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Bhagavad Gita wie sie ist

Bhagavad Gita wie sie ist

Titel: Bhagavad Gita wie sie ist
Autoren: A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
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die Manifestation der materiellen Natur sei falsch, doch nach der Philosophie der Bhagavad-gītā, der Philosophie der Vaiṣṇavas, ist dies nicht der Fall. Die Manifestation der Welt wird nicht als falsch angesehen; sie wird als wirklich, wenn auch zeitweilig anerkannt. Sie wird mit einer Wolke verglichen, die am Himmel vorüberzieht, oder mit dem Eintreten der Regenzeit, die das Getreide nährt. Sobald die Regenzeit vorüber ist und die Wolke verschwindet, vertrocknet das Getreide, das vom Regen genährt wurde. In ähnlicher Weise entsteht auch die materielle Manifestation in gewissen Zeitabständen, besteht für eine Weile und verschwindet dann wieder. Dies sind die verschiedenen Funktionen der prakṛti. Ihr Kreislauf jedoch findet ewig statt, und deshalb ist prakṛti ewig; sie ist nicht falsch. Der Herr bezeichnet sie als „Meine prakṛti“. Die materielle Natur ist die abgesonderte Energie des Höchsten Herrn, und auch die Lebewesen sind eine Energie des Höchsten Herrn, doch sie sind nicht von Ihm getrennt – sie sind ewig mit Ihm verbunden. Der Herr, das Lebewesen, die materielle Natur und die Zeit haben also alle eine gegenseitige Beziehung und sind ewig. Der fünfte Punkt jedoch, karma, ist nicht ewig. Die Auswirkungen des karma können in der Tat sehr alt sein. Wir erleiden oder genießen die Ergebnisse unserer Handlungen seit unvordenklicher Zeit, doch wir können die Ergebnisse unseres karma, das heißt unseres Tuns, verändern, und diese Veränderung hängt von der Vollkommenheit unseres Wissens ab. Wir gehen den verschiedensten Tätigkeiten nach, doch zweifelsohne wissen wir nicht, wie wir uns verhalten sollen, um von den Aktionen und Reaktionen auf all unsere Tätigkeiten frei zu werden. Aber auch dies wird in der Bhagavad-gītā erklärt.
    Die Position des īśvara, des Höchsten Herrn, ist die des höchsten Bewußtseins. Da die jīvas oder Lebewesen winzige Bestandteile des Höchsten Herrn sind, haben auch sie Bewußtsein. Sowohl das Lebewesen als auch die materielle Natur werden als prakṛti, als die Energie des Höchsten Herrn, bezeichnet, aber von diesen beiden hat nur der jīva Bewußtsein. Die andere prakṛti hingegen hat kein Bewußtsein – das ist der Unterschied. Deshalb bezeichnet man die jīva-prakṛti als übergeordnet, denn der jīva hat ein Bewußtsein, das dem des Herrn gleicht. Das Bewußtsein des Herrn jedoch ist das höchste, und niemand sollte behaupten, der jīva, das Lebewesen, besitze ebenfalls höchstes Bewußtsein. Das Lebewesen kann auf keiner Stufe seiner Vollkommenheit höchstes Bewußtsein besitzen, und die Theorie, die dies behauptet, ist eine irreführende Theorie. Das Lebewesen mag zwar Bewußtsein haben, aber nicht vollkommenes oder absolutes Bewußtsein.
    Der Unterschied zwischen dem jīva und dem īśvara wird im Dreizehnten Kapitel der Bhagavad-gītā erklärt. Sowohl der Herr als auch das Lebewesen sind kṣetra-jña, im Besitz von Bewußtsein; doch das Lebewesen ist sich nur seines jeweiligen Körpers bewußt, wohingegen Sich der Herr aller Körper bewußt ist. Weil Er Sich im Herzen aller Lebewesen befindet, ist Er Sich über die psychischen Vorgänge eines jeden jīva bewußt. Dies sollten wir nie vergessen. Es wird auch erklärt, daß der Paramātmā, die Höchste Persönlichkeit Gottes, im Herzen eines jeden als īśvara oder Lenker weilt und das Lebewesen anleitet, seinen Wünschen gemäß zu handeln, denn das Lebewesen vergißt, was es tun wollte. Zunächst entschließt es sich, auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln, worauf es in die Aktionen und Reaktionen seines eigenen karma verstrickt wird. Dann gibt es seinen gegenwärtigen Körper auf und geht in eine andere Art von Körper ein, ähnlich wie man Kleider ablegt und neue anzieht. Während die Seele so wandert, erleidet sie die Aktionen und Reaktionen ihrer vergangenen Handlungen. Diese Handlungen können geändert werden, wenn sich das Lebewesen in der Erscheinungsweise der Tugend befindet, das heißt, wenn es Vernunft besitzt und versteht, auf welche Weise es tätig sein sollte. Wenn es tatsächlich beginnt, sich dementsprechend zu verhalten, können alle Aktionen und Reaktionen auf seine vergangenen Handlungen umgewandelt werden. Karma ist also nicht ewig. Deswegen wurde vorher gesagt, daß von den fünf Punkten ( īśvara, jīva, prakṛti, Zeit und karma ) die ersten vier ewig sind, wohingegen karma nicht ewig ist.
    Der höchste bewußte īśvara gleicht dem Lebewesen insofern, als
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