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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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ganz armseligen Tropf. Den Klaus-Peter Müller von der Commerzbank, der seine Vorstandsbezüge im letzten Jahr um 175 Prozent steigern konnte. 175 Prozent! Vielleicht hat er nicht anders können. Wahrscheinlich ist er das wert.
    Da wird immer der Ackermann von der Deutschen Bank herausgestellt oder der Kleinfeld mit seiner lächerlichen 30-Prozent-Erhöhung, die er nun sogar ein Jahr zurückstellt, und einer der ganz gierigen kommt überhaupt nicht vor in der Debatte. Der Klaus-Peter Müller muss sich doch vernachlässigt fühlen. Der muss sich doch grämen und ärgern, weil er überhaupt nie genannt wird. 175 Prozent Erhöhung im Jahr und er kommt überhaupt nicht dran. 175 Prozent - das ist doch was.
    »Bin ich denn zu nichts nutze?«, fragte er mich. Der war da. Hat nur noch lustlos in seinem Dolce rumgestochert. Der war fertig.
    »Nicht einmal die Kabarettisten nehmen mich aufs Korn, obwohl ich mich doch wirklich auffällig benommen habe, was meine geldgier angeht.« Der Müller schrammt knapp an einer Neurose vorbei, wenn die Kabarettisten den nicht mal rannehmen.
    Bei der deutschen Bank sind die Bezüge um 26 Prozent gestiegen. Lächerlich, im Vergleich zu den anderen geldgierigen. Die Aktie der Deutschen Bank ist um 52 Prozent gestiegen, und Ackermann bekommt bescheidene 26 Prozent mehr. Sind angeblich immer noch 8,6 Millionen ohne Prämien. Inzwischen habe ich gelesen, 13,8 Millionen.
    Es gibt aber auch Beispiele von Bescheidenheit. Bei der TUI, dem Touristikkonzern, sind die Vorstandsbezüge um 26 Prozent gestiegen, die Aktie aber um 23 Prozent gefallen. Das kann man großzügig nennen. Ein Herr Frenzel leitet diese Minusbude. Der Frenzel und seine Burschen von der TUI haben einen Verlust für die Aktionäre erwirtschaftet und sich diese Arbeit mit einer 26-Prozent-Erhöhung vergelten lassen. Das ist schön. Die werden sich gesagt haben, wir haben aber geschuftet und gearbeitet, was ging, und zu mehr hat es einfach nicht gelangt. Herr Frenzel und seine Vorstände können getrost in die Zukunft schauen, weil ihnen das Unternehmen vertraut, auch wenn sie keine gewinne machen. Das nenne ich eine Einstellung. Was ist denn bloß los in diesem Land? Es fehlt die richtige Einstellung zum Geld.
    Wir müssen mal über das Geld reden. Es gibt in diesem Land zu viel Neid und Missgunst und zu wenig Verständnis für die Nöte der Topmanager.
    Versetzen wir uns doch einmal in die Lage eines Topmanagers. In den Herrn Mehdorn von der Bahn können wir uns mal versetzen. Der Mehdorn, unser oberster Fahrdienstleiter. Was hat der geackert, bis er die Bahn da hatte, wo sie jetzt steht. Steht ist nicht ganz richtig. Sie fährt ja manchmal sogar pünktlich. Jetzt will er sie unbedingt an die Börse fahren lassen. Damit wir alle die Möglichkeit haben, mit Verspätungen spekulieren zu können. Der Mehdorn will, dass wir alle die Aktie kaufen und auf gewinne mit dem »Zu-spät-Kommen« spekulieren. Man kann dann Anteile kaufen an diesem Zeitfahr-Unternehmen mit miserablem Kaffee und unfreundlichem Service. Ich bin mal gespannt, wer Anteile am Serviceteam der Bahn kaufen will. Aber es wird schon welche geben. Es gibt immer welche, die sich gern unfreundlich behandeln lassen.
    Immerhin hat der Mehdorn die Bahn ins Plus gebracht. Die Bahn macht gewinne. Eigentlich ganz logisch bei der Fahrpreisgestaltung. Und nun hat er sich seine Bezüge um 205 Prozent erhöhen lassen. Und viele sagen, das hätte der Mehdorn nicht verdient. Tja, und wissen Sie, was ich glaube? Das stimmt.
Neid
    Aber verdienen muss jeder etwas. Auch die Topmanager. Und wenn es Missgunst und Neid ist. Neid ist im grunde genommen nichts anderes als negativ aufgeladene Anerkennung. Der neiderfüllte Mensch wird von dem gefühl geplagt, einem anderen nicht gönnen zu können, was er hat. Neid kann sich auf alles Mögliche beziehen. Auf materielle güter, Geld, Haus, Besitz, aber auch auf Ideelles, geistiges, Ansehen, Ehre. Wer Neid spürt auf erfolgreiche Zeitgenossen, erkennt deren Schaffen an. Andernfalls wäre nicht nachzuvollziehen, dass der vom Neid geplagte haben will, was der andere hat. Neid ist ein Scheißgefühl. Habe ich Scheißgefühlgesagt?
    Da haben wir sie schon wieder, die Verbindung zum Analen. Nur vom Neid alleine kann kein Mensch leben. Neid kann nur der genießen, der was hat, was andere gern hätten. glück, Schönheit, Reichtum, Geld! Wir müssen reden. Heißt es immer wieder. Übers Geld. Aber über Geld redet niemand gern in diesem Land. Wie viel
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