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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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einer verdient, geht keinen etwas an. Weil man Neid befürchtet. Wem Neid entgegenschlägt, der spürt mitunter schon die Aufforderung, etwas abzugeben, und verschließt instinktiv die Taschen. Der Neiderfüllte zieht einen Zugriff in Erwägung, und deshalb lässt derjenige, auf den der scheele Blick fällt, das Rollo runter.
    Das hängt vielleicht damit zusammen, dass wir Deutschen ein Volk von »anal hortenden Charakteren« sein sollen. Haben Psychologen rausgefunden. Wir sitzen auf dem Geld, sagen sie. Die Sparquote ist ziemlich hoch in diesem Lande, und das erklären diese psychologischen Experten mit dem Zusammenhang von Geld und Verdauung. Der Darm ist quasi unser Sparstrumpf. In einem psychologischen Sinn. Jedes gefühl findet seine Entsprechung im Körperlichen. Das ist ja bekannt. Das Seelische drückt sich körperlich aus. Und das gefühl für das Geld ist im Schließmuskel daheim. Logisch, Geld geben die wenigsten gern freiwillig her. Geld hält jeder lieber zurück, und deshalb bietet sich dafür als physische Entsprechung der Schließmuskel an. Darum gilt der Deutsche als zurückhaltend. Zumindest was das geldausgeben betrifft. Außer es handelt sich um Steuergelder, da versagt der öffentliche Schließmuskel oft eklatant.
    Und nun berichten Psychologen, das Neidgefühl sei auch im analen Bereich angesiedelt. Ich finde, das hat der Arsch nicht verdient. Er hat schon genug zu tun mit den alltäglichen Ausscheidungen und müht sich redlich, seine Aufgaben korrekt und möglichst still zu erfüllen. Im Verborgenen muss er tun, was ihm von der Natur aufgetragen ist. Nur dazu soll er entblößt werden dürfen, um befreit von den Verhüllungen Entsorgungsdienste zu leisten. Entfährt ihm in aller Öffentlichkeit in der sogenannten guten gesellschaft ein Wind, macht er mit einem Laut auf sich aufmerksam und gibt damit eine Zwischenmeldung über die fortschreitenden Prozesse im Innern, so wird dies als peinlich hingenommen und die Persönlichkeit, die mit den Druckverhältnissen zu tun hat und aus deren Mund eine Entschuldigung erwartet wird, ist angehalten, sich zu schämen.
    Man sollte ihn doch auch mal in Ruhe lassen. Den Arsch. Er steht ohnehin nicht im besten Ruf! Dabei leistet er so viel gutes, wenn er sich locker öffnen darf. Doch wann darf er das schon mal frei und ungehalten? Nur in frühester Kindheit in der analen Phase, danach ist Schluss mit lustig. Und nun hat man ihm auch noch den Neid zur Untermiete einquartiert. Reicht es nicht, dass er zuständig ist für die Verkniffenheiten und Verkrampfungen des Alltags? Und kaum einer traut sich, darüber zu reden. Immer diese Verschwiegenheiten über den aufkommenden Druck im Innern. Da wird nicht drüber geredet.
Einkünfte ohne Auskünfte
    Finden zum Beispiel auch einige Abgeordnete des Bundestags, die nicht veröffentlichen wollen, wie viel sie einstreichen pro Jahr an Nebeneinkünften. Denn auch die Nebeneinkünfte müssen verdaut werden.
    Deshalb klagen die Herren in Karlsruhe gegen das neue Abgeordnetengesetz zur Offenlegung der Nebeneinkünfte. Das muss man verstehen. So ein Abgeordneter verzichtet ja auch auf viel. Zum Beispiel auf eine eigene Meinung. Eine Meinung reicht bei denen gar nicht. Wenn der Volksvertreter jetzt zum Beispiel für die Tabakindustrie im Bundestag sitzt und gleichzeitig für seinen Wahlkreis, dann muss er schon zwei Meinungen vertreten. Zwar nicht gleichzeitig, aber immerhin. Das ist sicher keine leichte Aufgabe. Aber das geht schon, weil die Tabakhändler ihm dafür eine Nebeneinkunft überweisen. Und daneben kann er auch noch für die gesundheit seiner Wähler eintreten. Dafür bekommt er ja seine Diäten.
    Vielleicht hat deshalb die Merkel die UNO-Konvention gegen Korruption noch nicht unterschrieben. Sie kann nicht, weil die Abgeordneten nicht wollen. Die haben Bedenken. Es gebe diffuse Ängste vor ungerechter Verfolgung, sagt der Joachim Stünker, der rechtspolitische Sprecher der SPD. Frau Zypries wollte schon mal ein gesetz schreiben lassen, das bedenkliche Abgeordnete - falsch, bestechliche Abgeordnete unter Strafe stellt. Unsere Abgeordneten müssen nicht bestochen werden, die haben Nebeneinkünfte.
    Sieht nach einem Dilemma aus, aber was sollen sie machen, unsere Volksvertreter? So ist das nun mal in der Demokratie. So ein Abgeordneter will ja auch wiedergewählt werden, und deshalb wissen die schon, was sie uns erzählen müssen, damit sie unsere Stimme bekommen. Und wir tun ja auch, wie uns geheißen, oder? Also,
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