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Bis dein Zorn sich legt

Bis dein Zorn sich legt

Titel: Bis dein Zorn sich legt
Autoren: Åsa Larsson
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Hjalmar. »Mir ist das egal.«
    »Nein«, sagt Rebecka. »Verzeihung. Ich hätte es ausschalten sollen.«
    Sie lässt es zu Ende klingeln, dann schaltet sie das Telefon aus.
    »Verzeihung«, sagt sie noch einmal, »erzähl.«
    »Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir kamen hin. Kerttu kappte die Leine. Ich holte die Tür.«
    »Die ihr über das Eisloch gelegt habt?«
    »Ja.«
    Sie fahren mit dem Quad durch den Wald. Unten am See ist es fast unerträglich schön. Als sie den Motor ausschalten, ist es so still. Die Sonne scheint auf das blanke Eis. Es liegt wie ein silbernes Schmuckstück dort im Wald.
    Und da ist das Eisloch. Bedeckt von einem Holzkreuz.
    Sie stehen eine Weile davor und sehen zu, wie die Luftblasen im Loch aufquirlen.
    »Gib mir das Messer«, sagt Kerttu zu Tore, und Tore zieht das Messer aus seinem Gürtel und reicht es ihr.
    Zu Hjalmar sagt sie: »Hol von da oben eine Tür oder so was.«
    Sie nickt zu dem scheinbar menschenleeren Hof hinauf. Hjalmar sieht ebenfalls zum Hof hoch. Kerttu wird ungeduldig.
    »Da gibt es doch sicher eine Klotür oder so was. Beeil dich.«
    Und er wandert zum Hof hoch und nimmt die Schuppentür aus den Angeln und trägt sie zum Eis hinunter. Als er das Eisloch erreicht, hat Kerttu die Leine gekappt und das Holzkreuz weggenommen.
    »Leg die Tür hierhin«, sagt sie und zeigt auf das Loch.
    Und er tut, wie ihm geheißen. Und als sie sagt, dass er sich auf die Tür stellen soll, stellt er sich darauf.
    Das Licht blendet regelrecht. Man kann die Augen kaum aufhalten. Hjalmar schaut aus zusammengekniffenen Augen zum Himmel hoch. Tore pfeift eine Melodie. Einige Minuten vergehen. Dann taucht unter dem Eis jemand auf. Kratzt an der Tür. Es ist einfach irgendwer. Nur irgendwer. Hjalmar denkt nicht an Wilma und nicht an Simon.
    Kerttu schweigt. Sieht in eine andere Richtung. Hjalmar sieht ebenfalls in eine andere Richtung. Nur Tore starrt interessiert die Tür an. Alle Lebensenergie scheint in ihn zu fließen.
    »Was hat Tore gemacht?«, fragt Rebecka. »Der war doch ebenfalls da.«
    »Nichts«, antwortet Hjalmar. »Ich war das. Ich habe …«
    Die Person unter dem Eis schwimmt von der Tür fort. Tore hält Ausschau wie nach einer Beute, hört auf zu pfeifen.
    »Das ist sie«, sagt er leise. »Sie ist klein. Sie ist es.«
    Hjalmar will nicht hören. Das ist sie nicht. Das ist irgendwer.
    Jetzt fängt irgendwer an, ein Loch ins Eis zu hacken, hackt und bohrt mit dem Tauchermesser herum.
    Tore sieht belustigt aus.
    »Verdammte Katze«, sagt er und klingt ein wenig beeindruckt. Sie besitzt Willen, das muss man ihr lassen.
    Er steht ein Stück von den anderen entfernt und mustert das Loch, das immer größer wird. Am Ende streckt irgendwer die Hand heraus.
    Und schon ist Tore zur Stelle und packt sie.
    »Guten Tag, guten Tag«, sagt er lachend und zieht die Hand hin und her.
    Er blickt Hjalmar herausfordernd an. Mit demselben Blick, den er während ihrer ganzen Kindheit für Hjalmar hatte. Halt mich zurück, wenn du kannst, sagt dieser Blick. Sag was, wenn du dich traust.
    Hjalmar sagt nichts. Er verschließt sein Gesicht wie schon immer. Lässt Tore weitermachen.
    Plötzlich hält Tore nur noch den Taucherhandschuh in der Hand. Irgendwer hat sich aus seinem Zugriff losreißen können.
    »Verdammt«, ruft er aufgeräumt.
    Dann sieht er, wie irgendwer unter dem Eis davonschwimmt. Er rennt hinterher und schwenkt den Taucherhandschuh.
    »Warte!«, ruft er und lacht. »Du hast etwas vergessen! Hallo!«
    Er läuft die ganze Zeit über der Person, die unter dem Eis schwimmt.
    »Hure!«, ruft er.
    Jetzt scheint er wütend zu sein. Läuft noch immer über ihr. Keucht ein wenig. Er ist das Laufen nicht gewöhnt. Das Eis ist blank und glatt, und sie schwimmt darunter ziemlich schnell.
    »Verdammte Stockholmhure!«
    Sie ist wieder unter der Tür, kratzt und klopft.
    Dann schwimmt sie wieder davon, Tore läuft hinterher.
    Und nun ist Schluss. Sie hält an. Tore ebenfalls.
    »Jetzt«, sagt er keuchend. »Jetzt.«
    Er lässt sich auf die Knie fallen und presst sein Gesicht auf das Eis.
    »Wir lassen nach Tore Krekula fahnden«, sagt Anna-Maria Mella zu Sven-Erik Stålnacke, Tommy Rantakyrö und Fred Olsson.
    Sie haben sich auf der Wache versammelt.
    »Unterrichtet erst mal die Kollegen in Gällivare, Boden, Luleå, Kalix und Haparanda. Faxt eine Liste über alle Fahrzeuge des Unternehmens und alle, die irgendeinem Familienmitglied gehören.«
    Ihr Telefon piepst, und sie öffnet ihre SMS . Sie hat
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