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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen
Autoren: Charlie Huston
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wenig, dass es sich kaum lohnt, es aufzuheben. Dürftig.
    Polizeimütze nimmt ihm den Beutel ab und trägt ihn zu einem Kühlschrank, der in der Ecke vor sich hin brummt. Er legt ihn in ein mit in Tüten verpackten Schweins- und Hühnerfüßen vollgestopftes Fach.
    Der Mann nimmt den letzten und kleinsten Beutel in die Hand. Der Rest des Dealerbluts, das das Mädchen auf dem verlassenen Grundstück abgezapft hat.
    Er hält den Beutel auf Armeslänge vor sich. Das Mädchen streckt die Hand danach aus.
    – Du nicht, Mickrig.
    Er deutet auf den leeren Beutel auf dem Boden.
    – Mehr hast du nicht verdient.
    Er hält Schnurrbärtchen den Beutel hin. Dabei grinst er und entblößt seine Zähne, zwischen denen noch ein Stückchen meines Zehs hängt.
    – Für dich, Winzig. Teil es mit Lausig und Dürftig.
    Der Junge greift nach dem Beutel, doch der Mann zieht ihn zurück.
    – Wie sagt man?
    Winzig befingert sein Schnurrbärtchen.
    – Vielen Dank, Mr. Jammer.
    Jammer grinst wieder.
    – Guter Junge.
    Er gibt ihm den Beutel.
    – Was ist mit euch?
    Die Kids antworten im Chor.
    – Vielen Dank, Mr. Jammer.
    Er nickt.
    – Keine Manieren. Nur auf Aufforderung. Von sich aus haben sie keine Manieren.
    Er wedelt mit den Fingern nach ihnen.
    – Geht. Schafft eure widerlichen Visagen aus meinen Augen.
    Sie gehen zur Tür. Die Jungs drängen sich um den halbvollen Beutel. Das Mädchen folgt ihnen und beäugt die roten Reste in ihrem Beutel.
    Die Tür fällt ins Schloss.
    Jammer streckt seinen knotigen Hals.
    – Kinder. Man sollte sie alle in einen Sack stecken und wie Katzen im Fluss ersäufen.
    Blutend betrachte ich seine Kopfhaut.
     
    – Es war zum Teil mein Fehler. Das gebe ich ganz offen zu. Doch die Schuld liegt nicht allein bei mir. Wenn man auf mich gehört und meine Methoden nicht in Zweifel gezogen hätte, hätte ich diesen Konflikt vermeiden können. Aber so, wie die Dinge liegen, hatte ich keine andere Wahl, als mich diesem Abschaum zu stellen.
    Er rollt zum Kühlschrank hinüber und nimmt eine Tüte mit Schweinsfüßen heraus.
    – Ich bin äußerst diskret vorgegangen.
    Ein gichtiger Finger verschwindet in der Tüte und zieht einen Schweinsfuß heraus. Er hält ihn sich vor die milchigen Augen und betrachtet ihn eingehend.
    – Bis sie aufgetaucht sind.
    Er kratzt etwas Fleisch zwischen den Schweinehufen heraus und saugt es von seinen gelben Fingernägeln.
    – Die Mungiki. Die Wilden.
    Er dreht den Fuß herum, entdeckt eine weitere Sehne und schlägt seine Zähne hinein.
    – Ihr Mummenschanz ist schon fast lächerlich. Nicht nur, dass sie nicht aus Kenia stammen, viele von ihnen sind nicht einmal negroid.
    Er lutscht den letzten Knorpel vom Schweinsfuß, wirft ihn beiseite und zieht den nächsten aus der Tüte.
    – Skag Baron Menace, die Geißel.
    Er spuckt auf den Boden.
    – Dieser Lumpenbaron. Er hat einen Zeitschriftenartikel über die Mungiki gelesen.
    Er deutet mit dem frischen Schweinsfuß auf die schimmligen Magazine und Zeitungen, die so hoch an den Wänden aufgestapelt sind, dass sie die Fenster verdecken.
    – Ausgerechnet einen Artikel aus meiner Bibliothek. Welche Ironie.
    Er schiebt sich den ganzen Fuß in den Mund und rollt ihn darin herum. Knorpel knacken, dann öffnet er den Mund wieder, spuckt den abgekauten Fuß auf seine Hand und lässt ihn auf den Boden fallen.
    – Kenianische Gangs, die sich auf Entführungen und Schutzgelderpressungen spezialisiert haben. Politische Gruppierungen, die eifrig an den Legenden über ihre Brutalität stricken. Sie trinken Blut aus Ölfässern. Das erzählt man sich wenigstens in der kenianischen Wildnis. Wenn Kenia und Wildnis nicht sowieso zwei gleichbedeutende Begriffe sind.
    Er hebt den Beutel, schüttelt ihn, entdeckt nichts Interessantes mehr darin und legt ihn in den Kühlschrank zurück.
    – Menace hielt es wohl für clever, sein kleines Hyänenrudel nach diesen blutsaufenden Gangstern zu benennen. Clever? Ich bezweifle, dass Menaces Kopf jemals ein cleverer Gedanke durchzuckt hat.
    Er rollt zu einem niedrigen Bücherregal hinüber, zieht ein von Feuchtigkeit gewelltes Wörterbuch heraus und schlägt es auf.
    – Selbst dieser Name ist nicht auf seinem Mist gewachsen. Menace, die Geißel. Eine sehr große Plage oder Heimsuchung. Ich habe ihm diesen Namen gegeben. Ich hoffte, etwas Stolz in ihm zu wecken, ein Minimum an Selbstachtung. Ein Ziel, das es zu erreichen galt. Es wäre besser gewesen, ich hätte ihn auf den Namen Dummkopf getauft. Wie
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