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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Autoren: Alexander Merow
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Stunde“, antwortete Alf und trat das glimmende Feuer aus.
    „Dann lass uns gleich gehen“, sagte Kohlhaas, nervös an seiner Kappe herumfingernd.
    Sie prüften noch einmal die Ausrüstung und Frank tastete gedankenverloren den Sprengstoff, der sich in den blauen Tüten befand, ab.
    „Für dich Vater, für dich Schwester“, murmelte er leise und starrte in den dunklen Schacht.
    Sie schnallten sich das schwere Gepäck auf den Rücken und luden ihre Waffen durch. Dann begaben sie sich zum Loch, das sie ins Kanalsystem führte, und schlichen hindurch.
    Jeder Schritt fiel jetzt schwer und wurde von einem vor Aufregung hämmernden Herzen begleitet. Die Handflächen der beiden Männer füllten sich mit winzigen Bächen aus Schweiß und die Dunkelheit um sie herum starrte sie diesmal noch bösartiger an als sonst.
    Ihre Taschenlampen leuchteten ihnen den Weg und sie bewegten sich wie schleichende Katzen auf der Jagd nach ihrer Beute durch die Tunnel der Kanalisation. Die größeren Hallen der Umleitungen und Wasserreservoirs waren leer. Alle Aufmerksamkeit, wohl selbst die der Arbeiter der Stadtwerke, richtete sich auf das gewaltige Massenspektakel an der Oberfläche. Was Frank und Alfred nicht wussten, war, dass alle Angestellten der Stadt Paris an diesem Festtag zwangsverpflichtet wurden, an den Feierlichkeiten teilzunehmen.
    Die beiden Rebellen tappten auf leisen Sohlen weiter durch das unterirdische Netz und befanden sich bald am Ausgang des Kanals, wo der GP-Polizist sie beinahe mit seiner Taschenlampe angeleuchtet hatte. Ihre Herzen pochten wie verrückte Dampfhämmer und Frank glaubte, den Widerhall seines Pulses im Gang hören zu können.
    „Um 13.00 Uhr soll Wechsler mit seiner Rede beginnen. Wenn er anfängt, stelle ich die Zeitschaltung der Bombe auf zehn Minuten. Diese Zeit müsste uns reichen, um aus dem Gefahrenbereich zu kommen“, erklärte Alf.
    „Einverstanden!“ hauchte Frank, dessen Nerven mittlerweile vollkommen blank lagen.
    Vorsichtig präparierten sie die Bombe und machten sie einsatzfertig.
    Die schwarze Limousine des Gouverneurs hielt neben dem „Tempel der Toleranz“ an und ein fein gekleideter Chauffeur öffnete die Autotür. Sofort umstellten Sicherheitsbeamte das große, glänzende Fahrzeug und schauten sich um.
    Ein blitzender, schwarzer Lackschuh zeigte sich unterhalb der Autotür. Dann folgte der elegante Rest. Leon-Jack Wechsler war angekommen.
    Gestern war er noch in London gewesen und hatte bei einer geheimen Versammlung vor den Mitgliedern der Großloge, deren zweiter Großmeister er war, eine Rede gehalten. Jetzt weilte er in Paris, um das „Fest der neuen Welt“ feierlich einzuleiten. London, die am besten überwachte Stadt der Welt, von New York und Washington einmal abgesehen, war die Wahlheimat Wechslers. Hier hatten seine Vorfahren bereits lukrative Bankgeschäfte gemacht, dann wanderte ein Teil seiner Familie nach Chicago aus und schließlich kehrte er mit Anfang dreißig in die ehemalige Hauptstadt des Staates England zurück.
    Der Gouverneur lächelte und schüttelte einigen untergeordneten Würdenträgern die Hand. Diese verbeugten sich vor dem dunkelhaarigen und leicht bucklig wirkenden Mann mit der auffälligen Rundbrille. Der Politiker war Ende vierzig und hatte bereits eine große Karriere hinter sich. Ursprünglich aus dem Bankgeschäft kommend war er dann in zahlreichen Vorständen von Geldinstituten, Medienunternehmen und Energiekonzernen tätig gewesen. Wechsler hatte Macht und getreu seiner Erziehung hielt er nicht viel von Ehrlichkeit und Skrupeln. Notfalls taten es auch Lüge und Heimtücke, denn nur das Ziel war wichtig und es hieß „Macht“.
    Er strich sich durch seine nach hinten gekämmten, leicht lockigen Haare und schaute sich mit seinen listigen Augen um. Die Menschenmasse war weit von ihm entfernt, er hatte keinen Bezug zu ihr und wollte es auch nicht.
    Er tat, was getan werden musste und sagte die Dinge, die gesagt werden mussten, damit die neue Ordnung leben konnte. Der Plan, sie zu errichten, war von langer Hand vorbereitet worden und duldete keine Abweichungen oder Verzögerungen.
    Leon-Jack Wechsler war ein Zahnrad in dieser grausamen Maschine, aber er war ein großes Zahnrad. Das wusste der Politiker und jeder, der ihn kannte, wusste es auch und tat gut daran, nicht seinen Unmut auf sich zu ziehen.
    Derweil tickte die Uhr unerbittlich vorwärts, so wie sich das Rad der Geschichte auch immer ohne Pause drehte und dabei die, die ihm nicht
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