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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse
Autoren: Charles Dickens
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irgendwie zu den Ställen gehörigen Sachen, die sich polieren lassen – und sein Leben ist ein fortwährendes Reiben und Putzen. Es ist ein kleiner, zottiger, mehrfach beschädigter Mann, nicht unähnlich einem alten schlechtrassigen Bastardhund, der sich viel in der Welt herumgeschlagen hat und auf den Namen Phil hört.
    Ein erfreulicher Anblick ist es, die würdige alte Haushälterin, die jetzt noch schwerhöriger ist, am Arme ihres Sohnes in die Kirche gehen zu sehen und das Verhältnis zwischen ihnen und Sir Leicester zu beobachten. Allerdings haben nur wenige Gelegenheit dazu, denn das Haus sieht jetzt selten Gäste. In den heißen Sommertagen zuweilen kommt Besuch mit einem Regenschirm und einem grauen Mantel, der früher in Chesney Wold unbekannt war. Dann sieht man manchmal in abgelegenen Sägegruben und ähnlichen versteckten Winkeln des Parks zwei junge Damen herumspringen, und vor des Kavalleristen Tür kräuselt sich der Rauch zweier Pfeifen in die duftende Abendluft hinauf. Dann hört man von einer Querpfeife im Portierhäuschen die wilden begeisternden Klänge von Englands Grenadieren spielen; und wenn der Abend anbricht, sagt eine tiefe Baßstimme, während zwei Männer miteinander auf und abschreiten:
    »Aber ich gebe es vor der Alten nie zu. Disziplin muß sein.«
    Der Haupttrakt des Hauses ist zugeschlossen, und es wird nicht länger Fremden gezeigt, aber Sir Leicester hält auch jetzt noch Hof in dem langen Salon und ruht auf seinem alten Platze vor dem Bilde Myladys. Des Abends, von breiten Schirmen eingeschränkt und nur in diesem Teile des Hauses brennend, scheint das Licht des Salons immer mehr zusammenzuschrumpfen, bis es eines Tages ganz aufhören wird. Ja, binnen sehr kurzem wird es für Sir Leicester ganz verlöschen; und die dumpfige Pforte des Mausoleums, die so fest schließt und so hartherzig aussieht, wird sich auftun und ihn aufnehmen. – – –
    Volumnia, die immer rosiger wird, je mehr die Zeit verrauscht, liest Sir Leicester an den langen Abenden vor und muß, um ihr Gähnen zu verbergen, ihre Zuflucht zu verschiedenen Kunstgriffen nehmen, deren vornehmster und wirksamster darin besteht, daß sie das Perlenhalsband zwischen ihre Blütenlippen nimmt. Hauptsächlich liest sie langatmige Abhandlungen über die Buffy- und Boodlefrage, die zeigen, daß Buffy ein unbefleckter Patriot und Boodle ein Schurke ist, und wie das Vaterland zugrunde gehen muß, wenn es nur für Boodle und nicht für Buffy stimmt, oder wie es gerettet werden kann, wenn es nur für Buffy und nicht für Boodle ist, denn einer von den beiden muß es sein, und andre kommen nicht in Betracht. Sir Leicester ist es ziemlich gleich, was sie vorliest, und er scheint ihr nicht sehr aufmerksam zu folgen, aber doch wird er auf der Stelle munter, sowie sie wagt, aufzuhören, und fragt, jedes Mal mit sonorer Stimme ihr letztes Wort wiederholend, verdrießlich, ob sie müde sei. Volumnia ist nun aber bei Gelegenheit ihres vogelartigen Herumhüpfens und Anpickens von Papieren auf die Notiz einer sie betreffenden Testamentsklausel gestoßen (im Fall ihrem Verwandten »etwas passieren sollte«), und solche Chancen vor Augen als Entschädigung für einen langen Vorlesekursus, nimmt sie sogar den Kampf mit dem Drachen Langeweile auf.
    Die Vettern im allgemeinen fürchten sich ein wenig vor Chesney Wold in der stillen Zeit, wagen sich aber in der Jagdsaison heran, wo man dann Schüsse im Park hört und ein paar Treiber und Jagdgehilfen auf den alten Sammelplätzen auf zwei oder drei schwermütige Cousins warten. Der hinfällige Vetter, den die Eintönigkeit des Ortes immer gräßlicher mitnimmt, verfällt dann in eine schrecklich niedergedrückte Stimmung, stöhnt in seinen jagdfreien Stunden unter Sofakissen und beteuert, daß so ein –ah – höllischer oller Kerker – äh – Menschenleben kosten könne.
    Die einzigen großen Lichtblicke für Volumnia in diesen veränderten Verhältnissen des Schlosses in Lincolnshire sind die seltenen Gelegenheiten, wo durch den Besuch eines öffentlichen Balles etwas für die Grafschaft oder das Vaterland getan werden muß. Dann zeigt sich die abgehetzte Sylphe in Feengestalt der Menschheit und fährt voller Freude unter vetterlicher Eskorte vierzehn lange Meilen weit nach dem alten Festlokale, das an dreihundertvierundsechzig Tagen und Nächten jedes Normaljahres eine Art antipodische Rumpelkammer voll auf den Kopf gestellter alter Tische und Stühle ist. Hier gewinnt sie alle
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