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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
Autoren: Susanna Ernst
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dem Wissen, dass wir keine Zukunft hatten – nie haben konnten – wie sollte ich das ertragen?
    „Niemand hat behauptet, dass es leicht werden würde“, sagte Michael. „Du begleitest ihre Wege , du beschützt sie. Das ist deine Aufgabe und der einzige Grund, warum du noch hier bist. Willst du das denn nicht, Noah?“
    „Nein, das will ich nicht!“, behauptete ich starrsinnig, als würde ich zu irgendjemandem sprechen und nicht zu dem mächtigsten aller Erzengel.
    „So, du willst ihr also nicht nahe sein?“
    Doch, natürlich, aber nicht so. Der Gedanke war da, bevor ich ihn unterdrücken konnte.
    „Emily ist der letzte Mensch der Welt, dem ich nah sein will“, beharrte ich , auch wenn ich wusste, wie kindisch das klang.
    Wieder sah er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Nicht erstaunt dieses Mal, sondern tadelnd.
    Ich zuckte unter seinem Blick zusammen. Lügen war ein absolutes No-Go, das wusste ich. „Nicht, wenn es so endet“, fügte ich mit einem Flüstern hinzu.
    In diesem Moment knallte die Tür zum Zimmer meiner Schwester Lucy zu. Emily . Sie war zurückgekommen. Ich wusste, dass sie es war, ich spürte ihre Anwesenheit. Verwirrt sah ich ihn an.
    „Michael, wie lange war sie da? Hat sie ...“
    Er hielt meinen Blick und zuckte wieder mit den Schultern.
    Oh, dieses ewige Lächeln! „ Sie hat mich gehört und du wusstest ...? Aber warum?“ Wie konnte er dulden, dass sie mich belauschte, während ich mit ihm sprach? Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, eilte zu meiner Zimmertür und riss sie auf.
    Emily stürmte bereits die Treppe hinab. Erneut. Sorge durchzuckte mich, als ich an ihren verletzten Knöchel dachte.
    „Verdammt! Emily?“, rief ich ihr nach, doch schon im nächsten Augenblick knallte die Haustür ins Schloss ... und sie war weg.

I.
     
    Ringgggg...
    Beim ersten Klingeln meines Weckers saß ich im Bett. Sonnenstrahlen durchbohrten die Vorhänge meines Zimmers. Mittlerweile hatte ich mich an den frühen Sonnenaufgang gewöhnt. Das grelle Licht und die Wärme selbst der frühesten Morgenstunden störten mich kaum noch; ich fühlte mich ausgeschlafen und fit.
    Mit einer viel zu ruckartigen Bewegung schwang ich die Beine über die Bettkante und sprang auf. Dumme Idee, natürlich wurde mir sofort schwindlig. Schwärze breitete sich vor mir aus und umhüllte mich wie seidener Stoff.
    Schnell tastete ich nach meiner Kommode, hangelte mich daran herab, setzte mich auf den Fußboden und klemmte den Kopf zwischen meine angewinkelten Knie. Das half meistens ... und auch dieses Mal. Sobald sich die wirbelnden Farben aufgelöst hatten und mein Bewusstsein zu mir aufschloss, drang ein einziger Gedanke an die Oberfläche und setzte sich gegen alle anderen durch:
    Der Tag meiner Erlösung ist da.
    Ich erhob mich vorsichtig, wischte mir die zerzausten Haare aus der Stirn und warf einen prüfenden Blick in den großen Standspiegel neben meinem Bett. Das übliche Chaos blickte mir entgegen: Ich trug ein ausgeleiertes, löchriges Tanktop, das vermutlich irgendwann einmal rot gewesen sein musste. Dazu eine blau -weiß karierte Boxershorts meines Bruders, die er sich mal wieder zu klein gekauft hatte. In dieser Klimahölle, in die unser Vater uns verschleppt hatte, leisteten mir Jasons Fehlkäufe in manch einer Nacht gute Dienste. Am schlimmsten aber waren – wie immer – meine Haare.
    Keine Ahnung, wie ich schlief – was um alles in der Welt ich nachts anstellte. Doch die regelrecht verfilzten, rostroten Strähnen, die sich wirr um meinen Kopf schlängelten, teils schlaff herabhingen und teils abstanden , ließen auf wilde Szenen schließen.
    Das Laken, in dem ich mich in diesem Moment mit dem Fuß verfing und stolperte, weil es mal wieder hauptsächlich den Boden und nicht etwa meine Matratze bedeckte, erzählte dieselbe Geschichte. Obwohl ich mir mein Knie schmerzhaft an der Kommode stieß, tat ich den Beinahesturz mit einem Lachen ab, wickelte das Laken um meinen Arm und warf es zurück auf das Bett.
    Sollte jemals ein Mann den Mut aufbringen , neben mir zu schlafen, würde ich mich in peinlicher Erklärungsnot befinden, so viel stand fest. Vorausgesetzt, der arme Kerl überlebte die Nacht an meiner Seite überhaupt. Wie gut, dass ich bisher niemandem Rechenschaft schuldig war.
    Wieder fiel mein Blick in den Spiegel. An anderen Tagen hätte mich der Anblick meiner Haare wohl an den Rand der Verzweiflung getrieben. Doch an diesem Morgen ignorierte ich die Missstände meines Äußeren, wischte
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