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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Autoren: Brenda Joyce
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spendeten reichlich Schatten. Kurzum, es war ein wundervoller Tag im Frühsommer – und der perfekte Tag zum Heiraten!
    Einen Moment lang hatte sie Gelegenheit, Rick Bragg unbemerkt zu betrachten, und spürte, wie wohlige Wärme sie erfasste. Er würde immer einen besonderen Platz in ihrem Herzen einnehmen, das wusste sie. Er war groß, goldblond und von einem sehr ansprechenden Äußeren, doch das waren nicht seine einzigen guten Eigenschaften. Tatsächlich war er noch reformbesessener als sie. Er hatte die letzten zehn Jahre in Washington, D.C., verbracht, wo er sich als Anwalt für die Rechte der Bedürftigen, der geistig Behinderten und der Armen engagiert hatte. Ihm war eine Partnerschaft in einer angesehenen Kanzlei angeboten worden, aber das hatte er abgelehnt.
    Erst im Januar war er von Seth Low, dem kurz zuvor ins Amt gewählten neuen Bürgermeister von New York City, zum Police Commissioner bestellt worden. Braggs vorrangige Aufgabe war es, den Polizeiapparat der Stadt gründlich zu säubern, dem der traurige Ruf vorauseilte, durch und durch korrupt zu sein. Eine erst unlängst veröffentlichte Studie schätzte, dass die Polizei jährlich rund vier Millionen Dollar allein dadurch einnahm, dass sie bei Glücksspiel, Prostitution und anderen illegalen Aktivitäten beide Augen zudrückte. Sogar Gemüsehändler oder Schuhmacher ließen dem Streifenpolizisten in ihrem Viertel Woche für Woche ein paar Dollar zukommen, damit er sie beschützte.
    In den sechs Monaten, die Bragg jetzt im Amt war, hatte er sein Bestes versucht, um diese Missstände abzustellen. In erster Linie hatte er die Beamten in andere Abteilungen versetzt, befördert oder degradiert, um die bestehenden Strukturen aufzubrechen. Allerdings geriet er dabei immer mehr zwischen die Fronten: Politik und Fortschritt bewegten sich nicht länger in die gleiche Richtung. Bürgermeister Low hatte mit einem Mal begonnen, von seinem eigenen Reformkurs abzuweichen und damit Bragg den Rückhalt zu entziehen. Er fürchtete wohl, bei der nächsten Wahl nicht in seinem Amt bestätigt zu werden. Die progressive Elite der Stadt und auch der Klerus machten sich zwar dafür stark, dass Bragg noch konsequenter vorging – die mit Tammany Hall, der korrupten Parteipolitik, verbündete Deutsche Reformbewegung steuerte allerdings dagegen. Bragg saß damit zwischen allen Stühlen. Trotzdem war er entschlossen, in seinen Reihen für Recht und Ordnung zu sorgen. Fast zwangsläufig hatte er sich damit in kürzester Zeit mehr Feinde als Freunde gemacht.
    Francesca bezweifelte, dass es einen Mann gab, den sie mehr bewunderte und respektierte als ihn. Ihren Verlobten natürlich ausgenommen.
    Als sie den Salon betrat, drehte sich Bragg um, lächelte sie an und kam ihr mit ausholenden Schritten entgegen. „Francesca! Ich hoffe, ich störe nicht.“ Während sie seine Hand ergriff, küsste er sie auf die Wange. „Ich weiß, du heiratest heute.“
    Sie ließ seine Hand los und erwiderte sein Lächeln. Er hatte es also nicht vergessen. „Ich will auch hoffen, dass du das weißt! Schließlich stehst du auf der Gästeliste. Ich wäre am Boden zerstört, wenn du nicht dabei wärst.“
    Sekundenlang musterte er sie, dann schaute er sie ernst an.
    Dabei wurde ihr bewusst, wie müde und abgekämpft er aussah. „Du störst nie. Was ist los?“
    „Danke für deine netten Worte. Du wirkst sehr glücklich, Francesca.“
    Sie wurde argwöhnisch. Bragg hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er ganz und gar gegen Hart als ihren Ehemann eingestellt war. „Ich bin eine Braut, die in wenigen Stunden vor den Altar treten wird. Kein Wunder, dass ich glücklich aussehe, auch wenn ich gleichzeitig nervös bin.“ Mit einem Mal wurde ihr klar, warum er hergekommen war. „Es gibt keinen neuen Fall für mich, nicht wahr?“
    „Nein, es gibt keinen Fall.“ Er wirkte noch ernster. Auch ihr Lächeln schwand, während er ihre Hände fasste. „Meine Einstellung zu dieser Heirat hat sich nicht geändert. Ich bin so in Sorge um dich.“
    Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen, gab es aber auf, da er nicht loslassen wollte. „Ich werde Calder heute Nachmittag heiraten.“
    „Vor zweieinhalb Wochen saß er noch im Gefängnis, und auf deiner Liste der Tatverdächtigen befand er sich an oberster Stelle.“
    „Nein, das war deine Liste“, widersprach sie und zog ihre Hände schließlich doch zurück. „Ich habe nie an seiner Unschuld gezweifelt.“
    „Er hat dich ganz in seinen Bann
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