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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition)
Autoren: Greg Iles
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Gewehrschuss war in der gesamten Innenstadt von Natchez zu hören. Ich stand in meinem Garten in der Washington Street und spielte mit Annie, als ich den Knall hörte. Zuerst glaubte ich, ein elektrischer Transformator unten am Mississippi wäre explodiert. Zwei Minuten später summte mein Handy. Caitlin hatte den Schuss aus dreißig MeternEntfernung miterlebt. Sie sagte, es hätte ausgesehen, als wäre die Kugel vom Dach eines der größeren Gebäude in der Nähe des Sheriff’s Departments abgefeuert worden.
    Sowohl Sheriff Byrd als auch Chief Logan waren überzeugt, dass die Asiaten Marko erschossen hatten. Sie wollten verhindern, dass er die Drogenbande verraten konnte, um sich selbst zu retten. Die Spezialeinheit verfasste einen Bericht, der diese Theorie unterstützte, mit einem Zusatz: Diesem zufolge kam auch Cyrus’ Gang als Täter in Frage, falls es nicht die Asiaten gewesen waren. So jedenfalls die Story, die Caitlin im Examiner veröffentlichte. Doch als ich Drew fragte, wo er gewesen war, als Marko starb, sagte er mir, er hätte sich an diesem Tag frei genommen, um mit Ellen zusammen zu Hause zu bleiben. Zäune reparieren, sagte er, wegen Timmy. Timmy war natürlich in der Schule. Einen Tag später gelang es mir, Ellen die gleiche Frage zu stellen, und sie bestätigte Drews Geschichte haarklein. Doch während Ellen redete, bemerkte ich eine deutliche Diskrepanz zwischen ihrem Mund und ihren Augen. Ich wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Ellen Elliott wird alles tun, was in ihrer Macht steht, um ihre Familie zu retten. Sie trägt ein gerüttelt Maß an Schuld mit sich herum. Doch in ihrem Herzen weiß sie, was auch ich heute weiß: dass Marko Bakic – der Junge, der Kate Townsend brutal vergewaltigt und ermordet hat – von der Hand des Mannes starb, der sie mehr geliebt hat als alles andere auf der Welt.
    Und das ist, wie es sein sollte.

42
    D rei Wochen später, an einem wunderschönen Abend im Mai, stieg ich auf ein Podium mitten auf dem Footballfeld der St. Stephen’s und setzte mich neben Jan Chancellor. Viel war geschehen in den drei Wochen seit Markos Tod, und dank Caitlin das meiste davon unter den Augen der Öffentlichkeit – mit dem Ergebnis, dass Senator Brent Few, der für die Graduierungsfeier der St. Stephen’s vorgesehene Redner, aus »gesundheitlichen Gründen« abgesagt hatte. Die Abschlussklasse fragte mich, ob ich bereit sei, an seiner Stelle zu sprechen. Ich antwortete, dass ich es mit Freuden tun würde.
    Dreihundert Stühle sind vor dem Podium aufgestellt, und fast alle sind besetzt. Das ist beeindruckend, weil die Abschlussklasse nur einunddreißig Schüler stark ist. Als ich meinen Abschluss gemacht habe, waren wir zweiunddreißig, doch Natchez war damals größer. Ich kenne die meisten Gesichter in der Menge, hauptsächlich Schüler und ihre Familien. Zwei besondere Stühle stehen leer in der Reihe der Schüler: symbolische Plätze für Kate Townsend und Chris Vogel. Sie sind fast nicht mehr zu sehen unter dem Meer von Blumenbuketts, das darauf abgeladen wurde.
    Marko Bakic hat keinen freien Stuhl bekommen. Für die Schüler der St. Stephen’s ist Marko wie der Mörder von John Lennon: jemand, dessen Namen man nicht nennt.
    Von den freudigen Gesichtern zwischen den königsblauen Hüten und Talaren leuchtet mir eines heller entgegen als alle anderen: Mia Burke. Unmittelbar nach meiner Ansprache wird Mia die Abschiedsrede halten. Sie sollte ursprünglich vor mir an die Reihe kommen, doch ich bat Jan, heute Abend Mia das letzte Wort zu überlassen. In der Nacht, als wir erfuhren, dass Kate ermordet wurde, hat Mia mir erzählt, dass sie ihrer Klasse und den Eltern ein paar Dinge zu sagen hat. Heute Abend kann ich es kaum erwarten, sie zu hören.
    Annie sitzt zusammen mit meinen Eltern in der dritten Reihe. Sie ist bei ihren Großeltern, weil Caitlin heute Abend nicht da ist. Letzte Woche ist sie wieder nach Norden geflogen, nicht nach Boston diesmal, sondern zu ihrem Vater nach Wilmington, North Carolina. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sie noch nicht bereit ist, die Verpflichtungen einzugehen, die damit einhergehen, dass wir heiraten. Unser Abschied war nicht leicht, hauptsächlich wegen Annie. Caitlin wollte sich unter vier Augen mit Annie unterhalten, um ihr die Neuigkeit schonend beizubringen, doch ich hielt es für besser, wenn wir gemeinsam mit ihr redeten. Ich liebe Caitlin immer noch, und ich vertraue ihren Motiven. Doch ich bin nicht willens, auch nur das
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