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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim
Autoren: Cliffhanger
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ordentlichen
Beitrag leisten.«
    »Ja klar, und wovon soll ich dann leben?«
    »Jedenfalls sind Sie nicht im Gefängnis, Mr Greenwood, ein
freier Mann.«
    Ich zögerte, damit er dachte, dass ich klein beigab.
    »Ich warte, Mr Greenwood.«
    »Das geht nicht von heute auf morgen, zehntausend. Wie
wär's mit einer Anzahlung, damit die Aggression aufhört?«
    »An wie viel dachten Sie da?«
    »Ich könnte tausend besorgen.«
    »Wann?« Die Frage wurde ausgespuckt, als könnte er die
Antwort nicht erwarten, als könnte er schon sehen, wie er das Geld in Händen
hielt. Er hatte das überhaupt nicht geplant. Er improvisierte, witterte eine
Gelegenheit, Anfängerkurs auf der Erpresserschule.
    »Morgen. Tausend könnte ich bis morgen besorgen.«
    »Solange eins klar ist. Das ist nur eine Anzahlung.«
    »Ja ja. Sagen Sie mir einfach, wo.«
    »Halten Sie mich für blöd, Mr Greenwood? Ich sag Ihnen
noch früh genug, wo. Und machen Sie sich wegen Ihrer Frau keine Sorgen. Der
passiert vorläufig nichts. Vorläufig, Vanden-Plas-Mann.«
    Er legte auf. Vanden-Plas-Mann, das durfte doch nicht wahr
sein. All die Mühe mit der verstellten Stimme für die Katz. Ich rief zu Hause
an.
    »Audrey. Ich bin jetzt weg. Hast du gesehen, was Schnüffelnase
da macht?«
    »Ja. Sie hat mich gebeten, was Blaues anzuziehen.«
    Ich lachte. Wahrscheinlich zum letzten Mal.
    »Klingt gut. Blau steht dir. Pass auf dich auf, Audrey,
hörst du?«
    Ich schickte ihr einen Kuss durchs Telefon, ging dann zurück
zum Wagen. Bei dem Gedanken, wie das Schwein ihr mit einem Messer zu Leibe
rückte, drehte sich mir der Magen um. Ich wusste, wo er war, wenn er keinen
Dienst hatte, und er hatte nicht so geklungen, als wäre er im Dienst. Um die
Lunchzeit würde er dort sein, wo sie alle waren, im Pub. Sollte er ruhig alle
seine Kumpels bei sich haben. Von mir aus konnte er die ganze blöde Army bei
sich haben. Ich füuhr zum Spread Eagle. Fehlanzeige. Ich fuhr zur Bucht, sah in
dem Pub dort nach. Kim Stokie markierte an der Theke mit anderen Fischern den
großen Mann, aber von Jacko keine Spur. Dann sah ich es, in dem kleinen
Fernseher in der Ecke fing gleich ein Fußballspiel an. Er war ganz sicher im
Red Lion, vor dem Riesenflachbildschirm, bei den flotten Kellnerinnen und dem
Scheißfraß, zusammen mit all den anderen Wichsern.
    Ehe ich hinfuhr, machte ich noch einen kleinen Abstecher
zu Mr Singh's Curry House, trank ein schnelles Bier, während er meine
Bestellung aufnahm und mir mit dem allergrößten Vergnügen den besonderen
Gefallen tat, um den ich ihn gebeten hatte. Er hatte keine Ahnung, dass er mich
zum letzten Mal sah. Zwanzig Minuten später stellte ich den Wagen nicht weit
von der Parkplatzausfahrt ab und ging hinein. Ich hatte richtig getippt. Da
waren sie, standen in glotzenden Grüppchen zusammen, hörten sich das übliche
Expertengequatsche an, wie vor jedem Spiel. Es wurde ordentlich gebechert, und
die Stimmung war ganz schön aufgeheizt, das merkte man an dem säuerlichen Geruch
und den Pfützen auf dem Boden und den Schlachtrufen, die in Wellen
aufbrandeten. Jacko lehnte am Ende der Theke, zusammen mit seinem Kumpel Rodney
und einigen anderen. Tattoos und Bürstenhaar. Ich bahnte mir einen Weg durch
das Gedränge, achtete darauf, keinen anzurempeln, dem das Bier überschwappen
konnte, achtete darauf, Blickkontakt zu vermeiden. Wer hier einem Mann ans
Bierglas stieß oder sein Ego ankratzte, konnte schnell einen Großteil seiner
Zähne und seine ganze Glaubwürdigkeit verlieren. Jacko nahm den Ellbogen von
der Theke, als er mich kommen sah. Damit hatte er nicht gerechnet, wusste
nicht, was er davon halten sollte, Argwohn in den Augen. Ich nickte, ganz
freundlich, als hätte ich nicht den geringsten Verdacht. Wie ich schon sagte,
ich hätte Schauspieler werden sollen.
    »Al. Das nenn ich eine Überraschung, du in der Höhle des
Löwen.«
    »Ich hatte gehofft, dass du hier bist, Jacko.«
    »Ach ja?« Ich winkte ihn beiseite.
    »Ich war gestern Abend etwas neben der Spur. Entschuldige.
Die Sache ist die, ich spiele mit dem Gedanken wegzugehen.«
    Er horchte interessiert auf, der Gute. »Im Ernst?«
    »Ja. Das Navi, von dem du gesprochen hast. Ich dachte, das
wäre vielleicht doch ganz praktisch.«
    »Das Navi?«
    »Für den Vanden Pias. Ich verkaufe den anderen Wagen,
verkaufe den Bungalow, mache alles zu Geld und verschwinde hier. Ich und
Audrey gehen auf Reisen.«
    »Das kommt aber ganz schön plötzlich, Al. Wann soll's denn
losgehen?«
    »Nicht
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