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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze
Autoren: Maria Sveland
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erfolgreichen Frau liegt eine Scheidung.
    Jetzt stehen sie auf und gehen, die betrunkene Frau und ihr missmutiger Mann. Er schaut sie nicht an, geht mit sicheren Schritten zum Ausgang, sie torkelt auf ihren hohen Absätzen hinterher. Versucht nachzukommen und tut so, als würde sie seine verärgerte Nichtbeachtung nicht bemerken, vielleicht liegen sie abends schlaflos in ihren Betten und fragen sich, warum sie wohl geheiratet haben. Die Vorstellungen, wie die Beziehung zu sein hat, wenn man verheiratet ist, und wie sie dann aber nicht ist. Und plötzlich sind dreißig Jahre vergangen, man erkennt, dass man zu oft betrunken und unglücklich ist und der eigene Mann sich schämt und immer ein paar Schritte vorausgeht. Man fährt für eine Woche nach Teneriffa, zieht ein pimmelrosa Kostüm und hochhackige Pumps an, und es hilft nichts, dass der Lippenstift zum Kostüm passt und man sich mit Parfum einsprüht. Man torkelt trotzdem.
    Ich stehe auch auf und lege mich auf einen der Liegestühle am Pool, ich denke, irgendetwas stimmt nicht, so müde kann man einfach nicht sein.
    Ich schlafe schwer und träume, dass ich in New York bin. Ich bin auf Reisen und glücklich, alles ist so spannend, aber weiter unten auf der Avenue höre ich einen Chor schreiender Frauenstimmen. Erst glaube ich, dass sie singen, aber als ich näher komme, höre ich, dass sie schreien. Sie sind wütend auf etwas, aber ich kann die Worte nicht verstehen. Auf einer Bank steht ein Mann, der aussieht wie Arnold Schwarzenegger, und versucht, sie zu beruhigen.
    Als ich näher komme, sehe ich, dass es Arnold Schwarzenegger ist, er tut mir ein wenig leid, obwohl ich ahne, dass die Frauen zu Recht empört sind.
    Er hat so graue Haare und so müde, traurige Augen. Plötzlich zieht er seinen Pullover aus und entblößt seinen muskulösen, eingeölten Oberkörper. Für eine Sekunde verstummen die schreienden Frauen erstaunt, und Arnold nimmt freudig die Gelegenheit wahr und posiert. Stellt seinen Körper ins Profil, spannt die Arme und zieht den Bauch ein. Ein echter Bodybuilder. Als die Frauen merken, dass er posiert, anstatt ihnen zu antworten, werden sie noch wilder.
    Große Tränen rollen langsam über die Wangen des verletzten Arnold. Er versteht immer noch nicht, was er falsch gemacht hat.
    Armer Teufel, ich will ihm helfen, aber das Schreien übertönt alles andere, und ich muss ganz nah an sein Ohr kommen, damit er mich hört.
    »Auch die Männer bezahlen einen Preis für ihre Überordnung! Deine Macht kostet dich sehr viel. Verstehst du?«
    Er schaut mich verwirrt an und versucht, etwas zu antworten, aber die Frauen schreien so laut, dass ich seine Antwort nicht verstehe.
    Ich wache vom Geschrei am Pool auf, Kinder streiten sich mit ihrer Mutter, die ruft, sie sollen jetzt aus dem Wasser kommen, SOFORT! Kein Vater. Nie schreien irgendwelche Väter hysterisch vor Müdigkeit ihre Kinder an. Sie sitzen wohl an der Bar und trinken Bier und reden.
    Ich denke an meinen Traum, es ist ein kleiner Trost, dass Männer für ihre Überordnung zahlen müssen. Die Unterordnung der Frauen kostet umso vieles mehr.
    Meine Verwandlung zur Bitterfotze hat viele Ursachen und ist langsam im Lauf meines Leben vonstattengegangen. Aber nichts war so schmerzhaft, so schrecklich bitterfotzenbeschleunigend wie das Mutterwerden. Von allen Mythen ist der von der heiligen Mutterschaft der falscheste. Und er schmerzt am meisten.

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    NEUE ZEITRECHNUNG (2002)
    Ich bin schwanger und habe die ganze Zeit Angst vor einer Fehlgeburt. Ich träume von Blutklumpen, die aus meinem Körper kommen. Ich wache verschwitzt und traurig auf. Ich möchte dieses Kind so gern haben!
    Johan versucht, mich zu beruhigen, und fasst meine Brüste an.
    »Sie haben sich verändert. Sie sind größer geworden.«
    Aber ich lasse mich nicht beruhigen. Ich lese in Büchern, welche Symptome mit einer Schwangerschaft einhergehen, ich habe kein einziges. Mir ist nicht übel, ich bin nicht müde, ich habe die Lust auf Sex nicht verloren. Mir geht es genau wie immer, ich bin verflucht unnormal normal.
    Und ich freue mich nicht auf die Geburt. Die Freundinnen, die Kinder haben, sprechen von der Geburt als vom Tollsten, was sie je erlebt haben. Ich höre mit gerunzelter Stirn und misstrauischem Blick zu.
    »Es ist der absolute Kick. Wie einen Marathon zu laufen!«, sagt Charlotte begeistert.
    Aber ich würde niemals, nie im Leben freiwillig einen Marathon laufen, denke ich. Ich habe keinerlei Bedürfnis nach
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