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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Autoren: Eben Alexander
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die Hormone ausschütten, die zur Steuerung der meisten Körperaktivitäten gebraucht werden. Zwei dieser elf Jahre verbrachte ich damit zu er forschen, wie Blutgefäße in einem bestimmten Bereich des Gehirns pathologisch reagieren, wenn Blut aus einem Aneurysma hineingepresst wird – ein Syndrom, das als zerebraler Vasospasmus 1 bekannt ist.
    Nachdem ich dank eines Forschungsstipendiums eine Ausbildung in zerebrovaskulärer Neurochirurgie in Newcastle upon Tyne in Großbritannien absolviert hatte, arbeitete ich fünfzehn Jahre lang als außerordentlicher Professor für Chirurgie mit Spezialgebiet Neurochirurgie an der Harvard Medical School. In jenen Jahren operierte ich zahl lose Patienten, viele davon mit ernsten, lebensbedrohlichen Gehirnleiden.
    Ein großer Teil meiner Forschungstätigkeit beinhaltete die Entwicklung zukunftsweisender technischer Verfahren wie der Radiochirurgie (SRS, Stereotactic Radiosurgery), einer Technik, die es Chirurgen ermöglicht, bestimmte Ziele in den Tiefen des Gehirns hochpräzise zu bestrahlen, ohne angrenzende Bereiche zu tangieren. Ich war auch an der Entwicklung neurochirurgischer Verfahren beteiligt, die sich der Magnetresonanztomografie bedienen und bei schwer zu behandelnden Gehirnleiden wie Tumoren und Gefäßerkrankungen eingesetzt werden. In jenen Jahren habe ich außerdem als Autor oder Koautor mehr als 150 Buchbeiträge und Artikel in medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht und meine Forschungsergebnisse auf mehr als zweihundert Medizinkongressen in der ganzen Welt präsentiert.
    Kurz: Ich hatte mich ganz der Wissenschaft verschrieben. Es war meine Berufung, Menschen mit den Mitteln der modernen Medizin zu helfen, sie zu heilen und mehr darüber zu erfahren, wie der menschliche Körper und das Gehirn arbeiten. Ich pries mich unermesslich glücklich, diese Berufung gefunden zu haben. Und was noch wichtiger war: Ich hatte eine schöne Frau und zwei wunderbare Kinder, und obwohl ich auf vielerlei Weise mit meiner Arbeit verheiratet war, kam meine Familie, die ich für den anderen großen Segen in meinem Leben hielt, nicht zu kurz. In mehrfacher Hinsicht war ich ein sehr glücklicher Mann, und das wusste ich auch.
    Doch am 10. November 2008 – ich war damals 54 Jahre alt – schien mein Glück zu Ende zu gehen. Ich bekam eine seltene Krankheit und fiel sieben Tage lang ins Koma. In dieser Zeit war mein gesamter Neokortex – die Hirnrinde, also jener Teil des Gehirns, der uns zu Menschen macht – stillgelegt. Außer Betrieb. Im Prinzip nicht mehr vor handen.
    Wenn Ihr Gehirn nicht mehr da ist, sind auch Sie nicht mehr da. Als Neurochirurg habe ich im Laufe der Jahre viele Geschichten von Menschen gehört, die Seltsames erlebt haben, in der Regel nach einem Herzstillstand; Geschichten von Reisen durch geheimnisvolle, wunderbare Landschaften, von Gesprächen mit verstorbenen Verwandten – sogar von Begegnungen mit Gott selbst.
    Wunderbare Sachen, keine Frage. Aber meiner Meinung nach war all das reine Fantasie. Was rief die jenseitigen Erfahrungen hervor, von denen solche Leute so oft berichteten? Ich behauptete nicht, es zu wissen, aber was ich wusste, war, dass sie auf dem basieren, was sich im Gehirn abspielt. Und das gilt für das gesamte Bewusstsein. Wenn man kein funktionierendes Gehirn hat, kann man nicht bewusst sein.
    Das liegt daran, dass das Gehirn die Maschine ist, die das Bewusstsein überhaupt erst erzeugt. Wenn diese Maschine ihre Funktion einstellt, kommt auch das Bewusstsein zum Erliegen. So ungemein kompliziert und mysteriös die tatsächliche Mechanik der im Gehirn ablaufenden Prozesse auch sein mag, im Prinzip ist es einfach: Wenn man den Stecker zieht, geht der Fernseher aus. Die Vorstellung ist zu Ende, wie sehr sie Ihnen auch gefallen haben mag.
    So oder ähnlich hätte ich es Ihnen erklärt, bevor mein eigenes Gehirn abstürzte.
    Während ich im Koma lag, arbeitete mein Gehirn nicht etwa unzureichend, es arbeitete überhaupt nicht . Mittlerweile glaube ich, dies könnte ein Grund für die Tiefe und Intensität des Nahtoderlebnisses gewesen sein, das ich hatte, während ich im Koma lag. Viele der Nahtoderlebnisse, von denen berichtet wird, passieren, während das Herz des Betreffenden für eine Weile stillsteht. In diesen Fällen ist der Neokortex zeitweise inaktiviert, nimmt aber in der Regel nicht zu viel Schaden, wenn der Durchfluss von sauerstoffreichem Blut durch Herz-Lungen-Reanimation oder Reaktivierung der Herzfunktion innerhalb von
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