Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7
Autoren: Jutta Wilke
Vom Netzwerk:
Moment geträumt habe, hat sich das alles falsch angefühlt. Falsch, falsch, falsch.
    »Alles in Ordnung bei euch?« Markus schaut fragend zu uns herüber.
    »Ja, klar, wir kommen gleich!«, erwidert Kim und schaut mich aus zusammengekniffenen Augen an.
    Ich atme tief ein. »Geht schon wieder.« Schnell lege ich das Handtuch zurück und versuche, betont lässig zum Beckenrand zu schlendern. Eins wird mir klar. Ich muss unbedingt mit Stefan reden.
Wir
müssen reden. Wir kennen uns ja gar nicht richtig. Wir müssen das Ganze irgendwie langsamer angehen. Behutsamer. Suchend lasse ich den Blick über die Gruppe im Wasser schweifen. Alle hängen am Rand und warten auf weitere Anweisungen. Und dann sehe ich ihn. Das heißt, zuerst sehe ich Kessi. Sie lehnt am Beckenrand und stützt sich mit den Oberarmen am Beckenrand ab. Ihren Kopf hat sie auf den rechten Arm gelegt und tut so, als ob sieMarkus’ Ausführungen lauschen würde. Stefan steht genau hinter ihr, drückt sich von hinten eng an sie und flüstert ihr was ins Ohr. Kessi kichert leise. Und ich sehe, wie Stefans freie Hand sich über Kessis Schulter zu ihrem Hals und dann tiefer in den Ausschnitt ihres Badeanzugs bewegt. Kessi schließt die Augen und drängt sich noch ein bisschen fester an Stefan. Ich hör sie leise aufstöhnen, als Stefan ihre Brust umfasst. In dem Moment treffen sich unsere Blicke und seine Augen scheinen zu sagen: Hättest du haben können, aber du hast ja nicht gewollt.
    Ich fühle mich, als hätte jemand seinen Kopf genau in meine Magengrube gerammt. Mir wird schlecht, ich habe das Gefühl zu fallen. Tiefer und tiefer. Ich warte gar nicht erst auf den Aufprall.
    Plötzlich will ich nur noch weg hier. Ich stürme an der völlig überrumpelten Kim vorbei zu meinem Rucksack, schnappe meine Sachen und renne Richtung Umkleidekabinen.
    »Karo, warte!« höre ich Kim rufen.
    »Kann mir mal einer erklären, was hier heute los ist?«, brüllt Markus hinter uns her. Aber ich bleibe nicht stehen. Ich stürze in die nächste freie Kabine, schließe ab und lasse mich auf die Bank fallen.
    Kim klopft draußen an die Tür. »Karo, bitte mach auf. Was ist denn passiert? War irgendetwas mit Stefan? Hat er dir wehgetan? Karo, bitte antworte mir doch!«
    Ich schließe die Tür auf und schaue Kim durch einen Tränenschleier an.
    »Ach, Süße!« Kim zieht mich in ihre Arme. »So schlimm?«
    »Schlimmer«, schluchze ich und erzähle ihr, was geschehen ist.
    Kim seufzt. »Ich habe es dir doch gesagt. Ein Stier will erobern.«
    »Kim, bitte.«
    »Vielleicht haben wir die Karten ja falsch ausgelegt. So was kann passieren.«
    Ich will von Orakeln und Karten und Sternzeichen nichts mehr hören. Ich will nur noch nach Hause.
    »Soll ich mitkommen?« Fragend schaut Kim mich an, aber ich möchte das nicht. Kim hat sich genauso auf den Tauchkurs gefreut wie ich. Sie soll ihn meinetwegen nicht sausen lassen.
    »Ich fahre allein. Geh du zurück zu den anderen.«
    »Bist du dir ganz sicher? Soll ich noch mal mit Stefan reden?«
    »Ja, ich bin mir sicher. Und nein, bitte sprich nicht mit Stefan. Das ist vorbei.« Ich nehme meinen Rucksack und gehe Richtung Ausgang.
    Kim hält mich am Arm fest. »Ich ruf dich an.«
    »Okay. Bis später.« Dann drehe ich mich um und lasse Kim stehen.
    In der S-Bahn lehne ich meinen Kopf an die Scheibe und beiße mir auf die Lippen, um nicht schon wieder loszuheulen. Das sollten die schönsten Ferien meines Lebens werden und jetzt sind sie einfach nur beschissen, beschissen, beschissen.Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Mein ganz großer Traum ist geplatzt. Stefan. Und damit auch die
Green Fighters
. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, mich jemals wieder bei denen blicken zu lassen. Ich könnte Stefans Blick und Kessis hämisches Grinsen nicht ertragen. Ich ziehe mein Handy aus dem Rucksack. Ich will Mama anrufen. Aber als ich ihre Nummer im Display sehe, lege ich wieder auf. Was hätte ich ihr auch sagen sollen? Dass ich mich benutzt fühle?
    Ich sehe ein Paar, das Händchen haltend am Bahnsteig steht. Und mir wird klar, dass ich nur in das Bild verknallt war, das ich mir von Stefan gemacht hatte. Den wahren Stefan habe ich nie kennengelernt. Vielleicht würde er mir gefallen, aber wahrscheinlich wohl eher nicht.

»Karo? Was machst du denn schon hier?«
    Wortlos schiebe ich mich an Anna vorbei.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Lass mich einfach in Ruhe, okay?« Ich renne in mein Zimmer und schmeiße die Tür hinter mir zu. Dann schließe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher