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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
Autoren: Suzanne McLeod
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gesunde Wangenröte wäre. Aber Hugh – Detective Sergeant Hugh Munro von der Mord- und Magiekommission der Metropolitan Police, besser bekannt unter dem Namen Scotland Yard – hätte mich sicher nicht hergebeten, wenn es sich um eine ganz gewöhnliche Wasserleiche gehandelt hätte.
    Und um eine solche hätten die Hexen auch keinen Bannkreis gezogen.
    Also entweder war sie kein Mensch, oder …
    Meine Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. Nein, nein, bloß das nicht. Nicht auszudenken, was der Mord an diesem Mädchen bedeuten könnte. Eine Mutation des Droch Guidhe ? Das war nicht unmöglich, es war bereits ein Mal passiert. Und falls ja, war ich dann vielleicht schuld an dem Tod des Mädchens? Weil ich mich weigerte, den Fae das Kind zu schenken, mit dem sie hofften, den Fluch brechen zu können? Tiefe Schuldgefühle keimten in mir auf. Aber wie konnte ich eine solche Entscheidung treffen, ohne zu wissen, ob es überhaupt etwas nutzen würde? Und ohne zu wissen, welche Konsequenzen sich für mein Baby ergäben, das Wesen, das zu beschützen meine wichtigste Aufgabe war?
    Meine Hand fuhr automatisch zu dem goldenen Medaillon, das an einem Kettchen um meinen Hals hing. Es gab mir die Kraft, diese Ängste fest in der Schublade zu verschließen, die ich in einer Ecke meines Geistes versteckt hielt.
    Das alles spielte im Moment sowieso keine Rolle.
    Wichtig war herauszufinden, ob das Mädchen zufällig umgekommen war – ein menschlicher Tod – oder ob etwas anderes dahintersteckte …
    Ich legte meinen metaphysischen Schalter um und schaute mir die Sache genauer an. Der Bannkreis glühte blutrot, durchsetzt mit blitzenden Sternen. Der Schockzauber im Schlagstock der Polizistin blinkte in meinem Augenwinkel wie ein lästiges grünes Glühwürmchen …
    … und die Leiche des Mädchens war plötzlich verschwunden. Sie verschwand buchstäblich unter einer Masse aus weißgrauen Seilen, die sich wie entrindete Lianen um ihren Körper wanden. Stirnrunzelnd schaute ich genauer hin. Sie war hastig, schlampig eingeschnürt worden wie die Beute einer Riesenspinne; das Werk eines Amateurs oder von jemandem, der es so aussehen lassen wollte. Oder dieser Jemand hatte es sehr eilig gehabt …
    Wie auch immer, es änderte nichts an der Tatsache, dass das Mädchen mausetot war.
    Das arme Ding. Sie konnte einem wirklich leidtun, auch wenn ich sie nicht gekannt hatte. So eine Verschwendung eines jungen, hoffnungsvollen Lebens. Ich merkte, wie ich mich unwillkürlich fester an den goldenen Anhänger klammerte – Graces Anhänger –, den sie mir geschenkt hatte, kurz bevor sie ihr Leben für mich geopfert hatte. An Halloween, letztes Jahr … Die Erinnerungen drohten mich zu überwältigen, und ich schob sie hastig in die bekannte Schublade zurück. Mein Kummer verblasste. Zurück blieb ein Gefühl der Lähmung und Leere.
    Ich konzentrierte mich wieder auf meine Umgebung, auf die muffigen Katakomben. Und auf das tote Mädchen.
    Die Seile, mit denen sie umwickelt war, waberten einen Moment lang vor meinen Augen. Hatte ich mir das eingebildet? Ich blinzelte und rieb mir die Augen, dann ging ich in die Hocke und schaute genauer hin. Die Fesseln verschwammen erneut, und zwar weiter oben, dort, wo sich ihr Kopf befand. Ich folgte der Verschnürung bis zu ihren Händen, auch dort schien die Umgebung zu flirren wie die Luft um einen Heißluftballon. Da war noch ein anderer Zauber …
    »Genny.« Hughs tiefe Bassstimme riss mich aus meiner Konzentration. Ich schaute mich zu ihm um und stand auf. Mit seinen gut zwei Metern war er klein für einen Bergtroll, überragte mich mit meinen eins siebenundsechzig aber um Längen. Auf seinen groben, kantigen Zügen lag ein Ausdruck ehrlicher Besorgnis, und von seinem Schädel stieg roter Staub auf, der sich wie rosa Puderzucker auf seine kurz geschnittenen schwarzen Haare und das sauber gebügelte weiße Hemd legte. Hugh wirkte immer so, als stecke er in einer Uniform, obwohl er schon seit vier Jahren ein Detective Sergeant war. Oder fast immer. Unwillkürlich musste ich an letztes Jahr denken, an die Kampfarena und wie er dort ausgesehen hatte … wie polierter roter Granit hatte sein nackter, grob behauener Körper geglänzt, weißes Silikonblut war aus den Vampir-Bisswunden an Hals und Schultern geströmt. Man hatte ihn gezwungen, um sein Leben und das seiner Freunde und Kollegen zu kämpfen. Und um meines. Er hatte zwar gewonnen, war aber so schwer verletzt gewesen, dass er die letzten sechs
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