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Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet

Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet

Titel: Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet
Autoren: Integral Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ihre eigene Wahrheit gefunden haben, muss die Kommunikation zwischen ihnen überhaupt nicht zusammenbrechen. Wenn sie aber in Extreme verfallen und beide darauf beharren, dass nur ihre Wahrheit Gültigkeit hat, dann wird es dazu kommen, dass die beiden Wahrheiten aufeinanderprallen – was wir heute jeden Tag in den Nachrichten miterleben können. Das wird erst zu verbalen Auseinandersetzungen, dann zu Tätlichkeiten und schließlich zu Krieg und Massenmord führen.
    Ein anderer Aspekt dieses Themas ist das Missionieren. Wenn ich davon überzeugt bin, die Wahrheit gefunden zu haben, und dabei übersehe, dass andere Menschen andere Wahrheiten haben, dann werde ich sie vermutlich von meiner Wahrheit zu überzeugen versuchen. Auch dies führt wieder zu verbalen Auseinandersetzungen, Tätlichkeiten und Krieg und Massenmord. Denken wir nur daran, dass sowohl das Christentum als auch der Islam mit dem Schwert verbreitet wurden und dass sich der sowjetische wie der chinesische Kommunismus auf die Macht von Gewehren und Panzern stützte.
    Es ist eine sehr gute Übung, sich eine bestimmte Situation aus der Sicht eines anderen Menschen vorzustellen, sich sozusagen »in seine Schuhe zu stellen«. Machen Sie dieses Experiment doch gleich einmal, wenn Sie Lust dazu haben.

    Ein Experiment: in den Schuhen des anderen
    Denken Sie an eine Situation, in der Sie sich mit einem anderen gestritten haben.
Ein Beispiel: Ich habe nach der Arbeit noch einen Freund getroffen, den ich seit Jahren nicht gesehen habe, und bin mit ihm ein Bier trinken gegangen. Darüber habe ich die Zeit vergessen und bin erst um 20.00 Uhr nach Hause gekommen, wo mich meine Frau mit heftigen Vorwürfen überschüttet, weil sie das Essen um 19.00 Uhr fertig hatte.
Statt mich zu verteidigen und ihr zu erklären, was passiert ist und dass ich schlicht vergessen habe anzurufen, versuche ich, mich in ihre Situation hineinzuversetzen. Sie hat eine Stunde auf mich gewartet, das Essen ist mittlerweile kalt geworden, sie fühlt sich nicht wahrgenommen, die Kinder haben gequengelt, sie kann nicht verstehen, warum ich nicht angerufen habe, und so weiter. Ich versuche die Situation aus ihrer Sicht zu betrachten und eine Deeskalation herbeizuführen.
Dies ist nur ein kleines Beispiel, ich bin mir aber sicher, Ihnen fallen Dutzende solcher Beispiele ein.
    Wenn ich versuche, mich für die Wahrheit des anderen zu öffnen und sie in meine zu integrieren, habe ich nicht nur eine viel umfassendere Sicht der Dinge, sondern merke vielleicht auch, wie spannend Kommunikation überhaupt sein kann. Aber natürlich kann man niemanden dazu zwingen, sich in die Lage eines anderen zu versetzen, und so liegt es an dem Einzelnen, was er mit seiner eigenen Wahrheit und den Wahrheiten der anderen macht.
    Gibt es so etwas wie eine objektive Wahrheit überhaupt?
    Ist es denn überhaupt möglich, etwas objektiv zu betrachten? Gibt es so etwas wie Objektivität? Ich glaube nicht, dass es so etwas wie Objektivität gibt. Nein, ich gehe sogar so weit zu sagen, dass es Objektivität überhaupt nicht geben kann.
    Ich bin jetzt (im Jahre 2011) 47 Jahre alt und habe in diesen 47 Jahren meines Lebens viele Wahrnehmungen gemacht, Erfahrungen gesammelt, Überzeugungen entwickelt, nach eigenen Wahrheiten gesucht und viele fremde Wahrheiten gehört – zum Beispiel die Wahrheiten meiner Eltern, meiner Lehrer, meiner Geschäftspartner, meiner Partnerinnen und meiner Freunde. All diese Erfahrungen sind in meinem Gehirn gespeichert, und zwar sowohl im Bewusstsein, aber stärker noch in meinem Unterbewusstsein.
    Das, was im Bewusstsein gespeichert ist, kann ich vielleicht noch nachvollziehen und verstehen, aber das, was im Unterbewusstsein gespeichert ist, kann ich selbst schon nicht mehr nachvollziehen. Dummerweise ist es aber genau das Unterbewusstsein, das den größten Teil unseres Lebens bestimmt. Unser Unterbewusstsein bestimmt, wie wir etwas wahrnehmen. Der indische Quantenphysiker Amit Goswami sagt dazu in Bleep : »Wir nehmen etwas wahr, nachdem es im Spiegel des Gedächtnisses reflektiert wurde.«
    Wir nehmen also nie den gegenwärtigen Augenblick wahr, sondern den gegenwärtigen Augenblick nur vor dem Hintergrund all unserer vergangenen Erfahrungen – derer wir uns nicht einmal mehr bewusst sind und an die wir uns meistens überhaupt nicht mehr erinnern können.
    Wenn ich etwas höre oder sehe und versuche, es objektiv zu betrachten, dann kann mir das nicht gelingen, weil ich als Mensch immer meine
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