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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim
Autoren: Cliffhanger
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Straße katapultiert. Als
ich wieder hinsah, standen Audrey und Tina vor einem großen Loch, wo die
Veranda gewesen war. Rump kroch aus den Büschen hervor, die Haare halb
weggeflammt. Von Police Constable David Stone war nichts mehr zu sehen.
    Wenn man wegen Mordes verhaftet wird und dabei einen der
verhaftenden Polizisten in die Luft jagt, kann man einpacken. Auch der Bungalow
konnte einpacken, die vordere Hälfte lag in Trümmern. Audrey ließ ihn komplett
abreißen und, wo sie schon dabei war, auch den Teich zuschütten, um ihn durch
einen Außenwhirlpool zu ersetzen. Bei der vielen Publicity, die sie bekam,
konnte sie es sich leisten. Die Granathülse von ihrem Dad. All die Jahre, die
ich drüber gestolpert war, all die Male, die sie sie poliert und wie wild über
den Küchentisch gerollt hatte. Es hätte sie jederzeit dahinraffen können.
    Danach ging es weiter mit mir bergab. An dem Meilenstein
auf dem Rastplatz fanden sie Blut, Mirandas Blut, klaro. Natürlich war ich mit
ihr da gewesen. Jacko hatte mich ja am Steuer meines Wagens gesehen, Miranda
auf dem Beifahrersitz. Er gab auch einen guten Zeugen ab, von der Army in Pension
geschickt, auf dem linken Auge erblindet, die Vorwürfe wegen Erpressung wurden
still und leise fallengelassen. Von seinen Kameraden hatten mich jede Menge im
Pub gesehen. Sogar Mr Singh sagte aus, händeringend vor lauter Entsetzen
darüber, was ich mit seinem Lime-Pickle angestellt hatte. Auch der Major, wer
hätte das gedacht, trat in den Zeugenstand, gab die Affäre zu, gab das
Wochenende mit Miranda zu, ihre Pläne, gemeinsam durchzubrennen, und Mrs
Fortingall saß geschniegelt und gestriegelt im Zuschauerraum, weißes Top,
weißer Rock und weiße Söckchen. Ich stelle mir gern vor, dass sie die weißen
Söckchen extra für mich angezogen hatte. Vielleicht hätten wir's ja doch tun
sollen. Zeugen am Bahnhof hatten gesehen, wie der Major auf Miranda gewartet
hatte, und Aufnahmen von einer Überwachungskamera zeigten, dass er bis weit
nach sieben vor dem Bahnhof auf und ab tigerte. Schnüffelnase war Zeugin der
Verteidigung, sollte aussagen, wann sie mich draußen in den Büschen gesehen
hatte, aber halb vier, halb fünf, wie sollte sich die Gute da sicher sein?
Audrey war auch eine große Hilfe, meine Lieblingsplätze, meine Gewohnheiten,
meine Psyche, falls man die überhaupt so nennen konnte. Auf dem
Artilleriegelände, nicht weit von der leerstehenden Hütte, fanden sie
Schuhabdrücke, die mit meinen Gummistiefeln übereinstimmten, in den Trümmern
einer der Panzerattrappen Knochenfragmente. Einige Zeit später rekonstruierten
sie den Tathergang, zeigten das Ergebnis auch auf Channel Five. Ich schaute es
mir an. Es fügte sich alles logisch zusammen, der Schlag auf den Kopf, der
Sturz nach hinten, Gehirnmasse und Blut an dem Stein, die Fahrt im Kofferraum,
zum menschenleeren Artilleriegelände, das immer einsam und verlassen war, wenn
nicht geschossen wurde. Das alles stimmte haargenau, bis auf die wichtige Kleinigkeit,
dass sie nämlich die falsche Person hatten, die Miranda die halbe Meile über
die Schulter geworfen trug, sie in die Panzerattrappe kippte, um dann so
schnell wie möglich zurück nach Hause zu fahren, festzustellen, dass ich nicht
da war, mächtig auf Touren, bereit für den Bonsai-Moment. Der Bonsai-Moment.
Mein Gott, der Abend, als wir zwischendrin Pause machten und sie splitternackt
am Fenster stand, zuschaute, wie die Granaten Miranda in tausend Stücke
zerfetzten, da war ich mit den Händen an ihren Schenkeln hochgefahren, hatte
gespürt, wie heftig sie zitterten, wie bei einem Tier auf der Schlachtbank.
»Wie fühlst du dich, Al?«, hatte sie gesagt, als wir dann weitermachten, »so
als wärst du das nicht, als war ich das nicht?«, und es stimmte, wir waren
beide woanders. Kein Wunder, dass wir aufeinander losgegangen waren, wie mit
Messern, blutige Stücke aus uns rausgeschnitten hatten. Sie war genau wie ich,
und das war mir nie richtig klar gewesen. Während ich oben am Kliff war, um
sie von der Klippe zu stoßen, war Audrey unterwegs, um Miranda loszuwerden.
Wenn doch nur ich erfolgreich gewesen wäre und nicht sie. Dann wäre ich
vielleicht trotzdem ins Gefängnis gekommen, aber meine Tochter würde noch
leben.
    Ja, ich war Mirandas Vater. Das gab dem Ganzen zumindest
auf perverse Art einen gewissen Sinn. Wenn ich nicht Mirandas Vater gewesen
wäre, hätte Audrey sie für nichts und wieder nichts getötet. Ted verkraftete
die Sache schlecht. So
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