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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien
Autoren: J.R. Ward
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noch im Schlafanzug.
    »Wenn du abhaust, komm ich mit.«
    »Das will ich aber nicht.«
    »Pech gehabt.«
    Qhuinn sah das Land der Outlaws, das er ansteuerte, vor seinem geistigen Auge, und spürte einen wachsenden Druck in der Brust. Sein Freund war so beständig, so aufrichtig, so ehrenhaft und rein. Er hatte immer noch eine essenzielle, optimistische Unschuld an sich, obwohl er inzwischen ein erwachsener Mann war.
    Qhuinn holte tief Luft und stieß zwischen den Zähnen hervor: »Ich will nicht, dass du weißt, wo ich hingehe. Und ich will dich nicht wiedersehen.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Ich weiß …« Qhuinn räusperte sich und zwang sich, weiterzusprechen. »Ich weiß genau, wie du mich immer beobachtest. Ich habe bemerkt, wie du mich ansiehst … zum Beispiel, als ich mit der Braut bei Abercrombie in der Umkleidekabine war: Du hast nicht sie angestarrt, sondern mich, und zwar, weil du scharf auf mich bist. Stimmt doch.« Blay taumelte einen Schritt zurück, und wie in einem Faustkampf nutzte Quinn das aus, um noch härter nachzulegen. »Du bist schon verdammt lange hinter mir her, und du glaubst, ich hätte das nicht gemerkt. Hab ich aber. Also lauf mir bloß nicht nach. Dieser Mist zwischen uns hat hier und jetzt ein Ende.«
    Damit drehte Qhuinn sich um und ging weg, ließ seinen besten Freund, den Mann, der ihm am meisten auf der Welt
bedeutete – mehr noch als John – in diesem kalten Tunnel zurück. Allein.
    Es war der einzige Weg, um sein Leben zu retten. Blay war genau der Typ edler Idiot, der denen, die er liebte, noch von der Brooklyn Bridge hinterherspringen würde. Und da man ihm nie etwas ausreden konnte, musste er ihn dazu zwingen, ihn in Ruhe zu lassen.
    Qhuinn lief schneller und noch schneller, weg vom Licht. Als der Tunnel eine Rechtsbiegung machte, verloren sich Blay und die aus dem Keller in den Tunnel strahlende Helligkeit, und er war allein in diesem trüben Stahlkäfig weit unter der Erde.
    Die ganze Zeit sah er Blays Gesicht klar und deutlich vor sich. Bei jedem Schritt war die erschütterte Miene seines Freundes das Leuchtfeuer, dem er folgte.
    Sie würde ihn begleiten. Bis in alle Ewigkeit.
    Als er schließlich das Ende des Tunnels erreicht hatte, den Code eintippte und die Tür zu einem Gartenschuppen etwa zwei Kilometer vom Haus entfernt aufdrückte, erkannte er, dass er doch etwas zu verlieren hatte … und dass er noch tiefer sinken konnte, als er geglaubt hatte: Er hatte Blays Herz zerfetzt und unter seinen Stiefeln zermalmt, und das Bedauern und der Schmerz, den er spürte, waren beinahe mehr, als er ertragen konnte.
    Er trat hinaus in eine Fliederhecke, und seine Perspektive veränderte sich. Er durchlebte einen Sinneswandel. Ja, er war durch seine Geburt und seine Umstände benachteiligt. Aber er musste alles nicht noch schlimmer machen.
    Er zog sein Handy heraus, das nur noch einen Balken Akku anzeigte, und simste John, wo er war. Er war nicht sicher, ob sein Anschluss überhaupt noch –
    John schrieb sofort zurück.
    Fritz wäre in zehn Minuten bei ihm.

25
    Weit im Norden in den Adirondacks, unmittelbar bevor der Morgen über dem Saddleback Mountain graute, pirschte sich der Vampir, der in der Nacht zuvor einen Hirsch gefangen hatte, an einen weiteren an. Langsam und unkoordiniert wie er war, wusste er, dass die Jägerrolle, die er da spielte, ein Witz war. Die Kraft, die er aus dem Tierblut zog, reichte nicht mehr aus. Heute Nacht war er beim Verlassen seiner Höhle so schwach gewesen, dass er nicht sicher war, ob er sich überhaupt dematerialisieren könnte.
    Was bedeutete, er käme wahrscheinlich nicht nahe genug an seine Beute heran. Was wiederum bedeutete, er könnte sich nicht nähren. Was wiederum bedeutete … die Zeit war endlich gekommen. Es war so eigenartig. Früher hatte er manchmal überlegt – wie es vermutlich jeder von Zeit zu Zeit tat –, wie genau er einmal sterben würde. Unter was für Umständen? Würde es wehtun? Wie lange würde es dauern? In Anbetracht seiner täglichen Arbeit hatte er angenommen, dass es im Kampf geschähe.

    Doch stattdessen würde es hier in diesem stillen Wald von der Hand der brennenden Herrlichkeit des Morgengrauens passieren.
    Überraschung.
    Vor ihm hob der Hirsch sein schweres Geweih und machte Anstalten, davonzuspringen. Der Vampir nahm das bisschen Kraft, das er noch in sich hatte, zusammen, konzentrierte sich darauf, den Abstand zwischen ihren beiden Körpern zu überwinden … und nichts geschah. Seine
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