Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betrug beim Casting

Betrug beim Casting

Titel: Betrug beim Casting
Autoren: H Wich
Vom Netzwerk:
Ramonas Mutter hinüber. Der fiel die Kinnlade herunter. Mit diesem Teil der Show hatte sie nicht gerechnet.
    Ein Assistent verteilte die Noten an die ersten vier Kandidatinnen. Die Blätter raschelten, hastig überflogen die Mädchen Text und Melodie, und eine fing leise zu summen an.
    »Ruhe bitte!«, sagte Terry. »Hört auf zu summen. Jede soll die gleiche Chance haben.«
    Die drei !!! schüttelten die Köpfe. Das sagte ja gerade die Richtige!
    »Verteilt bitte die Stimmen und findet ein gemeinsames Tempo.«
    Die Mädchen sahen sich unsicher an und zögerten. Dann wurde ein rothaariges Mädchen aktiv. Sie checkte kurz ab, wer welche Stimmlage hatte, und organisierte die Stimmen. Schließlich schnippte sie mit den Fingern den Takt vor. Die vier fingen an zu singen. Es hörte sich ziemlich wackelig an. Nur die Rothaarige war einigermaßen sicher, die anderen schwammen über weite Strecken.
    »Danke, vielen Dank!«, sagte Terry. »Ihr habt alle euer Bestes gegeben. Sophie?« – sie deutete auf die Rothaarige – »du hast das Zeug zum Bandleader. Das hat uns sehr beeindruckt.«
    Michael Martens nickte. »Mir hat deine Entschlossenheit auch sehr gut gefallen und deine Ausstrahlung. Gratuliere, Sophie!«
    Die Rothaarige tanzte vor Freude im Kreis. Die anderen Bewerberinnen dagegen zogen lange Gesichter, als die Jury ihre Leistungen bewertete und sie schließlich nicht für die Endrunde auswählten.
    Die drei !!! rutschten nervös auf ihren Stühlen hin und her. Wenn es bei den anderen Kandidatinnen auch so lange dauerte, kam ihr Zeitplan total durcheinander.
    Eine Vierergruppe nach der anderen trat vor und wurde bewertet. Nur zwei Mädchen gelangten in die nächste Runde. Die meisten hatten Probleme mit dem Song, und ein paar kamen mit der Stresssituation nicht zurecht. Dominique, ein Mädchen aus Kims Klasse, fing sogar an zu weinen.
    »Kann ich es noch mal versuchen?«, fragte sie, als sie mitten im Song abgebrochen hatte, weil ihre Stimme versagt hatte.
    Terry schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Dominique. Wir können weder bei dir noch bei einem anderen Mädchen eine Ausnahme machen.«
    Franziska kochte innerlich vor Wut und wäre am liebsten jetzt schon auf die Bühne gestürmt. Sie musste sich schwer zusammenreißen, um Terry nicht wüst zu beschimpfen.
    Marie ging es ähnlich. Sie war heilfroh, jetzt nicht an Dominiques oder Ramonas Stelle zu sein. Die arme Ramona! Noch ahnte sie nicht, was gleich auf sie zukommen würde.
    Inzwischen rannte Dominique heulend aus dem Studio. Ein empörtes Raunen ging durch die Zuschauermenge.
    »Die Arme!«, riefen ein paar.
    Frau Ternieden drehte sich um. »Wieso? Das Showgeschäft ist eben hart!«
    Klar, dachte Kim, aber nur für die anderen, die kein Geld haben und auf legalem Weg durchs Casting kommen wollen.
    »Ruhe bitte!«, rief Michael Martens. »Ruhe! Danke. Ich möchte an dieser Stelle kurz unterbrechen. Wir wissen, dass die zweite Runde dieses Castings nicht leicht ist. Aber als Popstar steht man oft unter extremen Belastungen und Stresssituationen. Damit zurechtzukommen ist genauso wichtig, wie gut singen zu können. Wir tun also keinem Mädchen einen Gefallen damit, wenn wir ihr eine nette, heile Welt vortäuschen.«
    Das Publikum raunte immer noch, aber die Stimmen wurden langsam leiser. Das Casting ging weiter. Endlich waren Jette und Julia dran. Zusammen mit Ramona und Claudia, einer Mitschülerin von Franziska, stellten sie sich vor der Jury auf.
    Die drei !!! rutschten an die vordere Kante ihrer Stühle und rissen die Augen auf. Beinahe hätten sie die Schwestern nicht wiedererkannt. Jette und Julia hatten sich von rosa Glitzermädchen in freche Rockgirls verwandelt. Ihre Beine steckten in schwarzen Lederhosen, dazu hatten sie grün gemusterte Armee-Tops und derbe Stiefel kombiniert. Ramona und Claudia in ihrem normalen Jeans-und-T-Shirt-Outfit wirkten dagegen wie Gäste, die zufällig auf einer Faschingsfeier hereingeschneit waren und das Motto nicht mitbekommen hatten.
    Sue erklärte wieder die Programmänderung mit dem neuen Song. Claudias Knie fingen an zu zittern, und Ramona wurde total blass. Jette und Julia guckten sich gespielt bestürzt an.
    »Aber das war so nicht ausgemacht!«, beschwerte sich Jette.
    »Ja, genau«, sagte Julia.
    Ramona und Claudia brachten vor Schreck kein Wort heraus.
    »Das stimmt«, sagte Sue ruhig. »Aber ihr seid nicht allein. Jedes Mädchen heute in dieser Runde muss vom Blatt singen.«
    Terry klatschte in die Hände.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher