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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds
Autoren: Chuck Wendig
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für heute dichtmachen.«
    »Ach ja?«, fragt Fleischberg.
    Miriam offeriert zwei hochgehaltene Finger: großes Indianerehrenwort, auch wenn es ebenfalls aussieht wie die stumme Drohung eines Proktologen.
    Miriam kann sehen, wie sich die tektonischen Platten unter der gummiartigen Haut des Mannes in Bewegung setzen. Das Queue zieht sich von Ashleys Hals zurück, und Ashley fällt hart auf die Knie, er keucht, japst und reibt sich die Gurgel.
    »Verbindlichsten Dank«, sagt Miriam.
    Fleischberg gibt grunzend Antwort.
    »Du solltest deinen Bruder anleinen. Besorg ihm ’ne Narrenkappe.«
    »Das werde ich mir überlegen.«
    »Wir trinken Bier. Coors Light. Aber ich denke, wir möchten ein paar Schnaps. Tequila.«
    »Tequila, geht klar.«
    »Und zwar das gute Zeug! Nicht diese billige Kaktusplörre.«
    Miriam gibt ihm ein Daumen-hoch und streckt dann Ashley die Hand hin. Das Keuchen hat größtenteils aufgehört. Er hustet noch einmal. Aber er nimmt ihre Hand nicht.
    Er schaut zu ihr hoch und lächelt. Sie sieht es kommen, aber wie bei einem Autounfall ist sie nicht in der Lage, es aufzuhalten.
    Ashley schlägt Fleischberg mit der Faust in die Leiste.
    Es hat natürlich keine Wirkung, weil Fleischberg Eier aus Basalt hat. Fleischberg zuckt nicht mal zusammen. Ein bisschen überrascht sieht er allerdings schon aus.
    »Nicht cool«, sagt Fleischberg.
    Dann lässt er eine Roundhouse-Faust auf Ashleys Gesicht zusausen, das sich immer noch auf Schritthöhe befindet.
    Ashley jedoch ist darauf vorbereitet. Er zieht den Kopf zurück, und Fleischbergs Felsenfaust segelt durch die leere Luft und dockt an der Ecke eines Zweierkneipentischs an. Miriam sieht, wie der Tisch die ersten beiden Finger von Fleischbergs Hand bricht; sie springen raus wie Wäscheklammern. Sie hört das Brechen. Als würde jemand einen Ast überm Knie zerknicken.
    Fleischberg – was ihm zur Ehre gereicht – schreit nicht auf. Er hält sich nur langsam die kaputte Hand vors Gesicht und nimmt sie auf die Art in Augenschein, wie ein Gorilla vielleicht einen Tacker oder einen iPod betrachten würde.
    Chaos bricht aus.
    Graues Schamhaar schlingt Ashley die Hände um den Hals, aber Miriam ist schnell: Sie verpasst einem in der Nähe stehenden Stuhl einen ordentlichen Tritt, sodass die hohe Rückenlehne dem Kerl genau in den Bauch knallt. Er krümmt sich. Ashley rammt inzwischen Hotdog die Schulter in die stämmigen Knie, und der Bursche geht zu Boden.
    Dann – krach!   – landet ein Billardqueue auf Ashleys Kopf. Fleischberg steht da und hält die abgebrochene Hälfte in der unversehrten Hand. Er lacht. Das hier ist Gaudi für ihn.
    Bevor sie es beabsichtigt, steckt Miriam mittendrin. Eine Faust fliegt durch die Luft; sie ist sich nicht sicher, wem sie gehört. Sie spürt den Luftzug am Kinn – knapp vorbei. Ashley ist auf den Beinen, er schielt, und dann ist er wieder auf dem Boden, als Fleischberg ihn mit der Schulter gegen den Zweiertisch wirft. Der Tisch kippt um wie eine Wippe.
    Miriam sieht etwas aufblitzen: Graues Schamhaar, der mit einer Hand seine Eier umklammert, zieht ein Messer.
    Hotdogs Hände stoßen sie nach vorn.
    Fleischberg hebt das kaputte Queue über Ashleys Schädel.
    Es geht alles so schnell und doch – so langsam. Sie ist an den Rändern stumpf. Halb betrunken, offen gestanden.
    Zeit, es zu beenden. Zeit für Mamis kleinen Lebensretter.
    Miriam greift in die Tasche, während Graues Schamhaar gegen sie vorrückt. Sie weicht Hotdog aus. Fleischberg brüllt etwas, und seine Finger – sogar die gebrochenen, krummen – legen sich fest um seine Waffe. Miriams Hand findet, wonach sie gesucht hat. Sie hat es draußen. Und sie benutzt es.
    Es ist Pfefferspray. Feines Korn. Kommt im Strahl raus, nicht als Nebel. Gut für Hunde, Bären und Fleischberge.
    Sie schwingt es wild herum. Der Strahl trifft Fleischbergs Augen. Er heult auf und schlägt danach, als ob das irgendwie helfen würde. Eine Klinge saust durch die Luft, und Miriam bestrahlt auch Graues Schamhaar. Hotdog pirscht sich an sie ran und packt sie am Handgelenk ...
    Ein Rehkitz auf wackligen Beinen läuft mitten auf die Straße und bleibt dort stehen, in der Dunkelheit, eingerahmt vom hellen Kegel eines Motorradscheinwerfers. Hotdog ist zu beschäftigt damit, irgendeine alte tätowierte Mieze mit einem Vulkanarchipel aus Fieberbläschen um den Mund herum zu küssen, und bis er seine Zunge aus ihrem Maul voll krummer Zähne herausgezogen hat, ist es zu spät. Er reißt den
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