Blaue Rosen

ein wundervolles Mädchen,
sechsundzwanzig Jahre alt. Und sie wird sich sehr freuen, dich
kennenzulernen.“
„Du meinst, sie weiß, dass ich
ihr Vater bin?“ Er war noch immer berührt und hatte Tränen
in den Augen.
„Sie weiß es, tief im Innern weiß
sie es. Und wenn sie dich erst sieht ...“
    Sie hatte eine Menge zu erklären und hoffte, Rose
würde sie nicht hassen dafür, dass sie ihr die Wahrheit
vorenthalten hatte. Vielleicht hätte sie sie ihr niemals
anvertraut, doch das jetzt änderte alles.
    „ Delilah.
Es tut mir alles so leid. Ich wollte mich schon so lange zu erkennen
geben, vor allem, als man mir vor ein paar Jahren sagte, es sei hier
wieder sicher für mich, da es niemanden mehr gab, der mir etwas
anhaben wollte. Aber ich wollte deine Familie nicht zerstören.
Nun, da ich vom Tod deines Mannes gehört habe, habe ich es
endlich gewagt. Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen
soll.“
„Dann sag einfach gar nichts mehr“, sagte
sie ihm. „Nichts, was wir sagen könnten, brächte uns
unsere verlorenen Jahre zurück. Das Einzige, was uns bleibt, ist
neu anzufangen. Und alles nachzuholen.“
    „ Du
meinst, du willst mich nach all den Jahren noch immer?“, fragte
er hoffnungsvoll.
„Ricky, mein Liebling, ich habe nie etwas
anderes gewollt. Ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben.
Siehst du, ich trage noch immer deinen Ring.“ Sie zeigte ihm
ihren Finger mit dem Verlobungsring. Sie hatte ihn nicht einen
einzigen Tag abgenommen, nicht einmal am Tag ihrer Hochzeit.
Ricky
zog seinen Kragen ein wenig herunter und zeigte ihr die Kette, die
sie ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte.
„Und
ich habe deine Kette immer getragen. Ich verspreche dir, ich werde
dich niemals wieder verlassen“, sagte er und berührte
zärtlich ihre Wange.
„Und ich werde dich niemals
wieder gehen lassen.“
Ricky nahm ihr Gesicht in seine Hände,
wie er es vor so vielen Jahren getan hatte, und er küsste sie.
Wie wundervoll es war, wieder seine Lippen zu spüren.
    Als es bereits dunkel war, standen sie gemeinsam auf und
machten sich auf den Weg. In eine neues Leben. In eine gemeinsame
Zukunft.
    „ Weißt
du, dass es McDonald`s inzwischen fast überall auf der Welt
gibt?“, fragte Ricky mit dem Lächeln im Gesicht, das sie
so sehr vermisst hatte.
Sie lachte. „Ich weiß. Und du
weißt sicher noch, was mein Dad mir beigebracht hat:
Wettschulden sind Ehrenschulden. Ich denke, ich werde sie sofort
einlösen. Was hältst du davon?“
„Eine gute
Idee. Und gleich morgen gehen wir zu McDonald`s. Da macht man gute
Heiratsanträge, habe ich gehört.“
    Delilah hakte sich glücklich bei ihrem Ricky ein.
Fast siebenundzwanzig Jahre waren vergangen, doch es war, als hätten
sie erst gestern gemeinsam Erdbeer-Milchshakes getrunken und ihr
junges Glück genossen.
    Siebenundzwanzig
Jahre konnten ihrem Gefühl von Zweisamkeit nichts anhaben. Denn
das, was sie hatten, schon immer gehabt haben und immer haben würden,
nennt man Wahre Liebe .
    Ende

Lesen Sie auch:
    Rosa
Rosen
    Deutschland, 1935. Das jüdische Mädchen
Abigail verlässt mit 13 Jahren seine Heimat, um mit seiner
Familie nach Amerika auszuwandern, das Land der großen
Hoffnung.
Schweren Herzens muss Abigail sich von ihrer besten
Freundin Rachel trennen, mit der sie so gerne in ihrem Rosengarten
saß.
    Während Abigail in New York ein neues und besseres
Leben beginnt, geht Rachel im Nazi-Deutschland durch die Hölle.
Nur durch die Briefe, die die beiden Mädchen sich schreiben,
können sie weiterhin am Leben der anderen teilhaben, während
sie langsam zu jungen Frauen heranwachsen – unter Umständen,
die unterschiedlicher nicht sein könnten.

    Gelbe
Rosen
    Es ist das Jahr 2042. Zwanzig Jahre ist es her, dass die
Umwelt zerstört und der Sauerstoff knapp wurde, und dass die
Pflanzen- und Tierwelt zugrunde ging.
    Penelope ist 7 Jahre alt und wächst in einer Welt
aus OxyBags, MetroSleeves und BioTabs auf. Sie kennt es nicht anders
und weiß nichts über die Vergangenheit, bis sie ein altes
Buch ihrer Mutter findet, das sich „Lexikon“ nennt und in
dem sie ein Bild einer wunderschönen gelben „Rose“
findet. Eine Million Fragen machen sich in ihr breit.
    Nach Antworten suchend wendet sie sich an ihre Mommy,
und die beginnt, eine unglaubliche Geschichte zu erzählen.