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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen
Autoren: Horst Eckert
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zwei rote, verheulte Augen entgegen. »Danke«, sagte er voller Erleichterung, doch Engel war längst fort.
    Tom trat aus dem Bad und blieb wie vom Blitz getroffen stehen.
    In der Mitte des Zimmers lag ein Mann, blutüberströmt und reglos. Tom erkannte ihn sofort. Martin Vondermühle.
    Draußen unterhielt sich Engel mit dem Zimmermädchen. Tom näherte sich dem Schauspieler und tastete nach dessen Puls.
    »Zu spät«, hörte er Engel sagen. Der Kollege stand in der Tür.
    »Scheißlinsen!«, wiederholte Tom. Er hätte den Mord verhindern können.
    Auch Engel schien niedergeschlagen. »Ich habe die Kollegen verständigt. Diesmal gibt es eine Zeugin. Jetzt ist Nora Fabian dran. Ich habe gedacht, dass es jemand anderes war, aber was das Zimmermädchen gesehen hat, ist eindeutig.«
    »Die Fabian? Nein, es war ein Mann«, protestierte Tom verwirrt. Ein Mann war an ihm vorbeigelaufen und durch den Treppenzugang verschwunden, als er fast blind im Korridor kniete. Der Herr von Pro-Sat, der gerade nach ihm fragte, schoss es durch Toms Hirn.
    Engel trat auf den Gang, wo die junge Polin sich mühte, den umgestürzten Wäschewagen aufzustellen. Tom folgte mit tränenden Augen.
    »Nora Fabian stürmte aus diesem Zimmer, während du drüben am Aufzug mit deinen Linsen beschäftigt warst. Die Fabian riss den Wagen mitsamt der Zeugin um und verschwand über die Treppe, kurz bevor ich eintraf.« Engel ließ die Hotelangestellte für Tom die Aussage wiederholen. Sie hatte nicht mehr wahrgenommen als langes, blondes Haar.
    Tom schüttelte den Kopf. »Es war ein Mann.« Er versuchte dem Kollegen klarzumachen, wie er das Geschehen wahrgenommen hatte.
    Engel wurde nachdenklich. Sollte der Großkotz ihn endlich einmal ernst nehmen?
    Uniformierte Kollegen trafen ein.
    Tom hörte, wie Engel die Anweisungen gab: »Sperrt den ganzen Flur ab! Lasst niemanden in das Zimmer, bis die Kriminaltechnik da ist! Durchsucht das Treppenhaus und alle infrage kommenden Ausgänge! Vielleicht hat der Täter die Tatwaffe auf der Flucht beseitigt!«
    Engel nahm Tom mit nach unten. In der großen Halle waren inzwischen mehr Polizisten als Gäste. Der Hoteldirektor bestürmte Engel und bat um Diskretion.
    Die Kriminaltechniker trafen ein. Engel erklärte ihnen den Weg. Tom fühlte sich wie in einem schlechten Traum. Er stand vor dem künstlichen Wasserfall und fror. Seine Bindehäute brannten noch immer. Er hatte versagt.
    »Mit deinen roten Augen siehst du aus wie David Bowie in: Der Mann, der vom Himmel fiel «, spottete Engel. »An deiner Stelle würde ich zum Augenarzt gehen.«
    Tom fühlte sich zu ausgelaugt, um den Großkotz dafür zu hassen.
    Plötzlich nahm Engel ihn in den Arm. »Es ist nicht deine Schuld, Tommiboy. Vondermühle war schon tot, als du oben ankamst. Du hättest es nicht mehr verhindern können, auch ohne dein Malheur mit den Linsen.«
    Tom wurde klar: Er war nicht nur ungeschickt gewesen. Er war vor allem zu spät gekommen. Missmutig schüttelte er den Arm des Kollegen ab.
    »Danke. Spar dir den Trost.« Plötzlich fiel ihm seine Verabredung ein. »Wie spät ist es eigentlich?«
    Engel deutete auf die Uhren an der Wand. »Fünf nach zwölf, zumindest in Mitteleuropa.«
    »Scheiße.« Tom würde sich beeilen müssen.
    »Hast du etwas vor?«
    Tom wollte zum Ausgang laufen, doch Engel hielt ihn fest. »Sinead O'Connor und ihre Fernsehleute? Geh da nicht hin!«
    Tom starrte Engel an. Wie kam dieser arrogante Großkotz dazu, sich in seine Angelegenheiten einzumischen? Woher wusste er davon?
    Ria Pohl und Miller betraten das Hotel und steuerten auf sie zu.
    »Ich mein's verdammt ernst. Geh da nicht hin!«, wiederholte Benedikt Engel leise.
     
     
    68.
     
    »Jetzt ist er komplett übergeschnappt. Du musst mich vor dem Wahnsinnigen schützen, Benedikt. Ich habe Angst vor ihm!«
    Nora hatte ihn angerufen, als er gerade überlegt hatte, wo er sie am besten erreichen konnte. Im Hintergrund waren gedämpfte Straßengeräusche zu hören.
    »Vor wem?«
    Noras Worte sprudelten los: »Max. Jetzt brüstet er sich damit, drei Leute erstochen zu haben, und sagt, er hätte es für mich getan. Er sagt, er wollte mich von meinen Peinigern erlösen. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe! Ich hätte ihm nicht von den Vergewaltigungen erzählen sollen. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass er so reagiert! Er hat nicht nur Fabian umgebracht, sondern auch Falk und jetzt auch noch Vondermühle!«
    »Langsam. Wann hat er es dir gesagt?«
    »Gerade eben. Wir haben
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