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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales
Autoren: Christina Irmisch
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Straßenrand wurde schließlich noch karger, Kies und Erde gingen nun direkt in die weitläufigen Wiesen über und verloren sich unter den struppigen Grashalmen. Zäune und Begrenzungen gab es keine, nur niedrige, graue Steinmauern, gefährlich nah an der Fahrbahn.
    Kate sah aus dem Seitenfenster nach rechts. In einiger Entfernung wurde das letzte Bisschen Licht der Nacht von einem großen, schwarzen Loch verschluckt – es konnte sich nur um ein größeres Waldstück handeln, das sich durch die Landschaft zog –, doch genau erkennen konnte Kate es nicht.
    Nicht auch noch ein Wald! stöhnte sie innerlich, dann richtete sie ihren Blick wieder auf die Fahrbahn.
    Plötzlich trat sie mit voller Wucht auf die Bremse.
    »Oh mein Gott!«, schrie sie erschrocken auf, und der Wagen kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen.
    Mit klopfendem Herzen sah Kate nach draußen, Angst und Überraschung mischten sich in ihrem Blick.
    Vor ihr, im gelben Scheinwerferlicht, stand ein rabenschwarzer Hund.
    Nein, es war nicht nur ein Hund; es war ein Riese von einem Hund, und das grelle Licht spiegelte sich unheimlich in seinen verengten Augen.
    Hätte sie es nicht besser gewusst, Kate hätte ihn glatt für einen Wolf gehalten.
    Mit gespanntem Körper und gesenktem Kopf stand er vor ihrem Auto, die Ohren angelegt und die Zähne gefletscht, dass sie im Licht bedrohlich glänzten. Mit seinen spiegelnden Augen starrte er Kate an und sie war sich sicher, dass er knurrte, auch wenn sie es wegen der geschlossenen Scheiben und der Musik nicht hören konnte.
    Entsetzt blickte sie den Hund an, ihr Herz schlug ihr schmerzhaft bis zum Hals, und etwas in der Miene des Tieres machte sie unfähig, sich zu bewegen. Das Einzige, was sich regte, waren ihre eiskalten Finger, die sich in den Kunststoff des Lenkrades gruben.
    Fieberhaft und mit aufgerissenen Augen suchte Kate nach einem Ausweg, auch wenn sie sich noch immer keinen Millimeter rührte – wie der Hund vor ihr, der sie einfach nur ohne Unterlass anstarrte.
    Unschlüssig rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her, dann glitt ihre Hand auf das eingeprägte Vauxhall -Zeichen in der Mitte des Lenkrades.
    Ein durchdringendes Hupen zerriss die Stille der Nacht.
    Selbst Kate schreckte auf bei dem unerwartet lauten Ton, die Reaktion des Hundes aber war eine völlig andere. Anstatt zurückzuweichen oder doch zumindest einen Anflug von Furcht zu zeigen, machte er einen Sprung nach vorne und riss für einige Sekunden das Maul auf.
    Die plötzliche Bewegung des Tieres ließ Kate zusammenfahren. Hastig suchte sie mit dem Fuß nach dem Gaspedal und der Wagen machte einen Satz nach vorne.
    Wieder reagierte der Hund anders, als Kate erhofft hatte. Ein weiterer Sprung katapultierte ihn direkt vor den Kühlergrill – so weit, dass Kate seinen Kopf nicht mehr sehen konnte.
    Sie wartete, dass etwas geschah, ein Ruck vielleicht, wenn der Hund gegen das Auto stieß, ein lautes Bellen oder dass sein Kopf plötzlich unter ihrem Fenster erschien – irgendwas. Doch nichts davon passierte.
    Eilig drehte sie die Musik aus – und nun konnte sie das Knurren doch hören, auch wenn es nur sehr gedämpft an ihre Ohren drang. Aber sie hörte es, und es ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Das Grollen wurde lauter, bedrohlicher, und Kate zuckte unwillkürlich zusammen.

    Einige Minuten saß sie nur unbeweglich da, wagte kaum zu atmen und starrte auf die beleuchtete Straße vor sich.
    Der Hund war allmählich einige Schritte zurückgewichen, dass Kate seinen Kopf wieder sehen konnte – und die zurückgezogenen Lefzen, unter denen die langen Zähne blitzten.
    Und schließlich siegte die Angst.
    Schlagartig legte die junge Frau den Rückwärtsgang ein und fuhr, so schnell der schmale Weg es zuließ, bis zur Kreuzung zurück. Dort bremste sie ihren Wagen abrupt ab und blieb mitten auf der einsamen Straßengabelung stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Sie hatte ihn fast den ganzen Weg lang angehalten.
    Mit hämmerndem Herzen und rasendem Atem lehnte sie sich mit der Stirn an das kühle Lenkrad und schloss die Augen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie sehr sie schwitzte, obwohl es um sie herum vermutlich bitterkalt sein musste.
    Ein paar Minuten verharrte sie so in gebeugter Haltung.
    Schließlich richtete sie sich auf und starrte die Straße hinauf, von der sie gekommen war. Sie war in vollkommene Dunkelheit getaucht und etwas an ihrem Rand bewegte sich. Doch es waren nur die Büsche, durch die der Wind fuhr.
    Endlich meldete
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