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Bille und Zottel 13 - Das Fest der Pferde

Bille und Zottel 13 - Das Fest der Pferde

Titel: Bille und Zottel 13 - Das Fest der Pferde
Autoren: Tina Caspari
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nicht ganz sicher, ob sie nicht schon träumte.
    Jetzt setzte sich Johnny mit gekreuzten Beinen vor Maestro. Mit geschlossenen Augen wandte er sein Gesicht dem Mond entgegen und leise, kaum hörbar, begann er zu singen. Bille hatte diese Klänge schon einmal gehört, eine fremde, traurige Melodie in einer Sprache, die sie nicht kannten. Unwillkürlich faßte sie Simons Hand und drückte sie fest. Keiner von ihnen sprach ein Wort, es war, als finge die ganze Welt an, sich unter dem Lied des Indianers leise zu wiegen.
    Auch der Schimmel schwankte leise hin und her wie im Traum... eine Ewigkeit schien das so zu gehen. Und dann, ganz plötzlich, knickte er mit den Vorderbeinen ein und sank auf die Seite. Als hätte er sich müde zum Schlafen gelegt, so sah es aus. Aber Bille wußte es besser.
    Johnny sang weiter, eine kleine Weile, dann streckte er die Hand zu seinem Freund aus und streichelte ihn wie zum Abschied. Langsam erhob er sich und kam zu ihnen herüber.
    „Es ist vorbei“, sagte er ruhig. „Ihr könnt jetzt kommen. Wir werden Happy und Whisky brauchen, hilf mir, Bille. Tom und Daniel, ihr könnt die Fackeln nehmen.“
    Zu Billes Erstaunen waren Happy und Whisky, die beiden anderen Veteranen, die Johnny gehörten, bereits angeschirrt. Johnny winkte Bille, die beiden hinauszuführen, dann nahm er eine Kette mit einem schweren Haken vom Boden auf und hängte sie sich über den Arm. Die Fackeln lehnten draußen an der Boxenwand. Johnny nahm sie, zündete sie draußen vor dem Stall an und drückte Tom und Daniel je eine in die Hand.
    Bille fühlte ein nervöses Flattern in der Magengegend, als sie sich nun langsam auf den Hügel zu bewegten. Es war ein gespenstischer Zug, und sie hätte sich nicht gewundert, die Geister der verstorbenen Ahnen des Indianers um den toten Schimmel versammelt zu sehen. Wie Maestro dort lag, auf dem indianischen Teppich... friedlich, als ob er schliefe.
    Johnny führte Happy und Whisky heran, verband die Zugseile ihres Geschirrs mit der Kette, zog ein Ende des Teppichs durch den Haken und knotete es. Er prüfte die Haltbarkeit des Knotens, dann trieb er die beiden alten Pferde schweigend an, und der Teppich mit dem toten Pferdekörper glitt langsam den Hügel hinunter. Daniel und Tom flankierten auf einen Wink Johnnys hin den Körper des Schimmels,
    Joy, Bille und Bettina folgten dem Zug und hoben den Teppich ein wenig an. Keiner sprach ein Wort. So zogen sie durch die Stallgasse bis vor Maestros Box. Die Fackeln wurden gelöscht.
    Sie brauchten all ihre Kräfte, um den Körper des toten Schimmels so auf den Rücken zu drehen, daß sie ihn durch die Boxentür ziehen konnten. Wie Verschwörer kamen sie sich vor, immer noch schwiegen sie, verständigten sich nur durch Zeichen.
    Der Mond stand jetzt hoch am Himmel und beleuchtete die Box ausreichend, so daß sie kein Licht anzuknipsen brauchten. Schließlich lag Maestro in seiner Box, und sie konnten den Teppich unter ihm herausziehen. Bille schüttelte das Stroh um den toten Pferdekörper auf, sanft strich sie Maestro über den Hals und ordnete seine Mähne.
    Als sie den Stall verließen, drückte Johnny ihnen stumm die Hände. Schweigend trennten sie sich. Tom und Joy gingen durch den Park zum Hof hinüber, Daniel und Simon fuhren Bille nach Wedenbruck und kehrten dann mit Bettina nach Peershof zurück. Stumm und wie im Traum stieg Bille die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer und ging zu Bett.
    Am nächsten Morgen kam Dr. Dörfler und betrat, gefolgt von Johnny, die Box. Er untersuchte den Schimmel und betrachtete ihn nachdenklich.
    „Herzversagen“, sagte er schließlich.
    Fragen stellte er nicht.

Ein Fest wird vorbereitet

    Während der Tierarzt hinausgegangen war, um einen Flaschenzug und ein paar Männer zu organisieren, die den toten Pferdekörper aus dem Stall schaffen konnten, hatte Johnny seine beiden Freunde Happy und Whisky aus ihren Boxen geholt und war davongegangen, niemand wußte wohin. Achmed hatte er gebeten, für diesen Tag seine Arbeit zu übernehmen.
    Niemand machte dem Indianer einen Vorwurf, daß er sich nicht am Abtransport seines toten Pferdes beteiligte. Tom, Dr. Dörfler, Joy und Hans Tiedjen halfen mit, und keiner sprach von Johnny.
    Erst als er am Abend immer noch nicht zurück war, fragten sie sich besorgt, ob er sie wohl verlassen hatte und sich anderswo nach einer Arbeit und einem Platz für seine beiden Alten umsah. Aber Bille beruhigte sie.
    „Ich fühle es, daß er wiederkommen wird. Er wird eine Zeit
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