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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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kleinbürgerlichem Häuschen. Dort hielt sie es nie lange aus, ohne dass ihr die Luft zum Atmen knapp wurde.
    »Es ist doch keine große Sache, du musst sie nur aus dem Bett holen und ihr die Anziehsachen rauslegen«, hatte Thor auf dem Weg zur Tür gesagt.
    Er hatte gewirkt, als wäre er in Gedanken bereits am Tatort, hatte sie dann jedoch so lange geküsst, dass sie sich japsend wieder losreißen musste, um Luft zu holen.
    »Ach so, und nicht zu vergessen das Frühstück und die Pausenbrote. Den Weg zur Schule kann sie dir selbst zeigen.«Was hätte Thor wohl gemacht, wenn Linnea nicht da gewesen wäre? Hätte er Maja dann einfach allein zurückgelassen, oder jemand anderen gefunden, dem er sie aufs Auge drücken konnte? Meistens war er nicht besonders vorausschauend, er war eher ein Mann der Tat. Das war Teil seines Charmes, machte Linnea allerdings manchmal auch rasend.
    »Du musst daran denken, dass ich heute Schwimmen habe!«
    Überraschenderweise hatte Maja ihr Frühstück inzwischen aufgegessen und zeigte jetzt auf den Stundenplan, der am Kühlschrank hing. Linnea nahm sich zusammen und bat Maja, ihr zu helfen, die Schwimmtasche zu packen. Gemeinsam durchwühlten sie Majas Schrank auf der Suche nach einer Schwimmbrille, als Linneas Blackberry im Wohnzimmer klingelte. Als sie endlich abnahm, hatte sie einen ungeduldigen Thor in der Leitung.
    »Du musst unbedingt kommen!«
    Noch bevor Thor ausgesprochen hatte, ahnte Linnea, worauf er hinauswollte. Sie sah zu Maja hinüber, die gerade triumphierend mit ihrer Schwimmbrille auf der Nase ins Zimmer stolziert kam, lächelte sie kurz an und kehrte ihr den Rücken zu.
    »Ich hüte gerade deine Tochter, habe soeben das widerlichste Pausenbrotpacket der Welt für sie geschmiert und soll dafür sorgen, dass sie in einer Stunde in der Schule ist. Und jetzt willst du mich plötzlich zu deinem Fall hinzuziehen? Ich bin keine Rechtsmedizinerin, sondern Forensische Anthropologin. Muss ich dir den Unterschied erklären?«
    Thor ignorierte ihren genervten Tonfall.
    »Dieser Tatort ist so neu und unberührt, wie ich es selten erlebt habe. Komm schon, Linnea, du weißt genau, was ein paar Stunden Verzögerung für eine Ermittlung bedeuten können.«
    »Vergiss es!«

2
    T hor und Kraus kehrten an den Strand zurück, wo es bereits von Autos und Menschen wimmelte. Der Audi S 6 des Toten, in dessen Kofferraum man eine Geldbörse mit persönlichen Papieren gefunden hatte, die keinen Zweifel an seiner Identität ließen, parkte zwischen dem Krankenwagen, einer Streife und vier Zivilfahrzeugen. Hinter einigen Autos entdeckte Thor Linnea. Ihr Haar steckte unter einer grünen Strickmütze, und sie bahnte sich ihren Weg durch die Männer von der Bereitschaft, die gerade dabei waren, die Lichtanlage und die Abdeckung wieder abzubauen. Nun, da sich die Sonne und ein frostklarer Himmel ankündigten, bestand kein Bedarf mehr an künstlicher Beleuchtung oder Schneeschutz.
    Vom schlechten Gewissen angetrieben, kam er so eilig auf sie zu, dass er beinahe auf dem Schnee ausrutschte.
    »Ich weiß, dass ich dich ausnutze.«
    Sie antwortete nicht, sondern nickte nur, und er rang sich ein einschmeichelndes Lächeln ab und erklärte, dass es doch trotz allem eine Notsituation wäre, und je schneller sie mit den Untersuchungen anfingen, desto größer sei die Chance, den Täter zu fassen, ehe alle Spuren buchstäblich eingefroren wären. Thor war nicht ganz klar, ob Linnea sauer auf ihn war, weil er sie mit Maja allein gelassen oder weil er sie hergerufen hatte. Eigentlich hatte er kaum zu hoffen gewagt, dass sie tatsächlich kommen würde – man konnte sich nie sicher sein, wie sie reagierte. Und was sie eigentlich dachte.
    »Da draußen ist es«, sagte er dann. »Das Eis ist sicher, es besteht also kein Grund zur Sorge.«
    »Du vergisst da eine Sache …«
    Linnea machte keine Anstalten, ihm zu folgen, als er auf den vereisten Badesteg zeigte.
    »Kannst du dich noch an deinen Vater erinnern?«, fragte sie dann. »Den Mann, der dich jeden Tag in die Schule bringt?«
    Erst jetzt bemerkte er, dass sie Maja an der Hand hielt. Sie gingen die letzten Schritte über den glatten Schnee, und Linnea schob seine Tochter auf ihn zu. Maja knabberte aufgeregt an einem Müsliriegel, während sie mit weit aufgesperrten Augen den Trubel um sich herum verfolgte, soweit ihre Vermummung aus Schal und Zipfelmütze es zuließ. Im Hintergrund hörte Thor vereinzeltes Gelächter von seinen Kollegen. Auch in Linneas
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