sprachen. Sie trug die traurige Gewissheit in sich, dass sein Tod ein Loch in ihr hinterlassen hatte, das niemand und nichts je wieder zu füllen vermochte. Diese Hoffnungslosigkeit und die Zweifel, je wieder so lieben zu können, brachen ihr fast das Herz. Sie vermisste ihn immer noch.
     
    Maira wollte die Erinnerungen verdrängen und versuchte sich wieder auf den Chat zu konzentrieren, aber es war zu spät. Irgendwo in ihr hörte sie den traurigen Song von Ennio Morricone aus dem Film ›Spiel mir das Lied vom Tod‹, die Energie schien sie zu verlassen, und all die Momente, in denen sie sich zu dem Lied in den Schlaf geweint hatte, waren wieder da. Die Melodie hatte sie in der schwersten Zeit begleitet und sie war mit ihr in der unendlichen Trauer versunken.
     
    Es hatte keine Rolle gespielt, dass sie in der ersten Nacht nur ein paar Stunden zusammen hatten, bevor Yaron wieder zum Dienst musste. Plötzlich drängte es sie nicht mehr, in die Schweiz zurückzukehren. Sie verschob ihren Rückflug, sie verbrachten jede freie Minute miteinander. Sie beschloss, längere Zeit in Israel zu bleiben, und zog in den Kibbuz Yotveta. Ihr neues Zuhause lag südlich von En Bokek und etwas nördlich von Eilat und war mit seiner Molkerei und der Milchproduktion einer der größten Kibbuze in Israel.
    Yarons Stützpunkt in der Wüste nahe der Jordanischen Grenze war nicht weit von Yotveta entfernt. Die Bewohner des Kibbuz stellten eine bunte Mischung aus einheimischen Bauern, internationalen Studenten und Lebenskünstlern dar. Auch einige Ausreißer von fernen Ländern hatten dort eine neue Heimat gefunden. Die Leute hatten sie sehr freundlich aufgenommen und ihr Arbeit in der Verwaltung gegeben. Nichts Hochstehendes, aber solange Yaron bei der Armee war, verdiente sie dort etwas Geld und konnte in seiner Nähe sein. Danach wollten sie beide neue Pläne schmieden. Yaron verbrachte die meisten Wochenenden bei ihr im Kibbuz. Nach dem Abschluss der obligatorischen drei Militärjahre diente er nun in der Spezialeinheit IDF, der Israeli Defense Force, wo er noch zwei Jahre vor sich hatte. Eine Ewigkeit fand Maira, doch er widersprach und meinte, er leistete seinen Beitrag gerne, weil er sein Land über alles liebe und ihm in einem Krieg bestmöglich dienen wollte.
    Sie war hin- und hergerissen zwischen der Bewunderung für seine Überzeugung und dem Unverständnis für die Männer und Frauen, die in dieser patriotischen Denkweise gefangen waren und nach der auferlegten drei-, respektive zweijährigen Wehrpflicht noch freiwillig weitere Jahre ihres Lebens der Armee schenkten. Oftmals führten sie hitzige Diskussionen zu dem Thema, doch meist lenkte Maira am Schluss ein, denn sie wollte ihn in seiner Entschlossenheit und seinem Patriotismus nicht im Wege stehen.
    Trotzdem hatte es Zeiten gegeben, in denen sie traurig war, traurig darüber, dass sie ihn nur am Wochenende sah – Kater Pacino, den Yaron ihr deshalb schenkte, half ihr nur bedingt gegen die Einsamkeit – und sie bedauerte, dass ihr Leben nicht so ausgefüllt war, wie sie es sich wünschte. Sie blickte auch weiter in die Zukunft, eine Zukunft mit Kindern, die sie einmal mit Yaron haben würde.
     
    Yaron sagte es nie direkt, aber Maira wusste, dass es neben Patriotismus noch einen weiteren Grund für sein Engagement im Dienste der Armee gab: der Tod seines neunjährigen Bruders Rezi, der vor Yarons Augen durch ein Bombenattentat in Jerusalem umgekommen war. Die Detonation riss Yaron damals die Fingerkuppe am linken Ringfinger weg, ansonsten blieb er unverletzt. Er war nie richtig über Rezis Tod hinweggekommen und Maira wusste, dass in ihm die Überzeugung
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