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Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Titel: Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten
Autoren: Tina Caspari
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    Mutsch stürmte — ein weißer Wirbelwind mit blauen Tupfen — in die Küche und zerrte verzweifelt an ihrem Reißverschluß.
    „Typisch! Wenn ich’s wirklich mal eilig hab, muß das verdammte Ding sich einklemmen! Ich weiß nicht, ich muß schon wieder zugenommen haben, das Kleid war doch sonst nicht so eng! Und meine Haare, eine einzige Katastrophe! Du meine Güte, die Schuhe, ich hab ja die Schuhe noch gar nicht geputzt! Und meine Fingernägel wollte ich noch lackieren.“
    „Nun man immer mit der Ruhe!“ brummte Onkel Paul begütigend. „Setz dich erst mal und iß etwas! Wir haben noch viel Zeit!“
    „Essen? Jetzt? Dazu bin ich viel zu nervös. Es ist zehn vor sieben!“
    „Na und? Um acht fängt die Vorstellung an, und wir fahren höchstens vierzig Minuten. Die Karten haben wir schon, also warum regst du dich auf?“
    Bille war auf den Flur gelaufen und hatte Mutsch die Schuhe geholt.
    „Na siehst du, blitzsauber, ich wußte es doch. Hier, setz dich und trink einen Schluck, ich kümmere mich um deine Frisur. Onkel Paul wird dich füttern, und du lackierst deine Nägel, okay? Übrigens, wie heißt eigentlich das Stück, das ihr seht?“
    „Viel Lärm um Nichts“, murmelte Mutsch hinter einem Schinkenbrot hervor, das Onkel Paul ihr in den Mund schob. „Na also!“ Bille zwinkerte Onkel Paul zu.
    „Wie meinst du das?“ Mutsch schaute mißtrauisch von einem zum anderen. „Mußt du nicht gehn? Inge wartet vielleicht schon! Hoffentlich sind die beiden pünktlich!“
    „Meine Schwester Inge ist immer pünktlich. “
    „Ja, aber Thorsten nicht. Und ich kann es nun mal nicht leiden, wenn ich in letzter Minute ins Theater komme und mich durch die ganze Reihe drängen muß und den Leuten auf die Zehen trete und „Ich geh schon. Werde den beiden ein bißchen Dampf machen. Viel Spaß, ihr beiden! Und wenn es spät wird, macht euch keine Sorgen, dann schlafe ich drüben auf der Couch.“
    „Und denk bitte daran...“
    „Klar doch, ich denke an alles!“
    Bille ging schnell hinaus.

Mit beiden Füßen im Fettnapf

    Am nächsten Morgen brachte Bille die Ponys Zottel und Moischele früh auf die Koppel, dann fuhr sie mit dem Fahrrad nach Groß-Willmsdorf hinüber.
    In der Nacht war es kühl gewesen. Tau lag auf den Gräsern, und die ersten Spuren des Altweibersommers hingen zwischen den Sträuchern, aber der Himmel strahlte in einem lichten Blau und versprach einen Supersommersonnentag. Kein Windhauch war zu spüren, nichts regte sich, als hätte ein unsichtbarer Fotograf die Landschaft für eine stimmungsvolle Aufnahme arrangiert, und sie wartete nun mit angehaltenem Atem auf das erlösende „Klick“.
    Schön ist es bei uns! dachte Bille und atmete tief durch. Jedesmal, wenn sie die behaglich zwischen Felder und Koppeln gebetteten Wirtschaftsgebäude des Gutes Groß-Willmsdorf vor sich liegen sah, den Park dahinter mit den riesigen alten Buchen und Kastanien, zwischen denen man das Dach des Gutshauses mehr ahnte als sah, überkam sie ein Gefühl von Zärtlichkeit. Groß-Willmsdorf war ihr zweites Zuhause. Und so sehr sie auch an Mutsch und an Onkel Paul, ihrem Stiefvater, hing, ein Leben ohne Groß-Willmsdorf, ohne Hans Tiedjen und seinen Sohn Tom, ohne die Pferde, die tägliche Arbeit im Stall und auf dem Reitplatz, wäre ihr vorgekommen, als hätte man sie ihrer Arme oder Beine beraubt. Es war einfach nicht vorstellbar.
    Im Garten der Lohmeiers bogen sich die Äste der Apfel- und Birnenbäume unter der Last der Früchte, und im Staudenbeet wetteiferten Gladiolen und Phlox um das aufregendste Rot. Herr Lohmeier, der Gutsverwalter, trat aus dem Haus und blinzelte zufrieden zum Himmel hinauf. Er winkte
    Bille zu und grüßte sie mit einer koketten kleinen Verbeugung, dann vergewisserte er sich schnell, daß seine Frau es nicht gesehen hatte. Bille grinste. Beim Erntedankfest würde er sie wieder im Walzertakt herumschwenken und ihr bierselig versichern, zu welch beachtlicher jungen Dame sie sich doch gemausert habe .
    Im Stall waren Hubert und der alte Petersen gerade beim Füttern. Bille rief ihnen ein schmetterndes „Guten Morgen!“ zu und trat zu Black Arrow, ihrem Rappwallach, in die Box.
    „Na, mein Schöner! Hast du gut geschlafen? Heute wird hart gearbeitet, aber du hast noch ein bißchen Zeit. Ich muß mich erst um die anderen kümmern.“
    Black Arrow ließ sich nicht beim Frühstück stören. Auf Billes zärtliches Kraulen und Beklopfen hin wandte er nur einmal kurz den Kopf, schnaubte
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