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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Macht der Kollektivisten jedoch gebrochen und ihre versprengten Haufen wurden von den Rus gnadenlos gejagt. Doch außerhalb der Metropole war der Gegner nicht untätig geblieben. Er hatte weitere Regionen überrannt und Uljanin dachte nicht daran, die Freiheitsbewegung der Rus auf längere Sicht in St. Petersburg gewähren zu lassen.
    Die blutigen Unruhen, die Barrikaden- und Straßenkämpfe, sollten erst der Auftakt zu einem noch viel größeren Konflikt sein. Zunächst aber feierte Artur Tschistokjows Freiheitsbewegung erst einmal ihren Sieg.
    Bis Ende Oktober blieben Frank und Alfred noch in St. Petersburg und halfen ihren Mitstreitern dabei, die Macht in der strategisch wichtigen Großstadt weiter zu festigen. Sie verbrachten die Tage mit endlosen Patrouillenfahrten durch die weit verzweigten Gassen, führten Verhaftungen durch und stellten Verräter an die Wand.
    Sie gingen nun mit ähnlicher Härte wie ihre skrupellosen Rivalen vor, die in den von ihnen beherrschten Regionen jeden politischen Widerstand mit Gewalt ausgemerzt hatten. Artur Tschistokjow kontrollierte jetzt die Fernseh- und Rundfunkanstalten der Stadt und nutzte diese zu einer flächendeckenden Aufklärung der Bevölkerung.
    „Es ist wichtiger, die Leute geistig für sich zu gewinnen als sie mit dem Schwert zu zwingen!“, äußerte er häufig in diesen Tagen.
    Die internationale Presse und das Fernsehen schenkten den Ereignissen in St. Petersburg diesmal große Aufmerksamkeit. Gift und Galle spuckten sie Tschistokjow entgegen und machten aus ihm ein gewalttätiges Monster. Sie stellten die Kollektivisten durchwegs als „arme Opfer“ dar und berichteten nun fast täglich von den „schrecklichen Menschenrechtsverletzungen“ in Weißrussland und den benachbarten Gebieten.
    „Westrussland versinkt im Blut!“, titelte die größte New Yorker Tageszeitung. „Stoppt den verrückten Diktator Tschistokjow!“, riefen die Blätter im Verwaltungssektor „Europa-Mitte“.
    Der Weltpräsident und führende Vertreter des Weltverbundes äußerten ihre „tiefe Sorge“ vor den Kameras der Fernsehsender und versprachen ein baldiges Eingreifen in Osteuropa.
    Endlich waren die Mächtigen auf Tschistokjow aufmerksam geworden. Der Fall von St. Petersburg hatte sie unerwartet getroffen und inzwischen begannen sie, die Freiheitsbewegung der Rus ernster zu nehmen.
    Der japanische Außenminister Akira Mori und sein weißrussischer Kollege Thorsten Wilden bekräftigten hingegen vor der nun hinsehenden Weltöffentlichkeit ihre Bündnistreue. Matsumoto drohte dem Weltverbund sogar und forderte ihn auf, Weißrussland und das Baltikum in Ruhe zu lassen.
    Und während sich die Lage auf internationaler Ebene zuspitzte, kehrten Frank und Alfred für zwei Wochen der großen Politik den Rücken und kehrten endlich nach Ivas zurück.
    Es hatte den ganzen Tag geregnet und Frank hatte sein Bett kaum verlassen. Seine Glieder waren schwer wie Blei und nur ab und zu schlich er in die Küche, um sich einen heißen Tee zu machen.
    Bäumer und Svetlana waren oben in einem Zimmer und wollten ebenfalls nur noch ihre Ruhe haben. Die junge Russin war heute Morgen nach Ivas gekommen, hatte sich kurz mit Frank unterhalten und war dann mit Alf nach oben verschwunden. Kohlhaas war verwirrt, erschöpft und trotz des großen Sieges in St. Petersburg unzufrieden. Als es draußen langsam dunkel zu werden begann, zog er sich seine Sachen an und ging aus dem Haus. Er schlenderte über die schlammigen Straßen des Dorfes und unterhielt sich kurz mit einem jungen Mann, der auch bei den Straßenkämpfen in St. Petersburg dabei gewesen war. Frank kannte ihn kaum. Der gerade einmal 18 Jahre alte Bursche hieß Stefan Weinert und hatte noch unter Sven Webers Leitung mit seinem Einsatz für die Rus begonnen. Durch den Tod seines Freundes und seine ständigen Einsätze in der Ferne hatte Kohlhaas ein wenig den Kontakt zu der nach wie vor sehr aktiven Dorfjugend von Ivas verloren. Jetzt war er froh, sich noch einmal mit einem so eifrigen Nachwuchskämpfer unterhalten zu können.
    Nach einer Weile begann es heftiger zu regnen, doch Frank ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil, er genoss es, als die kalten Tropfen auf seine Gesichtshaut prasselten und atmete tief durch.
    Bald kam er zum Dorfplatz und blickte sich ein wenig melancholisch um. Die Regentropfen klackerten auf die Häuserdächer um ihn herum und auf das Kopfsteinpflaster zu seinen Füßen. Wie sehr hatte er dieses kleine Dörfchen

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