Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
als sie kurze Zeit später die Kyffhäuserstraße heruntergingen, aber sie gelüstete es jetzt nach Fast Food. Sie zog ihn grinsend ins »Grill 2000 « (Spezialität: die längste Bratwurst Kölns).
    »Das ist nicht dein Ernst, oder? Fettige Fritten als Belohnung für«, er sah auf seine Uhr, »geschlagene viereinhalb Stunden blödsinnigstes Möbel-Angucken? Dann aber wenigstens mit doppelt Ketchup!«
    »Sollst du haben.«
    »Aber warum lässt du dir das nicht von deinem Meisterkoch zubereiten, Liebelein?«
    Eli bestellte eine große Pommes rot-weiß, bevor sie antwortete. »Weißt du, was David tun würde? Die besten Kartoffeln kaufen, sie fein schneiden, und zweimal in Erdnussöl frittieren, für den perfekten Krossheitsgrad. Aber manchmal muss es eben der Geschmack von labbrigen Fritten in billigem Öl sein und von süßem Ketchup mit Konservierungsstoffen. Denn genau mit dem Geschmack bin ich großgeworden. So was darf man ihm natürlich nicht sagen. Das hier ist für ihn das absolut Böse. Sozusagen die dunkle Seite der Fritteuse.«
    »Dubist eine kulinarische Fremdgeherin!«
    »Klingt verrucht.«
    Das Essen war fertig. Löschi hatte sich einen großen Salat bestellt. Elender Spielverderber!
    »Was bekomme ich dafür, wenn ich deinem Menne nichts hiervon erzähle?«, wollte er jetzt wissen, die Augenbrauen theatralisch in die Höhe gezogen.
    »Du mieser Erpresser!«
    »Und? Was bietest du?«
    »Eine Cola?«
    »Eine doppelte. Und light.«
    »Wir haben einen Deal!« Sie schüttelte ihm die Hand. »Aber wehe, du stellst später weitere Forderungen. Dann muss ich dich leider umbringen.«
    »Das würde dir Andy nie verzeihen!« Er tupfte sich den Mund ab. »Und jetzt?«
    »Pizza!«, sagte Eli. »Als Hauptgang sozusagen. Und danach besorgen wir uns irgendwo eine tolle Falafel mit scharfer Sauce.«
    Löschi zeigte auf die große Uhr, die über dem Eingang angebracht war. »Wir müssen gleich zu mir, um deinen Schatzi im Fernsehen zu bewundern. Heute ist er doch live zu sehen, oder?«
    »Ja.«
    »Du musst irre stolz sein.«
    »Ach was. Das ist ja allein sein Verdienst. Ich steh da nur staunend daneben. Oh, sind die lecker! Musst du unbedingt probieren.« Sie hielt ihm ihre Pommes hin.
    »Nein, danke. Ich behalte lieber meine schmale Taille. Pass auf, wir machen es so: Die Falafel ist noch drin – aber die Pizza bestellen wir zu mir, okay? Wenn du die dann überhaupt noch willst.«
    »Bestimmt!«
    Das »Döner Heaven« (Spezialität: selbstgebackenes Fladenbrot) befand sich nur ein paar Türen weiter. Wie an einer Perlenkettelagen die Fett-Schmieden in der Kyffhäuser nebeneinander. Leider war der Laden brummend voll, weswegen Eli an einem der weißen Plastikbistrotische wartete, während Löschi das Ende der Schlange bildete.
    Vor ihr lag eine knitterige Tageszeitung, übersät mit Fettflecken. Sie war von heute, deswegen warf Eli einen Blick hinein. Sie hatte seit Wochen keine Kölner Ausgabe mehr gelesen. Mal sehen, was in der alten Heimat so vor sich ging. Eine lange Passage über das Schauspielhaus …, den neuesten Geißbock beim FC  … Sekunde! War das nicht die Ausgabe mit den Kontaktanzeigen? Was machte eigentlich »Birne sucht Helene«?
    Eli blätterte schnell zu dem entsprechenden Abschnitt.
    Dann hatte sie die Anzeige gefunden.
    Mit quietschenden Bremsen kam Paul auf dem Besucherparkplatz des Ossendorfer Fernsehstudios zum Stehen. Jetzt musste er nur schnell reingehen, die Information aus Dave quetschen, zu Eli fahren und alles klarstellen.
    Einfacher Plan. Guter Plan.
    Auch wenn einige Details noch der Klärung bedurften. Angefangen mit Punkt eins: Zutritt verschaffen. Paul stellte sich erst mal zu den anderen Leuten vor dem Eingang.
    »Alle, die zur ÖPNV -Gruppe gehören, kommen mit mir!«, rief plötzlich eine Männerstimme. Paul fühlte sich spontan angesprochen. Mit dem ÖPNV fuhr er schließlich regelmäßig. Der Tourleiter sah ihn gar nicht an, er tippte ihm nur beim Durchzählen auf die Schulter:
    » 43 ? Aber wir sind doch nur 42 . Na ja, da muss ich mich verzählt haben. Garderobe ist rechts, dann bitte alle direkt ins Studio, dort werden Sie platziert.«
    Das System der Publikums-Aufteilung war einfach: Die Schönen kamen nach vorne, die Hässlichen in die letzte Reihe. Paul ließsich jedoch nicht einsortieren, er verschwand direkt hinter der Deko. Hektisch liefen einige Studio-Lakaien dort an ihm vorbei, doch keiner beachtete ihn. Es herrschte höchste Alarmstufe. Und im Auge des Orkans
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher