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Bianca Arztroman Band 0031

Bianca Arztroman Band 0031

Titel: Bianca Arztroman Band 0031
Autoren: Abigail Gordon Maggie Kingsley Jennifer Taylor
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längere Zeit bei John und seiner Familie in St. Anthony zu bleiben. Es gab noch einen tiefer liegenden, mit Schmerzen verbundenen Grund. Aber sie war fest entschlossen, sich heute nicht davon quälen zu lassen.
    Suzannah war hier zu Ehren eines Mannes ihrer englischen Heimatstadt, der einst ihre Fantasie beflügelt hatte. Als sich der Pfad am Hang plötzlich in eine Lichtung weitete, wusste sie, dass der Moment gekommen war.
    Sie wollte die Worte auf der Bronzetafel lesen, die an einem in den Fels gemeißelten Gesicht befestigt war.
    Der Weg ihres Lebens, der ein ebenso steiniger gewesen war wie der gerade erklommene Pfad auf den Tea House Hill, schien sich wie diese Lichtung langsam zu ebnen.
    Auf der Tafel stand:
    Wilfred Thomason Grenfell
    Geboren am 28. Februar 1865 — Gestorben am 9. Oktober 1940
    Und darunter so passende Worte, dass sie einen Kloß im Hals spürte:
    Das Leben ist ein Feld der Ehre.
    Suzannah fühlte, wie die Tränen in ihr aufstiegen. Dieser furchtlose Mann, der die Kranken und Armen der Fischergemeinden von Neufundland und die Inuit von Labrador geheilt hatte, war für Suzannah die Inspiration gewesen, sich der Medizin zu widmen.
    Und was habe ich daraus gemacht? fragte sie sich verzweifelt. Sie hatte sich ihre Karriere von einem einzigen Ereignis zerstören lassen!
    In den Jahren ihrer Ausbildung war sie von der Geschichte Wilfred Grenfells, Arzt ihrer Heimatstadt Chester, fasziniert gewesen.
    Seine hohen Ideale, die Berufung, seinen Mitmenschen zu helfen, ließen ihn als Vertreter der
National Mission to Deep Sea Fishermen
1892 nach Neufundland reisen, um dort ein Gesundheitssystem für die von der Zivilisation abseits lebenden Fischer aufzubauen.
    Aber es blieb nicht dabei. Als Erster überhaupt brachte er medizinische Versorgung zu den Inuit, die hinter der Belle Isle Meerenge in Labrador lebten.
    Später errichtete er dann das Zentrum für medizinische Versorgung in St. Anthony, welches dort das erste seiner Art gewesen war und am Fuße des Hanges stand.
    Schön, sie selber war nicht bis zum eisigen Norden vorgedrungen, sondern hatte in einem Krankenhaus in den Midlands gearbeitet. Bis zu dem Moment, in dem ein Ereignis ihr Leben zerstört hatte, war sie glücklich mit ihrer Arbeit.
    Seitdem lebte sie in St. Anthony, ihrem selbst erwählten Exil, zusammen mit John, seiner kanadischen Frau Debbie und deren kleinen Söhnen Robbie und Richard.
    “Ein beeindruckender Mann, nicht wahr?”, sagte jemand aus einiger Entfernung. Erschrocken drehte sich Suzannah um.
    In einem versteckt gelegenen Winkel der Lichtung stand ein Mann auf einer erhöhten Holzplattform. Während sie ihn mit haselnussbraunen Augen überrascht ansah, kam er langsam die Stufen herabgestiegen.
    Einen Moment lang glaubte sie, er wäre ein Gärtner. Aber obwohl er sehr bequeme Kleidung trug, war seine Erscheinung nicht die eines Mannes, der regelmäßig körperliche Arbeit im Freien verrichtete.
    Als er näher kam, stockte Suzannah der Atem. Er hatte honiggoldenes Haar, und mit seinen Augen, so tiefblau wie der mächtige Ozean, blickte er sie offenherzig an. Er war kräftig, so kräftig, dass sie es sich nicht erklären konnte, wie sie ihn hatte übersehen können.
    “Ja, er
war
beeindruckend … sehr sogar”, antwortete sie endlich.
    “Ah, Sie sind Engländerin”, bemerkte er. “Sind Sie hier, um einem Landsmann die Ehre zu erweisen?”
    Suzannah lächelte. “Ja, das stimmt. Grenfell stammte sogar aus dem gleichen Ort wie ich.”
    “Chester?”
    Sie sah ihn ungläubig an. “Ja. Woher wissen Sie das?”
    Der Mann lächelte. Seine kräftigen Zähne blitzten weiß. “Ich weiß nicht viel über ihn. Aber mein Urgroßvater war einer seiner ersten Patienten. Er hatte Frostbeulen an einem Bein, was damals nichts Ungewöhnliches war. Aber wenn Grenfell nicht so schnell zu ihm gekommen wäre, hätte sich mein Urgroßvater das Bein abhacken müssen. Aber wie von Gott gesandt kam der Arzt mit seinem Hundeschlitten rechtzeitig durch den Schnee gefahren …”
    “Und hat das Bein gerettet?”
    Er lächelte verstärkt. “Nein, er amputierte es, allerdings fachgerecht. So war mein Vorfahr bereits nach wenigen Wochen wieder auf. Er hatte damals etwas, von dem noch keiner gehört hatte: eine Prothese. Das ist ein künstliches Bein, wie Sie vielleicht wissen.”
    “Ich weiß sehr wohl, was eine Prothese ist. Ich bin selber Ärztin”, antwortete Suzannah ruhig. “Sie sind ebenfalls im medizinischen Bereich tätig?”
    “Lafe
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