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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
Autoren: Susanna Ernst
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nun ich diejenige war, die mit Abstand am neugierigsten auf die drei war. Alle anderen kannten sie ja schon.
    Ich konnte das Ende des Unterrichts kaum erwarten. Tausend Fragen lagen mir auf der Zunge und ich brannte förmlich darauf, sie Kathy zu stellen. Als es endlich soweit war und der erlösende Klang der Schulklingel ertönte, passierte das Erwartete: Meine Mitschüler stürmten direkt auf Lucy und Adrian zu und umzingelten sie erneut.
    Breit grinsend atmete ich durch. Niemand schien noch Notiz von mir zu nehmen. Nicht einmal Tom, der Lucy fröhlich in den Schwitzkasten nahm und dann Adrians Bücher trug. Für Noah hingegen interessierte sich offenbar niemand. Wo war er überhaupt? Ich wandte mich um, doch sein Platz war leer. Die Klassentür stand offen, er war schon gegangen. Die anderen hatten sein Verschwinden nicht einmal bemerkt.
    Erst als wir über den Korridor liefen und unserem Biologiekurs entgegensteuerten, besaß Kathy die Güte, zumindest meine allerdringlichsten Fragen zu beantworten, indem sie zusammenfasste: „Also, Adrian und Lucy sind Zwillinge. Ihre Mutter ist gebürtige Französin. Sie wollte die französischen Wurzeln ihrer Kinder nicht verkommen lassen und hat sie uns deshalb vor zweieinhalb Jahren entführt. Die Zwillinge sind total lieb. Viele von uns sind schon zusammen zur Grundschule gegangen.“
    „Und Noah?“, fragte ich neugierig. „Was ist mit ihm? Du hast geschrieben, er sei ihr Adoptivbruder?“
    Sie nickte, sagte aber nichts weiter. Die Sekunden verstrichen still , wir hatten die Tür des Biologieraums schon beinahe erreicht. „Er kam mit zwölf Jahren zu den Franklins”, sagte Kathy endlich.
    „Mit zwölf?“, fragte ich verwundert. „So spät? Ist seinen Eltern etwas zugestoßen oder warum haben sie ihn adoptiert?“
    Kathy zuckte mit den Schultern und sah mich ernst an. „Keine Ahnung, Emily! Über seine Vergangenheit spricht keiner. Noah lässt niemanden an sich heran. Er ist ... ziemlich fies, ehrlich gesagt, und bestimmt eine große Bürde für die Familie. Ich habe keinen Schimmer, wie Lucy und besonders Adrian so geduldig mit ihm sein können. Er ist ... wirklich ein Freak.“ Ihre Worte erschreckten mich. So kannte ich meine sonst so sanftmütige Freundin nicht. Kathys Stirn legte sich in Falten. An dem Wandel ihres Blickes, der mit einem Mal ins Leere zu gehen schien, erkannte ich, dass sie sich an etwas Unerfreuliches erinnerte.
    „Du wirst ihn wohl noch kennenlernen”, murmelte sie bitter. „Noahs Ausbrüchen kann man kaum ausweichen. Und jetzt komm, wir sind spät dran.“
    Die Franklin-Zwillinge besuchten den Biologiekurs, genau wie wir. Lucy und Adrian saßen nebeneinander an dem Tisch vor uns. Ich ertappte mich dabei, auf Noahs Erscheinen zu warten. Immer wieder spähte ich zu der offenstehenden Tür. Vergeblich. Auch dem darauf folgenden Chemiekurs blieb er fern.
    In der Mittagspause saßen Kathy und ich mit Lucy, Lee und Tom an einem großen Tisch. Adrian kam als einer der Letzten dazu. Lee machte ihm sofort Platz, doch Adrian klopfte ihm gutmütig auf die Schulter und rollte weiter ... bis zu mir. Sein Tablett balancierte er dabei auf den Armlehnen seines Rollstuhls.
    Er legte sein fröhliches, fast schon vertraut wirkendes Grinsen auf und zog eine Augenbraue etwas höher als die andere. „Ist neben dir noch frei? Ich hab meinen Stuhl auch schon mitgebracht”, sagte er und zwinkerte mir zu.
    „Sicher“, erwiderte ich schnell und rückte etwas zur Seite, um ihm besseren Zugang zum Tisch zu gewähren.
    Aus der Nähe betrachtet wirkte sein Gesicht noch schöner als von weitem. Seine Haut war auffallend makellos. Nicht, dass ich diesbezüglich Probleme gehabt hätte – wirklich, seitdem ich die Sonnenschutzmittel wegließ und öfter eine von Jasons Baseballkappen trug, war meine Haut das Letzte, was mir an meinem Körper Sorgen bereitete. Aber Adrians Haut war so rein und eben, dass ich den Drang verspürte, meine Finger auszustrecken und seine Wange zu berühren. Er stellte sein Tablett auf dem Tisch ab und streckte mir seine rechte Hand entgegen.
    „Emily Rossberg, richtig? Bist noch nicht lange hier, hm? Und jetzt kommen wir und stehlen dir einfach die Show.“ Sein breites Grinsen brachte die Grübchen in seinen Wangen zutage; in seinen Augen lauerte der Schelm. Sie waren so ungewöhnlich hellbraun, dass sie mich im Neonlicht der Kantine beinahe bernsteinfarben anstrahlten. Ich brauchte ein paar Sekunden, um diesen Anblic k zu verdauen. Dann
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