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Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Titel: Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)
Autoren: Meinhard von Gerkan
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Zudringlichkeit treten die Primärfunktionen des Flughafens,die Funktionstüchtigkeit, die Orientierung, aber auch die Bedeutung und Würde eines öffentlichen Gebäudes völlig in den Hintergrund. Wer sich in der räumlichen Kakophonie des Frankfurter, Amsterdamer, Züricher oder Londoner Flughafenlabyrinths verirrt, dem vergeht jede Freude am Fliegen. Auch im Hauptstadtflughafen mussten auf Weisung des Bauherrn mitten in der fix und fertig durchgeplanten Hauptabfertigungsebene unmittelbar hinter den Sicherheitskontrollen 1800   Quadratmeter Aviation-Fläche für den Walk-through-Shop abgetreten werden.
    VORHER : Ursprungsplanung des Flughafens in Hamburg. Vorgesehen waren drei Terminals mit direkter Wegeführung der Fluggäste vom Check-in-Schalter durch die Sicherheitskontrolle zum Abflug-Gate.
    NACHHER : Realisierte Planung des Hamburger Flughafens. Das mittlere Terminal wurde zum Shoppingcenter. Der Passierweg führt zwangsläufig durch die zentrale Sicherheitskontrolle und zur Verkaufsfläche.
    Ich bestreite nicht, dass ein reichhaltiges, großes und vielfältiges Warenangebot als zusätzliche Wertschöpfungsquelle für den Flughafenbetreiber mehr als ein gutes Zubrot ist. Die Erträge aus dem Warenverkauf erreichen bis zu 50   Prozent der Betriebskosten eines Terminals. Einige Passagiere nutzen die Wartezeit für einen Einkaufsbummel, und viele fühlen sich im vertrauten Kaufhaus- und Supermarktmilieu am wohlsten. Mittlerweile jedoch erschließt sich den Fluggästen auf Flughäfen wie Amsterdam, Kopenhagen oder Frankfurt zwischen T-Shirt-Ständern und Plüschbären die Primärfunktion eines Flughafens nicht mehr ohne Weiteres. Die Orientierung fällt schwer. Ein Ladentresen ist leichter zu finden als ein Abfertigungsschalter.
    Die Forderung nach immer größeren Verkaufsflächen unterwandert die Verpflichtung des Architekten, einem öffentlichen Gebäude, denn das ist ein Flughafenterminal genausowie ein Bahnhof, mittels nobler gestalterischer Geste Würde und Repräsentanz zu verleihen, den Besuchern und Gästen gleichsam eine bauliche Visitenkarte auszuhändigen: Das hier ist der Flughafen Berlin Brandenburg »Willy Brandt«, das Tor zur Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.

Skandalisierung
    Über die drohende Vermallung des Flughafens Berlin Brandenburg »Willy Brandt« findet man in den Medien nichts. Dafür reichlich Skandal um BER, viel Getöse, Halbwahrheiten und Zeitungsenten. Beim Kampf um die Ressource Aufmerksamkeit geht es recht hemdsärmelig zu. Ein charakteristisches Beispiel für die Verbreitung von Halbwahrheiten ist die Berichterstattung über die BER-Entrauchung. Aus ingenieurtechnischer Sicht ist die Thematik so anspruchsvoll, wie man es sich nur vorstellen kann. Daher steht der Sachverhalt schon einmal grundsätzlich im Widerspruch zu den Interessen derer, die dazu in aller Öffentlichkeit »sachkundig« Stellung beziehen. Ein »Experte«, so titelte die Berliner Morgenpost am 6.   September   2012 (»Experte   –   Auch BER-Eröffnung im Herbst   2013 ist ambitioniert«), hat uns öffentlich vorgehalten, gmp habe aus Liebe zur Form die Funktion vergewaltigt, und als Beispiel die Brandschutzanlage gewählt. Angeblich habe man um der schönen Ästhetik willen gegen die Gesetze der Physik verstoßen und den im Brandfall entstehenden Rauch nach unten statt nachoben geleitet. Richtig ist, dass die Entrauchung des Terminals in der Regel »über Dach« erfolgt, also von unten nach oben. Das gilt für die Haupthalle, das Mainpier sowie Pier Nord und Süd ausnahmslos. Im Erdgeschoss der Haupthalle wird der Rauch über sogenannte Entrauchungszentralen nach unten gesaugt und zusammen mit dem Rauch des Kellergeschosses zur Seite nach außen geleitet. Diese Entrauchung des Erdgeschosses nach unten war vorteilhafter als die Entrauchung nach oben, weil dabei bereits vorhandene Betonkanäle und Ventilatoren der Entrauchungsanlage im Untergeschoss genutzt werden konnten.
    FALSCH : Infografik der heute-journal -Sendung vom 4.   September   2012. Die Darstellung der simulierten Entrauchung führt die gängige Physik ad absurdum.
    RICHTIG : Das Terminal gliedert sich in zwei Brandabschnitte. Die Entrauchung erfolgt effizient über das Dach (roter Bereich). Lediglich das Erdgeschoss der Haupthalle wird zur Seite nach außen entraucht (blauer Bereich).
    Ob unser »Experte« aus eigener Anschauung urteilte oder seine Informationen aus zweiter Hand bezog, bleibt unklar. Seine Darstellung der
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