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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Autoren: Unknown
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Erfolg bei einem Privatspezialisten; es kann sich bei Heidi doch kaum noch um eine Erkältungserscheinung handeln. Hoffentlich vergisst das Kerlchen, dass ich den Puppenkopf besorgen soll, denn das ist mir ja bis jetzt unmöglich. Dresden hat es nun ja auch sehr schwer erwischt; hast Du schon was von Onkel Karl und Tante Selma gehört? Hoffentlich haben sie die Angriffe gut überstanden. Ihr sitzt ja nun auch oft im Keller und drücke ich bei diesen Einflügen immer den Daumen, dass alles gut vorüber geht, aber aus der Unruhe kommt man nicht mehr heraus. Herbert Spreewitz hätte man eine Besserung seiner Leiden gewünscht, wie es scheint, ist damit aber kaum zu rechnen und tut er mir und auch Fränze und Ilse sehr leid. So ein Prachtexemplar ist ja nun das Fotoalbum auch nicht, hoffentlich ist Leni nicht zu sehr enttäuscht darüber, falls es ankommt. War denn Vater nun zum Röntgen und ist der Befund befriedigend ausgefallen? Für die Grüsse von ihm recht vielen Dank und sag ihm, dass er sich recht schonen soll, was aber auch für Dich gesagt sein soll. Ich habe immer jetzt zu tun, aber vor allem die Störungssuche nimmt eine Menge Arbeit in Anspruch. Es kommt vor, dass, wenn wir eine Störung behoben haben und zurückkommen, die Leitung bei einem Jaboangriff schon wieder zerschossen ist. Gestern war ich von Mittag bis Abend wieder unterwegs, aber bei schönem Wetter und auf der Heide, wo man den Jabos nicht auffällt, bin ich sehr gern unterwegs. Mit dem Chef hier lässt es sich schlecht zusammenarbeiten, aber ich lass mich nicht aus der Ruhe bringen. Morgen sollten wir eigentlich wieder rausfahren, denn eine Leitung war wieder schwer beschädigt, aber das haben zwei Mann heute provisorisch in Ordnung gebracht und das ist gut so, denn morgen ist Kino und das ist ja die einzige Abwechslung, wo man auf andere Gedanken kommt.
    So, das wäre wohl für heute alles und will ich noch eine Schnitte essen und dann geht’s in die Falle. Dir und Vater recht viele liebe Grüsse und Dir einen Kuss und bleibt mir recht gesund. Wie immer
    Euer Hans
     
     
     
    d. 19.11. 45
    Mein lieber, lieber Junge!
    Für Deine lieben Zeilen vom 7.11., welche ich heute bekam, hab recht vielen Dank. Du wirst wohl nun Lenis Briefe erhalten haben. Kannst Du Dir denken, wie sehr wir uns über Deine Post gefreut haben, war doch mein Leben all diese Zeit nur ein Warten auf Dich. Wir haben ja nicht so viel Zeit zum Warten, Vater und ich. Wie geht es Dir gesundheitlich, es war wohl eine schlimme Zeit, die Du nun, Gott sei Dank, hinter Dir hast. Brauchst doch jetzt nicht mehr unter freiem Himmel zu hausen. Wie lange wird es denn dauern, bis Du nach Hause kommst, hast Du Dich bei dem Arbeitskommando auf lange Zeit verpflichten müssen? Na, wir wollen hoffen, daß die Trennungszeit bald vorüber ist und wir wieder beieinander sind,
    Onkel Max hat auch eine schwere Zeit hinter sich. Weißt Du, wer nach der Steubenstr. 59 gezogen ist? Du wirst staunen, Krolls und Leidels. Sie sind beide ohne Arbeit. Wir haben uns ausgesprochen. Erich hat schon graues Haar. Ist gesundheitlich nicht auf dem Posten, und daß er nichts zu tun hat, macht ihn fertig. Als Tante Frieda und Ilse das erste Mal zu uns kamen, brachten sie für das Heidikind ein sehr schönes Mützchen mit. Auch haben sie ihr ein hübsches Kleidchen genäht.
    Patzschkes haben von Erich auch Nachricht, er ist noch auf der Insel Sylt und wartet dort auf sein künstliches Bein. Von Friedrichs Martin war noch kein Lebenszeichen eingetroffen, aber ich denke, daß er auch wieder heim kommt. Dieser elende Krieg hat doch viel Kummer und Sorge gebracht.
    Vater war im September fünf Wochen in Elster zur Kur, es war mal wieder Zeit für ihn. Er hat sich soweit gut erholt. Ich sollte mitfahren, aber ich war gar nicht in Stimmung, ich wußte ja gar nicht, wo Du warst und wie es Dir ging, es wäre mir unmöglich gewesen fortzufahren. Und dann die Fahrerei, das ist doch eine Katastrophe. Ich bin da viel lieber daheim geblieben.
    Wie Leni mir erzählte, hast Du ja auch Anschluß gefunden, das finde ich schön. Auch im Kino warst Du, was hast Du Dir denn angesehen? Wir gehen auch öfter ins Kino und auch in die Oper. In der Oper haben wir zuletzt ‘Eugen Onegin’ von Tschaikowski gehört. Es war sehr schön. Vater, Leni und ich waren das erste Mal da zusammen. Leni hat es sehr gut gefallen.
    Weißt Du, wer sehr schmerzlich auf Dein Heimkommen wartet, Lisa, sie braucht Dich sehr dringend im Geschäft. Und dann Dein
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