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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher
Autoren: Nancy Kress
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ineinandergreifender Ovale hatte. Sofort erhoben die Vereinigten Staaten Anspruch auf La Isla; die potentiellen Steuereinnahmen von den Geschäftsunternehmen der SuperSchlaflosen wären enorm gewesen. Doch die UNO teilte die Insel Mexiko zu, das nur dreißig Kilometer entfernt lag; die Vereinten Nationen waren zu diesem Zeitpunkt gerade ausnahmslos unzufrieden mit den Amerikanern, die im Auf und Ab der internationalen öffentlichen Meinung wieder einmal eine Talsohle erreicht hatten. Und Mexiko, das seit Jahrhunderten mit schöner Regelmäßigkeit von den Vereinigten Staaten reingelegt und ausgetrickst wurde, zeigte sich glücklich über jede Summe, die La Isla zahlen wollte, um in Ruhe gelassen zu werden.
    Die SuperS bauten ihre Insel im Schutz der raffiniertesten Energiefelder, die existieren. Absolut undurchdringlich. Offenbar waren die SuperS mit ihrem unvorstellbar hoch entwickelten Intellekt nicht nur Genies auf dem Gebiet der Genmodifikation, sondern sie hatten in ihrer Gruppe Spezialisten für alles: Y-Energie, Elektronik, Grav-Tech. Von ihrer Insel aus, die offiziell, aber nichtsdestoweniger phantasielos La Isla heißt, haben sie eine Unzahl von Patenten auf den Weltmarkt gebracht, auf dem die USA immer wieder nur die gleichen müden wiederaufbereiteten Produkte zu überhöhten Preisen anbieten können. Die USA haben 120 Millionen unproduktive Nutzer zu erhalten; La Isla keinen einzigen. Nie zuvor hatte ich gehört, daß jemand die Insel Huevos Verdes nannte, was als ›grüne Eier‹ zu übersetzen wäre und im spanischen Slang selbstverständlich auch ›grüne Hoden‹ bedeutet. Fruchtbare und machtvolle Eier. Wußte Colin das?
    Ich bückte mich, um einen Halm des sehr grünen GenMod-Grases zu pflücken. »Colin, glaubst du nicht auch, daß es kein Problem für die SuperS darstellen würde, Jennifer Sharifi und ihr Gefolge aus dem Gefängnis zu holen, wenn ihnen daran gelegen wäre? Aber offenbar wollen die erfolgreichen Konterrevolutionäre ihre Altvorderen genau dort haben, wo sie sind!«
    Colin sah noch ärgerlicher drein als bisher. »Diana, die SuperSchlaflosen sind keine Götter! Sie können nicht überall die Fäden ziehen. Es sind auch bloß Menschen!«
    »Ich dachte, die AEGS behauptet, das sind sie nicht.«
    Er ignorierte das. Oder vielleicht auch nicht. »Du sagtest mir gestern, du wärst der Meinung, daß den illegalen GenMod-Experimenten Einhalt geboten werden muß. Experimenten, die die Menschheit, so wie wir sie kennen, unwiderruflich verändern könnten.«
    Ich hatte Katous vor Augen, wie er zerschmettert auf dem Gehweg lag, während Stephanie oben auf dem Balkon lachte. Keks! Bitte! Ich hatte Colin tatsächlich gesagt, daß ich der Meinung war, illegale GenMod-Experimente gehörten gestoppt, aber nicht aus so simplen Gründen wie den seinen. Ich war keineswegs gegen unwiderrufliche Veränderungen an der Menschheit; ganz im Gegenteil, ich hätte das für eine hervorragende Idee gehalten. Die Menschheit erschien mir nicht als etwas so Perfektes, daß sie für alle Zeiten so bleiben sollte, wie sie war. Meine Vorbehalte galten der Art von Veränderungen, die man für sie aussuchen würde. Ich hatte meine Zweifel, was die Wählenden betraf; ich hatte keinen Einwand gegen die Möglichkeit der Auswahl. Wir waren schon weit genug in die Richtung von Stephanie gegangen, die fühlende Lebewesen in dieselbe Kategorie von Wegwerfprodukten einordnete wie Toilettenpapier. Ein Hund heute, kostspielige, unproduktive Nutzer morgen – und wer dann? Ich hatte den Verdacht, daß Stephanie auch zum Völkermord fähig war, falls es ihren Zielen nutzte. Und dasselbe glaubte ich von vielen Machern. Es war schon vorgekommen, daß ich selbst daran gedacht hatte – jedoch nicht in Form effektiver Denkprozesse. Das Nichtdenken erschreckte mich dabei besonders. Aber ich bezweifelte, daß Colin das alles verstanden hätte.
    »Ganz richtig«, sagte ich. »Ich möchte mithelfen, den illegalen GenMod-Experimenten Einhalt zu gebieten.«
    »Und ich möchte, daß du weißt, daß ich weiß, daß sich unter dieser leichtfertigen Art, die du zur Schau stellst, eine ernsthafte und aufrechte amerikanische Staatsbürgerin verbirgt.«
    O Colin! Nicht einmal sein angehobener IQ ließ ihn die Welt anders als zweiwertig erkennen: annehmbar/nicht annehmbar. Gut/schlecht. Ein/aus. Die Realität war soviel komplizierter! Und zu allem Überdruß log er mich noch an.
    Ich bin gut im Aufspüren von Lügen. Weitaus besser als Colin bei
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