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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet
Autoren: Mari Mancusi
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mich um.
    Oh ja, eindeutig ein Traum. Ich bin wieder in meinem alten Bett daheim in Oakridge, Massachusetts. Meine alten Poster hängen noch an den Wänden und die Patchworkdecke, die meine falsche Großmutter unten in Florida gemacht hat, liegt zusammengefaltet am Fußende meines Bettes. (Oder hat sie meine Elfengroßmutter, die echte, gemacht und Mom hat bloß die Tatsachen verdreht?) So oder so gibt es diese Decke in Wirklichkeit schon lange nicht mehr.
    Und mich auch nicht. Ich bin nämlich im Hades gelandet und sitze für alle Ewigkeit dort fest, es sei denn, meine Schwester kann mich irgendwie rausholen.
    Meine Mutter steckt den Kopf ins Zimmer.
    Sie trägt einen langen bunten Hanfrock und eine Bauernbluse, genau wie früher, bevor sie die Königin der Elfen wurde. Ich lächle.
    Was für ein hübscher Traum. Das Leben, wie es einmal war. So schön normal.
    »Sunny! Steh jetzt auf!«, befiehlt sie. »Du kommst zu spät zur Schule!«
    »Ja, Mom«, antworte ich besänftigend, rol e mich aus dem Bett und genieße das Gefühl meines Lieblingsflanel pyjamas von Victoria's Secret auf meiner Haut. Gähnend blicke ich aus dem Fenster, sehe blauen Himmel und Sonnenschein und hoffe, dass ich nicht allzu bald aufwachen und den Rest dieses wunderschönen Traumtages verpassen werde.
    Mom nickt zufrieden, weil ich endlich das Bett verlassen habe, und geht wieder hinaus, vermutlich, um meine Schwester zu wecken.
    Gleich darauf höre ich einen Schrei. Was zum ...? Ich laufe in Raynes Zimmer. Sie hat sich die Decke bis ans Kinn gezogen und starrt Mom mit großen, erschrockenen Augen an.
    »Oh mein Gott, es hat funktioniert! Es hat tatsächlich funktioniert!«, wiederholt sie ununterbrochen.
    »Was hat funktioniert?«, frage ich neugierig.
    Als sie mich sieht, springt sie aus dem Bett und umarmt mich stürmisch. Sie trägt ihr Nachthemd mit Emily the Strange und ich stel e fest, dass sie wieder blond ist, wie zu der Zeit, bevor sie ihre Haare schwarz gefärbt hat. Wir sind wieder eineiige Zwil inge. Dieser Traum wird immer besser.
    »Hoppla! Vorsicht mit der erdrückenden Schwesternliebe!«, protestiere ich und schiebe sie von mir, aber sie klammert sich regelrecht an mich. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Mom die Augen verdreht.
    »Der Schulbus ist in fünfzehn Minuten hier«, verkündet sie. »Ich schlage vor, ihr zieht euch jetzt mal an.« Damit geht sie aus dem Zimmer.
    »Ohmeingott, ohmeingott!«, schreit Rayne und hüpft aufgeregt auf ihrem Bett herum.
    »Ich kann es nicht fassen. Es ist verrückt!«
    »Wovon redest du?«, frage ich, langsam etwas genervt.
    »Erinnerst du dich nicht? Oh bitte, sag, dass du dich erinnerst! Wenigstens du musst wissen, was hier gespielt wird, ich bitte dich!«
    »Woran sol ich mich erinnern?«
    »Hades«, flüstert sie.
    »Natürlich erinnere ich mich daran. Ich bin schließlich immer noch dort, oder? Ich meine, das hier ist doch nur ein Traum.«
    »Nein, Sunny, das ist kein Traum. Wir bekommen eine zweite Chance.«
    »Wie bitte?« Ich starre sie an, während mich ein äußerst ungutes Gefühl beschleicht.
    »Wovon redest du?«
    »Hades wollte deine Seele nicht freigeben, aber er hat uns in der Zeit zurückversetzt. Zu einem Zeitpunkt, bevor das al es passiert ist.« Rayne flitzt zu ihrem Computer. »Siehst du, wir haben den fünfzehnten April.«
    Mir klappt der Unterkiefer bis auf den Boden herunter. »Der fünfzehnte April . . .« Ich starre auf den digitalen Kalender und schlucke heftig, als mein Blick auf das Jahr fäl t. »Oh mein Gott.«
    »Sag ich doch. Ein Monat und eine Woche vor dem Schulball«, verkündet sie bedeutungsvoll. »Und . . .«
    »Ein Monat vor diesem Abend im Club Fang«, begreife ich mit wachsendem Schrecken. »Oh Rayne, was hast du getan?«
    »Ich weiß auch nicht genau«, sagt sie. »Aber ich schätze, ich habe uns die Chance verschafft, al es wieder einzurenken.«

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