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Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Titel: Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)
Autoren: Meinhard von Gerkan
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Entrauchung jedenfalls entsprach jener, die ein deutscher Fernsehsender zur besten Sendezeit (ZDF heute-journal vom 4.   September   2012) verbreitete. Eine vom Sender gezeigte, offenkundig selbst gefertigte Simulation der Entrauchung führte die gängige Physik ad absurdum: Rauch wurde dort durch unter dem Boden liegende Kanäle abgeführt, statt wie geplant und physikalisch richtig einfach zur Decke emporzusteigen, wo er mittels Dachklappen entweicht. Wir wiesen auf das Missverständnis hin, und der Sender entschuldigte sich bei gmp in aller Form. Eine Richtigstellung des Funktionsdiagramms ist allerdings bis heute noch nicht erfolgt. Und schon hat gmp das Klischee an der Backe, dass Architekten um der schönen Ästhetik willen schon einmal die Physik notzüchtigen.
    Nach dem Prinzip »Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten« meldeten die Medien, auf dem Flughafengelände seien die Bäume falsch gepflanzt worden und müssten nun umgepflanzt oder gefällt werden. Tatsächlich stehen auf dem Flughafengelände alle Bäume am vorgesehenen Platz. Außerhalb des Flughafengeländes allerdings pflanzte das beauftragte Gartenbauunternehmen   –   auf einem Ausgleichsgelände für die versiegelten Flughafenflächen   –   statt der ausgeschriebenen Winterlinden eine ökologisch gleichwertige Unterart. Dies missbilligte der Bauherr als Verstoß gegen die Vergaberichtlinien und forderte die Abholzung der Falschpflanzung. Das Beispiel zeigt eindrücklich, welche Kapriolen das deutsche Vergaberecht in den Händen unsicherer Bauherren schlägt und was die seriöse Presse durch stille Post daraus macht.
    Kolportiert wird, Rolltreppen seien zu kurz. Dabei geht es um ganze zwei Rolltreppen, die vom Bahnsteig des Bahnhofs zum Vorplatz des Terminals führen. Sie sind drei bis vier Stufen zu kurz. Ursprünglich sollte der Vorplatz überbaut werden   –   zum Teil mit Läden. Dieser Plan wurde vom Bauherrn aufgegeben, eine der vielen Änderungen mit bösen Nebenwirkungen. Der Rohbau des Bahnhofs stand bereits, und die Rolltreppen waren mittlerweile bestellt. Die Alternative lautete: Die Umgebung an die zu kurzen Rolltreppen anpassen oder die beiden Treppen wegwerfen und zwei neue mit der richtigen Länge kaufen. Aus Kostengründen hat sich der Bauherr für die erste Option entschieden.
    Eine weitere Meldung lautete, es seien insgesamt 60   Kilometer Kühlleitungen nicht isoliert worden. Tatsächlich war mit Zustimmung der Flughafengesellschaft eine Isolierung niemals vorgesehen, weil die unisolierten Rohre die Kälte sinnvollerweise in den Verbrauchsbereichen abgeben, was durch eine Ummantelung verhindert worden wäre.
    Sehr verbreitet in den Medien und sehr wirksam ist die Skandalarithmetik. Sie beruht darauf, mehrere sich widersprechende Zahlen zu benennen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen und so die Baukosten für den Flughafen »explodieren« zu lassen. Ein Rechenkunststück nutzt die Unschärfe der Verknüpfung von Preis und Menge. Wenn zum Beispiel 20   Wohnungen 10   Millionen Euro kosten und 40   Wohnungen 20   Millionen, handelt es sich nicht um eine Preissteigerung, sondern um eine Verdoppelung der Menge. Im Falle BER wurden ursprünglich geplante 200

000   Quadratmeter Bruttogeschossfläche (BGF) mit 490   Millionen Euro veranschlagt; es mussten jedoch auf Bauherrnanweisung 340

000   Quadratmeter BGF für 830   Millionen Euro gebaut werden. Die Preise sind für beide Rechenfälle identisch, nämlich 2.440,–   Euro pro Quadratmeter BGF. Die Menge, also das vom Bauherrn vergrößert gewünschte Volumen, hat sich jedoch um 70   Prozent von 200

000   Quadratmeter auf 340

000   Quadratmeter BGF erhöht. Auch für ein 170   Gramm wiegendes Rinderfilet muss man 70   Prozent mehr bezahlen als für 100   Gramm.
    Die heute in Mitteleuropa üblicherweise erhobene Mehrwertsteuer ist ein weiterer Irritationsfaktor. Wer die BER-Bruttobaukosten mit den Nettowerten vergleicht, der stößt nicht auf eine Kostensteigerung von 19   Prozent, sondern auf die in Deutschland in dieser Höhe erhobene Mehrwertsteuer. Gern vergessen wird: In der Gesamtsumme des Projektes BER sind alle Kosten jenseits des Terminals erfasst, die Kosten der Funktionsbauten, der Start- und Landebahnen und so weiter. Einen Löwenanteil der Ausgaben beanspruchen darüber hinaus die Maßnahmen zur Lärmbefriedung im Umfeld des Flughafens gelegener Wohnungen. Laut Focus Online vom 1.   Dezember   2012 rechnen Experten
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