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Bilder Aus Dem Berliner Leben

Titel: Bilder Aus Dem Berliner Leben
Autoren: Julius Rodenberg
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Palästen, sieht man eine oder zwei jener behäbigen Wirtschaften, deren tiefe Höfe hinter der breiten Einfahrt sich einer auf den andern öffnen, mit einem Fuder Heu darin oder einem Leiermann oder einem ausgespannten Seil, an welchem Wäsche zum Trocknen hängt. Hier auch sind zwei Gebäude, durch ihr Alter ehrwürdig wie durch ihre Bestimmung, kirchliche Stiftungen, diese hier, das Dom-Leibrentenhaus aus der Zeit Friedrichs des Großen, das andre, das Reformierte Prediger- und Witwenhaus, ernst und in sich gekehrt, verschlossen den Eitelkeiten, ungerührt von den Rufen des Tages, mit einem Schatten von Grau gelagert über den Mauern noch weiter zurückreichend, bis in die Tage der Kurfürstin Dorothea, trotz der Inschrift: »A. D. 1773.« Dieses Haus, gleich dem anderen daneben dem Domkapitel oder Domkirchenkollegium gehörig, bietet einer Anzahl Witwen verdienter Prediger einen letzten Aufenthalt. Seine Stifter waren der Kurfürstliche Ober-Steuereinnehmer Peter Cautius und seine Frau Katharina geborne Crellius. Die Anstalt wurde später von der Generalin de Veyne, einer Tochter der Stifterin aus zweiter Ehe, erweitert und erhielt dann, respektive 1773, den Namen der »Cautius de Veyneschen«, welchen sie heute noch, mit der Jahreszahl 1773 führt. Ich verdanke diese Notiz einer freundlichen Mitteilung des verdienten preußischen Geschichtsschreibers, Herrn Prof. Dr. William Pierson. Vgl. auch Lisco, Das wohlthätige Berlin, S. 61ff. – Weltlicher in seiner äußeren Erscheinung, wiewohl sich jetzt die Mysterien der Freimaurerei dahinter bergen, älter zugleich und mit seinen zierlichen, charakteristischen Formen noch ganz lebendig zu den Sinnen sprechend, ist der mittlere Pavillon der Loge Royal York, welcher alsein Stück für sich erhalten blieb mit dem neuerlichen Umbau der Flügel. Er ist eines der feinsten Werke Schlüters aus dem Jahre 1712. Entstanden vor dem Zeitalter des Rokoko, zeigt dieser anmutige Bau doch schon Spuren des Übergangs zu dem Stile, der vor allem auf malerische Wirkung berechnet ist. Seltsam, fremdartig nimmt er sich jetzt aus unter seiner neuen Umgebung. Aber man muß bedenken, daß er nicht in einer Straße gedacht war, sondern als Landhaus in einem Garten. Ursprünglich unter dem Großen Kurfürsten ein Schiffsbauplatz und von einem Schiffskapitän bewohnt, war das Grundstück von Friedrich III., nachmals erstem König von Preußen, seinem Erzieher, dem um Land und Dynastie wohlverdienten und hochangesehenen, aber – es wäre schwer zu glauben, wenn neuere Forschung es nicht erwiesen – vor allem durch den unversöhnlichen Haß der »philosophischen Königin« verfolgten und gestürzten Präsidenten von Danckelmann geschenkt worden und nach diesem, als er in die lange Verbannung ging, aus welcher erst Friedrich Wilhelm I. bei seinem Regierungsantritt den schwergeprüften Greis zurückrief, an den Oberhofmeister von Kameke gekommen. Für diesen neuen Besitzer schuf der große Baumeister der ersten königlichen Zeit, der seinerseits, damals auch schon in Ungnade gefallen, einem tragischen Geschick entgegenging, dieses heitere Schlößchen, welches den Zeitgenossen als »ein überaus nettes, nach der neuesten Baukunst errichtetes Lusthaus galt«. So steht, durch ein Stückchen Vordergarten von der Straße getrennt, der Pavillon heute noch mit den geschweiften Linien und phantastischem Zierat seiner Fassade, dem mannigfachen Schnörkelwerk seiner tiefen Fenster und den mythologischen Figuren seiner Dachbrüstung als das Denkmal einer vergangenen Zeit, welche ihre unverschuldeten Schicksale und ihre zu späten Gerechtigkeiten hattewie die unsere, sowohl in der Politik wie in der Kunst; und wem es vergönnt war, über die Schwelle dieses Heiligtums zu treten, der wird sich jenes hohen, feierlich anmutenden, achteckigen Saales erinnern, von dessen Wänden Schlüters kostbare Stuckreliefs, die vier Weltteile darstellend, herabschauen – das letzte Vermächtnis eines mächtigen, in der Fülle seiner Kraft gebrochenen Geistes. Aber fast scheint es, als habe diese Stätte, so heiter in ihren äußerlichen Formen und so ernst in ihrem Lebensgehalt, dadurch entsühnt werden sollen, daß, nach so vielen Wechselfällen, hier vor nun schon mehr denn hundert Jahren eine jener Vereinigungen ihr Heim gefunden hat, deren Kern und eigentliches Wesen, unter dem Gewand einer von geheimnisvollen Zeremonien umgebenen Geselligkeit, das Wohltun und die Nächstenliebe. Gestiftet im Jahre 1752 von einigen
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