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Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Bleib doch, liebes Hausgespenst!

Titel: Bleib doch, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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sehe?“
    „Sehen nicht“, gab Herr Stein zögernd zu, „das wäre schon eine große Ausnahme. Aber er würde durch dich sprechen.“
    „Durch mich? Ausgeschlossen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Außerdem flickt er immer französische Worte ein, und ich kann gar kein Französisch.“
    „In Trance würdest du es können.“
    „Ich möchte nicht, daß meine Tochter sich in Trance versetzen läßt, Herr Stein. Ich halte das für keine gute Idee“, sagte Herr Schmidt. „Es könnte gefährlich werden.“
    Frau Stein, die bis jetzt ruhig und ein wenig amüsiert zugehört hatte, meldete sich zu Wort. „Aber mein Mann hat das schon oft gemacht!“
    „Mit einem Kind?“ fragte Herr Schmidt.
    „Nein“, mußte sie zugeben.
    „Ich verstehe sehr wenig von diesen Dingen“, sagte Herr Schmidt, „aber soviel ich weiß, zehrt eine Geisterbeschwörung immer an den Kräften des Mediums... oder etwa nicht?“
    Die Steins zogen es vor, darauf keine Antwort zu geben.
    „Also ja! Und sehen Sie sich Monika an! Sie ist dünn wie ein Bindfaden. Ich kann und will ihr eine solche seelische und körperliche Strapaze nicht zumuten.“
    „Wenn du meinst, daß ich schwach bin, dann irrst du dich gewaltig, Vati.“
    Monika ballte die rechte Hand zur Faust und ließ ihren Bizeps spielen. „Ich bin zwar dünn, aber sonst ganz gut beisammen. Den dicken Rainer aus unserer Klasse könnte ich jederzeit umhauen. Oder, Norbert?“
    „Na sicher.“
    „Die Dicken sind nicht immer auch die Starken. Aber ich sehe nicht ein, warum ich mich in einen schlafähnlichen Zustand versetzen soll, nur um Amadeus zu beschwören. Der macht sonst, gerufen oder ungerufen, bei jeder Gelegenheit auf sich aufmerksam.“
    „Aber heute nicht“, sagte Herr Stein.
    Monika stimmte ihm zu: „Dafür kann es nur einen einzigen Grund geben: Er will sich nicht sehen lassen. Denn daß er von gestern auf'heute einfach verschwunden ist, sich sozusagen in nichts aufgelöst hat, das gibt es doch nicht!“
    „Monika hat recht“, sagte ihr Vater, „und gerade deshalb halte ich das Experiment, das Sie Vorhaben, Herr Stein, für sehr gefährlich. Wer gibt uns denn die Gewißheit, daß wirklich Amadeus sich meldet, wenn Monika sich in Trance versetzt? Vielleicht würde er anderen Geistern den Vortritt lassen.“
    „Anderen...?“ fragte Frau Schmidt, wurde sich bewußt, daß sie ihren Mann mit offenem Mund anstarrte und klappte ihn wieder zu. „Du willst doch nicht im Ernst behaupten, daß noch andere Geister in und um unser Haus schwirren?“
    „Mit Gewißheit!“ erklärte Herr Stein. „In der Natur... in Wald, Wiesen, Seen und Gewässern... wimmelt es von Geistern... von Kobolden, dämonischen Wesen. Da sie unsichtbar sind und sich lautlos bewegen, merken wir nur nichts von ihrer Anwesenheit. Sie sind eben Geisterwesen. Aber einigen von ihnen ist es gelungen, in die Gestalt eines Verstorbenen zu schlüpfen. Dann können sie sich uns beweisbar machen.“
    „Sie wollen wirklich behaupten“, sagte Frau Schmidt bedächtig, „daß es hier noch andere Gespenster geben könnte?“
    „Ja, warum nicht? Es ist ja ein altes Haus, in dem im Laufe der Jahre allerhand passiert ist. Denken Sie nur an diese unglückseligen kleinen Mädchen, die, wie Amadeus erzählt, an seinem Tod schuld waren“...Er sah Monika an. „Oder irre ich mich?“
    „Nein. Er behauptet, seine Schwestern wären älter gewesen als er und hätten den Kahn auf dem Seerosenteich so lange gekippt, bis er ins Wasser gefallen wäre.“
    „Ein Verbrechen! Prächtig, prächtig!“ Herr Stein rieb sich die Hände.
    „Anlaß genug für Kobolde, in die Gestalten der kleinen Mörderinnen zu schlüpfen...“
    „Aber gespensternde Mädchen sind hier nie aufgetaucht!“ widersprach Liane.
    „Du willst sagen: Ihr habt sie nicht bemerkt. Amadeus... wenn es ihn gibt und wenn er so ist, wie ihr ihn beschreibt...“
    „Glauben Sie etwa, wir lügen?“ protestierte Monika.
    „Gut, gut! „ versuchte Herr Stein sie zu beschwichtigen. „Also... vorausgesetzt, daß... ist er ein besonders kräftiges und, obwohl dieser Ausdruck natürlich nicht zutrifft... lebendiges Gespenst. Neben ihm kann kein anderes sich durchsetzen. Aber gerade in dieser Situation, da Amadeus sich offensichtlich nicht bemerkbar machen will, können wir vielleicht Verbindung mit seinen Schwestern aufnehmen... mit jenen Kobolden, die die Gestalten seiner Schwestern angenommen haben, meine ich.“
    „Sie meinen, die würden hier
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