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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch
Autoren: L Carroll
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Spitzbart eingerahmt wurde, besonders überraschte.
    »Sind Sie zufällig Garet James, die Inhaberin von Cygnet Designs?«, fragte er.
    »Ja, tatsächlich«, sagte ich erfreut. Zwar war in der Presse gelegentlich positiv über mich berichtet worden, aber ich war es nicht gewöhnt, dass man mich erkannte. »Das bin ich. Es überrascht mich, dass ein Antiquitätenhändler das weiß.«

    »Ich versuche, mit der modernen Zeit Schritt zu halten«, sagte er. Als er lächelte, durchzogen Millionen kleiner Fältchen seine bronzefarbene Haut. Ich stellte mir vor, dass er einige Zeit zur See gefahren war, wo er am Bug eines Schiffes in die Sonne geblinzelt und dem Regen getrotzt hatte, aber es wahr wohl wahrscheinlicher, dass er ein bisschen zu oft seine Runden auf dem Golfplatz drehte. »Letzte Woche habe ich den Artikel im New York Magazine gelesen. Ich bewundere, wie Sie alte Materialien verwenden, um daraus etwas Neues zu erschaffen. Sie sind eine echte Künstlerin.«
    »Nur eine Handwerkerin«, wehrte ich schnell ab.
    »Sie sind zu bescheiden.«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich kenne den Unterschied.« Schließlich war ich unter diesen Leuten aufgewachsen – unter Malern und Bildhauern -, und ich wusste, was es bedeutete, ein echter Künstler zu sein. Aber all das musste ich diesem Fremden nicht auf die Nase binden, ebenso wenig wie die Tatsache, dass ich alles sein wollte, nur eben keine Künstlerin.
    Er kniff leicht die Augen zusammen. »Ich habe mir Ihre Entwürfe auf Ihrer Webseite angesehen. Aber ich glaube, dieses Design hier war nicht darunter.«
    »Nein. Es war das erste Medaillon, das ich je gemacht habe … von diesem Ring.« Ich streckte die Hand aus, damit er den Siegelring betrachten konnte. »Ich habe es nie wieder verwendet.«
    Der Juwelier nahm meine Hand und hielt sie an seine Lupe, um den Ring besser in Augenschein nehmen zu können. Seine Finger waren kalt und gepudert, und er hielt meine Hand länger fest, als notwendig zu sein schien.
Vielleicht hatte er Schwierigkeiten, den Wahlspruch zu entziffern.
    »Die Worte stehen in Spiegelschrift. Es heißt: ›Ein seltener Vogel …‹«
    »Ich kenne diesen Spruch sehr gut«, sagte er, ließ meine Hand abrupt los und sah wieder hoch. »Dieses Wappen habe ich tatsächlich schon einmal gesehen … warten Sie … ich zeige es Ihnen …«
    Bevor ich protestieren konnte, erhob sich der Juwelier von seinem Stuhl. Er war größer, als ich vermutet hatte, und auch kräftiger. Die lange, weite Strickjacke, die er trug, hatte seine Körpermaße im Sitzen gut verborgen, aber nun, da er sich aufrichtete, besaß er eine recht beeindruckende Präsenz. Vermutlich hatte er in etwa das Alter meines Vaters – Mitte achtzig -, aber während Roman in jüngster Zeit recht gebrechlich geworden war, erschien dieser Mann mächtig. Geradezu befremdlich mächtig, als seien die Strickjacke und das weiße Haar reine Tarnung.
    Er entschuldigte sich und verschwand hinter dem braunen Brokatvorhang. Ich wollte mich noch einmal in dem Geschäft umsehen, aber es war zu klein, als dass man sich wirklich darin hätte umdrehen können, und egal, wo ich stand, immer schienen mir die körperlosen Augen zu folgen. Also starrte ich lieber durch das beschlagene Fenster hinaus auf die regennasse Straße. Wieso wartete ich überhaupt? Ich hatte ganz sicher nicht die Absicht, etwas zu kaufen. Nicht nach den Nachrichten, die mir an diesem Morgen vom Anwalt meines Vaters, Charles Chennery, auf seine unverblümte, knappe Connecticut-Art mitgeteilt worden waren. Vor fünf Monaten hatte mein Vater sich
von einem Wall-Street-Unternehmen 2,5 Millionen Dollar geliehen und als Sicherheit das auf vier Millionen Dollar geschätzte Stadthaus an der West 12th Street eintragen lassen. Er hatte das Geld dazu verwendet, um damit verschiedene Gemälde zu erwerben – Schnäppchen , wie er Charles versicherte -, deren Wert bei einem Wiederverkauf mit fünf Millionen veranschlagt wurde. Aber dann war mit den Finanzmärkten im Herbst auch der Kunstmarkt zusammengebrochen. Ein großer Teil der Bilder war bei Auktionen nicht einmal verkauft worden, und wenn doch, dann für wesentlich weniger, als mein Vater sich erhofft hatte. Doch das größte Problem war, dass in diesen Zeiten vielfach sogar Darlehen, die als gut abgesichert galten, vorzeitig wieder zurückgefordert wurden. (»Niemand liest das Kleingedruckte«, hatte Chenner y düster angesichts meiner Überraschung er widert, dass Investment-Banken so etwas taten.) Da
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