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Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet

Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet

Titel: Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet
Autoren: Integral Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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vielleicht doch etwas dran sein könnte. Aber wir konnten nichts entdecken.
    Nach all diesen Überlegungen wurde mir aber letztlich klar, dass ich hundertprozentig hinter dem Film stehen konnte. Also würde ich ihn auch vertreiben – und zwar ganz egal, gegen welche Widerstände ich würde kämpfen müssen. Mir war auch aufgefallen, dass ich, seit ich an diesem Projekt arbeitete, viel mehr Energie hatte. Trotz all der Widrigkeiten fühlte ich mich nicht erschöpft, sondern von einer Kraft erfüllt, die mich selbst erstaunte – und natürlich hoch erfreute.
    Damals wusste ich noch nicht, wer eigentlich hinter dieser Kampagne steckte, aber nach einigen Recherchen gelang es mir, einige der Hintermänner ausfindig zu machen. Da war zum Beispiel ein Mann, der selbst politische Filme produziert hatte und ein eigenes Kino besaß. Als Mitglied der linken Szene war er häufig mit rechten Aktivisten konfrontiert gewesen, die ihm die Schaufenster eingeworfen oder ihn bedroht hatten. Letzten Endes musste er das Kino schließen. Ich nehme an, er war deswegen so frustriert, dass er nun seinerseits versuchte, allen Andersdenkenden das Leben so schwer wie möglich zu machen. Und mit dem Vorwurf »Sekte« oder »Scientology« lässt sich das natürlich sehr einfach machen, weil fast jeder sofort auf diese Reizworte reagiert.
    Dieser »Fluch« stellte sich dann aber als Segen heraus, weil mich die Anschuldigungen dazu bewogen, meine eigenen Motive und den Inhalt des Films noch einmal zu hinterfragen. So wurde meine Entschlossenheit noch verstärkt, dieses Projekt gegen alle Widerstände durchzuziehen. Ich stellte mir in dieser Zeit auch immer wieder die Frage: »Bin ich überhaupt stark genug, diese Anfeindungen auszuhalten?« Und ich kam zu der Antwort: »Ja, ich bin stark genug, weil ich von dem Projekt überzeugt bin.« Dennoch sicherte ich mich ab, wir überprüften den Regisseur und die Wissenschaftler, die in Bleep auftreten, wir spielten alle möglichen Szenarien durch, die auf uns zukommen könnten, und so weiter.
    Guerilla-Marketing und Mundpropaganda
    Nun begann aber erst die eigentliche Schwerstarbeit, denn wir hatten zwar die Filmrechte, aber nun mussten wir auch Kinos finden, die den Film zeigen würden. Und auch hier war zuerst die Ablehnung groß: »Das ist doch Nischenkino.«, »Das will doch keiner sehen!«, »Bleep was?«. Unverständnis allerorten. Letztlich gelang es uns dann doch, fünf Kinos in fünf großen Städten zu finden, die ich davon überzeugen konnte, Bleep probeweise eine Woche lang laufen zu lassen.
    Da die Massenmedien entweder überhaupt kein Interesse zeigten oder dem Film ablehnend und ausgesprochen negativ gegenüberstanden, musste ich mir andere Wege suchen, auf ihn aufmerksam zu machen. Ich sprach ohne den Umweg über die Medien direkt Menschen an, und nun durfte ich zu meiner Freude – und zu meinem Erstaunen – feststellen, dass es viel mehr Menschen gab, die an den im Film behandelten Themen interessiert waren und ihn daher unterstützen wollten, als ich geglaubt hatte.
    Was für ein Augenöffner! Da kam ich aus der glitzernden Scheinwelt der Werbung, in der die Männer glänzende Armani-Anzüge tragen und die Frauen Gesichtscremes von Kanebo auftragen, die 500 Euro kosten, und in der als unumstößliches Credo gilt, dass man ohne die Massenmedien überhaupt nichts erreichen kann und dass man aufwendige Partys schmeißen muss, auf denen dann den Anzeigenkunden das Geld aus der Tasche gezogen wird. Und nun erreichte ich mit meinem »Graswurzel-Marketing«, meiner »Guerilla-Werbung« und einem minimalen Budget die Menschen direkt – und hatte Erfolg damit. Ich lernte Menschen kennen, von denen ich in meiner bisherigen abgeschotteten Welt überhaupt keine Ahnung gehabt hatte. Plötzlich begegnete ich nicht Statistiken und dem angeblichen Durchschnittsbürger, sondern lebenden Wesen, die Interesse an denselben Dingen hatten wie ich auch.
    Nun geschah etwas, was allen klassischen Werbestrategien zuwiderläuft. Normalerweise soll die Werbung eine Nachfrage erzeugen, aber nun kam die Nachfrage von den Verbrauchern selbst. Die Menschen riefen die Kinos an und fragten, ob und wann der Film auch bei ihnen gezeigt werden würde. Es war eine Art Bewusstseinsfeld – oder wie Rupert Sheldrake es nennt, ein morphogenetisches Feld – entstanden und die Dynamik dieses Bewusstseinsfeldes führte dazu, dass die fünf Kinos in den ersten Wochen vollständig ausverkauft waren. Bleep! Ich war baff!
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