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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7
Autoren: Jutta Wilke
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Menschen, der in den letzten Tagen immer nett zu dir war, der dir zugehört, dich getröstet und zum Lachen gebracht hat, diesen einen hast du so verärgert, dass er sich einfach komplett aus deinem Lebengelöscht hat. Er ist einfach unwiderruflich von der Bildfläche verschwunden. Weg. Für immer. Ich kann diesen Gedanken kaum aushalten.
    Ich muss ihn suchen. Aber wie soll ich das anstellen?
    Es klopft an meiner Tür. Ich antworte nicht. Ich habe einfach keine Lust auf Diskussionen mit Anna, die sowieso nichts anderes im Kopf hat als ihre Hochzeit.
    »Karo, mach auf bitte. Ich bin’s. Kim.«
    Kim? Sofort schließe ich die Tür auf. »Was machst du denn hier?«
    »Was ich hier mache?« Ihr Blick fällt auf die offene Keksdose auf meinem Schreibtisch. »Ich will verhindern, dass du alle Glückskekse allein aufisst. Ein bisschen Glück steht mir schließlich auch zu.«
    »Kannst du geschenkt haben.«
    »Ach, Süße, so schlimm? Stefan kriegt sich bestimmt wieder ein. Und …
    »Vergiss Stefan«, unterbreche ich sie.
    »Oje, das klingt ernst. Aber wenn du ihn sowieso nicht mehr willst, warum vergisst du ihn dann nicht einfach? Haken dran, fertig!« Kim macht eine Handbewegung, als hätte sie Stefan eben höchstpersönlich in die Tonne geworfen.
    »Das ist alles nicht so einfach«, murmele ich. Wie soll ich Kim mein Gefühlschaos erklären? Ich verstehe mich ja selbst nicht mehr.
    »Wo ist das Problem, Süße?« Kim zieht mich zu sich aufs Bett und legt den Arm um mich.
    Ich schlucke, sortiere meine Worte im Kopf, verwerfe sie wieder. Sortiere neu. Dabei fällt mein Blick auf die kahle Stelle an der Wand, wo eben noch das Plakat mit Stefans Unterschrift hing.
    »Ich bin verliebt«, flüstere ich.
    Kim stöhnt. »Ich fasse es nicht. Eben erzählst du mir noch, was für ein Arschloch Stefan ist und dass du ihn nicht mehr willst, und gleichzeitig bist du in ihn verliebt? Deine Hormone sind ja ordentlich durcheinandergeraten.«
    »Nicht in Stefan.«
    »Nicht in Stefan?« Kim schaut mich überrascht an. Dann schüttelt sie den Kopf. »Nein, sag nichts. Oder doch. Sag etwas. Bitte sag mir, dass du dich nicht in diesen Damian17 verknallt hast.«
    Mein Schweigen genügt Kim als Antwort.
    »Oh shit. Karo, du kennst den doch gar nicht. Wer weiß, wer das ist. Das könnte ja wirklich jeder sein. Vielleicht ist er erst zwölf und will nur ältere Mädchen im Chat aufreißen. Oder er ist ein alter Knacker, klein, fett und total hässlich. Man kann sich doch nicht in einen Chatter verlieben! Bist du verrückt!«
    Gegen meinen Willen muss ich grinsen. Warum kommt mir das alles nur so bekannt vor? »Ach nein, kann man nicht? Und was ist mit Dragonheart?«
    »Leon? Das war was ganz anderes. Wir haben uns ja schließlich ganz schnell persönlich getroffen.« Kim hält inne und überlegt einen Moment. Dann springt sie vom Bett auf.»Okay, ich hab’s. Ihr müsst euch kennenlernen. Er ist doch aus Hamburg, oder?«
    Ich nicke. »Das hat er zumindest gesagt, aber …«
    »Kein Aber. Mach ein Date mit ihm aus. Trefft euch am Strand oder zum Eisessen oder geht ins Kino. Guck, ob er der ist, für den er sich ausgibt.«
    »Das funktioniert nicht.« Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
    »Warum nicht?« Kim hört auf, in meinem Zimmer rumzurennen, und starrt mich an.
    Und dann erzähle ich ihr alles. Ich erzähle ihr von meinem Versuch, Damian in die Wüste zu schicken, und davon, wie gründlich mir dieser Versuch gelungen ist. Ich erzähle ihr, dass ich tatsächlich absolut nichts über ihn weiß, was mir helfen könnte, ihn ausfindig zu machen.
    Kim lässt sich wieder neben mich aufs Bett sinken und seufzt. »Das ist wirklich eine blöde Situation. Aber es ist nicht hoffnungslos. Hamburg hat nur knapp 1,8 Millionen Einwohner. Wenn wir herausfinden, wie viele davon siebzehn Jahre alt sind und eine kleine zweijährige Schwester haben, dürfte das den Kreis der Verdächtigen erheblich einschränken.« Kim ist Feuer und Flamme für ihren Plan.
    Ich bin keineswegs überzeugt. »Und wie willst du das machen?«
    Kim zuckt mit der Schulter. »Keine Ahnung. Aber gib mir ein paar Stunden Zeit. Mir fällt schon was ein. Vielleicht kann ich mit meinem Pendel das Telefonbuch befragen.«
    Ich lasse mich stöhnend nach hinten auf mein Kopfkissen fallen. Wenn Kim keine bessere Idee hat, als einen Jungen unter 1,8 Millionen Menschen mithilfe eines Pendels zu suchen, dann sollte ich den Gedanken an Damian wohl wirklich begraben.
    Kim schnappt ihre Tasche und
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