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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin
Autoren: Jo MacDoherty
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meisten Adligen hier im Saal war klar, dass James I. mit dieser Eheschließung ein nicht unbeträchtliches Risiko einging. Sir Rupert von Atholl war ein Stewart, ein Abkömmling eines der mächtigsten Häuser Schottlands, und die Herzogin von Albany war Spross eines ebenso mächtigen und einflussreichen Hauses, dessen Beziehungen bis nach England und Frankreich reichten.
    »Majestät«, sagte Rupert und sah Aylinn kurz an, die ihm aufmunternd zunickte. »Ich bitte als Bräutigam um ein Wort bei dieser Gelegenheit.«
    Der König sah Rupert scharf an und nickte. »Sprecht, Lordkämmerer.«
    Sir Rupert schluckte. »Ich möchte Euch bitten, mein Amtssiegel und damit auch mein Amt zurückzunehmen und es an jemand Würdigeren zu vergeben, Sire. Ich strebe nicht nach Macht und Einfluss, Majestät«, er verneigte sich kurz vor dem König, der sich zurückgelehnt hatte, seiner Frau einen Seitenblick zuwarf, den sie mit einem Blick erwiderte, der zu besagen schien: »Hab ich es dir nicht gesagt, hm?«, und dann Rupert wieder ansah. »Mir genügt es vollkommen, mein Glück an der Seite meiner geliebten …«, fast hätte er Frau gesagt, aber noch war es nicht so weit, »der Frau, die ich liebe«, verbesserte er sich hastig, »verbringen zu dürfen. Und ich möchte, Sire, dass Ihr meine Geste als eine der Dankbarkeit für Eure Großzügigkeit versteht.«
    Ein aufgeregtes Gemurmel im Saal brandete bei seinen Worten auf, aber James brachte es mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen. Er straffte sich, trat vor und streckte seine Hand aus.
    »Wir nehmen Euer Angebot an, Sir Rupert Stewart von Atholl, ehemaliger Lordkämmerer Schottlands.«
    Ein erstauntes Keuchen wehte durch den Saal, nur Rupert war vollkommen ungerührt, als er sich hoch aufrichtete, die Amtskette mit dem Portugiesersiegel abnahm und sie in die Hand des Königs legte. Dabei sah er James in die Augen, und sein Blick verriet keinerlei Enttäuschung oder Hintergedanken.
    Die er auch nicht hatte. Rupert hatte seinen Vorschlag ernst gemeint, und auch wenn er glaubte, Schottland dienen zu können, verstand er es vollkommen, dass der König sein Angebot angenommen hatte. Er verstand es und akzeptierte es.
    »Außerdem seid Ihr Uns nur zuvorgekommen, Sir Rupert von Atholl, denn Wir hätten Euch selbst um Euer Amtssiegel gebeten.«
    Jetzt allerdings hob Rupert erstaunt eine Braue. Damit hatte er nicht gerechnet. Er wusste zwar, dass der König Bedenken hatte, was diese Heirat anging, aber er hatte immer angenommen, dass James mit seiner Arbeit als Lordkämmerer zufrieden gewesen wäre.
    »Sire«, er verneigte sich tief. »Wenn ich Euch enttäuscht haben sollte …«
    »Keineswegs, Sir Rupert«, unterbrach ihn der König und winkte. Sir Archibald trat vor, stieg auf das Podest und stellte sich neben den König. Das Stimmengemurmel, das erneut angeschwollen war, verebbte wieder und machte einer gespannten Stille Platz. »Ganz im Gegenteil, möchten Wir betonen. Aber zu viel Macht auf einem Haupt ist nicht verträglich, da werdet Ihr mir sicherlich zustimmen.« Die Spannung unter den Höflingen stieg. Wurden sie Zeuge, wie einer der mächtigsten Männer Schottlands in Ungnade fiel? An dem Tag, der eigentlich sein glücklichster sein sollte?
    Sir Rupert war ebenfalls verwirrt, und auch Aylinn wusste nicht genau, worauf das hinauslief. Sie sah sich um und zuckte zusammen. Rupert folgte ihrem Blick und sah, wie William Douglas unwillkürlich vortrat. Seine Miene war gespannt und seine Hände zu Fäusten geballt. Die Lage war nicht unkritisch, und Rupert hoffte, dass der König wusste, was er da tat.
    Der schien von der Unruhe unbeeindruckt und sah Sir Archibald an, der Anstalten machte, seine Amtskette vom Hals zu nehmen.
    »Wie ich sagte, zu viel Macht ist nicht verträglich, nicht einmal für einen so ausgezeichneten und klugen und loyalen Diener der schottischen Krone, wie Ihr es seid. Und Wir möchten Euch, im Hinblick auf Eure junge Braut und die Pflichten, die Euch zweifellos an dieser Stelle erwarten«, er beugte sich vor und flüsterte die nächsten Worte, »ob im Boudoir oder in einer Erkernische, also wirklich!« Dann richtete er sich auf und lächelte den errötenden Rupert und die puterrote Aylinn an. »Wir wollen Euch also trotz Eures jugendlichen und kraftstrotzenden Alters nicht die Bürde von zwei Ämtern zumuten, Sir Rupert Stewart von Atholl, Lordkanzler Schottlands!«
    Mit diesen Worten nahm er dem feixenden Sir Archibald die Amtskette des Lordkanzlers ab
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