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Bezaubernd

Bezaubernd

Titel: Bezaubernd
Autoren: Emma Green
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nicht auf meinen Rock!“
    „Zu spät.“

2. Durch alle Zeiten
    Diese langen Augusttage sind alle gleich: heiß, schwül, schwer und noch immer kein Gewitter in Sicht. Es ist heiß, ich habe unheimlich viel zu tun, Gabriel ist nicht da und Ferdinand macht sich an mich heran – ich kann nicht mehr! Ich habe Camilles Einladung zum Mittagessen angenommen, um auf andere Gedanken zu kommen und ihr dabei zu helfen, ihre Gedanken zu ordnen, doch es ist fast unmöglich, auf dieser überfüllten Terrasse zu atmen, und weder mein Perrier noch mein Steak Tatar können daran etwas ändern. Ich höre meiner gestressten, nervösen Schwester zu, sie rutscht wie ein ungeduldiges Kind auf ihrem Stuhl herum, überkreuzt die Beine, stellt sie nebeneinander und überkreuzt sie wieder, ohne eine bequeme Position zu finden, stochert in ihrem Salat, ohne einen Bissen zu essen, greift sich schließlich das Brot und teilt es in winzige Krümel.
    „Gut, Camille, sortierst du die Krümel jetzt noch nach der Größe oder reden wir endlich?“
    „Ich weiß nicht, was mit mir gerade los ist, ich bin so gestresst, das kannst du dir gar nicht vorstellen!“
    „Du weißt nicht, was mit dir los ist? Eine Scheidung vielleicht? Eine neue Schwangerschaft? Ein …“
    „Silas will mich heiraten.“
    Ich ersticke beinahe, als ich mich an meinem Mineralwasser verschlucke. Während ich so sehr huste, dass mir die Tränen in die Augen schießen, versuche ich weiterzusprechen.
    „Kannst du das wiederholen?“
    „Er hat um meine Hand angehalten. Gestern Abend.“
    „Das wird ja immer besser … Was hast du geantwortet?“
    „Amandine, auf so eine Frage muss man keine Antwort geben.“
    „Na sicher, Camille! Du hast das Recht darauf, einmal nachzudenken, bevor du etwas tust. Nimm dir etwas Zeit, bevor du dich bis ans Lebensende bindest. Oder hast du das jedes Jahr vor? Heiraten, ein Kind kriegen und dich wieder scheiden lassen?“
    „Ich weiß nicht, was mich davon abhält, dir mein Cola ins Gesicht zu schütten.“
    „Vielleicht die Tatsache, dass du weißt, dass ich nicht ganz unrecht habe?“
    „Silas hat beschlossen, die Verantwortung zu übernehmen. Er will dieses Kind, wie könnte ich ihn davon abhalten?“
    „Liebt ihr einander überhaupt? Diese Frage sollte man sich schon stellen, bevor man heiratet …“
    „Du und deine tollen Prinzipien! Alles, was ich weiß, ist, dass Alex von Anfang an nicht für mich da war, er ist einfach geflohen … Silas ist für mich da, er kümmert sich um mich, er wird uns nie einfach fallen lassen.“
    „Bist du dir da sicher? Auch wenn er weiß, dass Eleanor lebt?“
    „Was erzählst du da?!“
    „Sie lebt. Aber ich hätte es dir nicht sagen sollen und du darfst es keinem erzählen. Prudence hat es Gabriel gestanden, Eleanor ist gar nicht tot. Und jetzt sucht er nach ihr, er tut alles, um sie zu finden, und wenn Silas die Wahrheit herausfindet, wird er genau das Gleiche tun.“
    Camilles Gesicht verändert sich. Plötzlich scheint sie ganz ruhig und entschlossen, nimmt ihre Sachen, legt einen 20-Euro-Schein auf den Tisch, wirft ihr Handy in die Tasche und setzt sich die Sonnenbrille auf den Kopf. Bevor sie aufsteht, neigt sie den Kopf ganz nah zu mir, als wolle sie mir etwas zuflüstern, und schreit dann:
    „Du bist ja noch verrückter als die! Es ist nicht meine Schuld, dass dein Typ dich stehen lässt. Es ist nicht meine Schuld, dass er dich vergisst, sobald Eleanor wieder da ist. Ich erwarte ein Kind von Silas, ich bin mit ihm verlobt und das kannst du einfach nicht ertragen. Dich verbindet gar nichts mit Gabriel, verstehst du, du bist nichts für ihn, NICHTS!“
    Meine Furie von Schwester setzt sich die dunkle Sonnenbrille auf die Nase und springt auf. Unsere Teller klirren aneinander und beide vollen Gläser kippen um, wobei das Paar am Nebentisch, das den gesamten theatralischen Monolog mitbekommen hat, nass gespritzt wird. Ich entschuldige mich höflich, versuche zu retten, was zu retten ist, begleiche die Rechnung und gehe ebenfalls, nur weg von diesen Leuten, diesen Blicken und dieser Hitze, die mir allesamt zu schaffen machen.
    Ich laufe, will mich in den kühlen Büros von Agence Models Prestige verstecken und hoffe, Marcus zu sehen, doch keine Menschenseele ist im Büro, die Mittagspause hat gerade erst begonnen. Ich lasse mich in meinen Bürosessel plumpsen und genieße, wie die Klimaanlage meine heiße Stirn kühlt und meine verweinten Augen trocknet. Ich weiß nicht, was mich mehr
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